„Bürokratie-Monster macht alles platt“ - Altenheim steht vor dem Aus, weil 10 Pflegekräften die Abschiebung droht
Einem Pflegeheim in Wilstedt bei Bremen droht der Verlust von zehn kolumbianischen Pflegekräften, deren Asylanträge abgelehnt wurden. Das berichtet die „Bild“-Zeitung .
Sollte es tatsächlich zur Abschiebung kommen, könnte das Heim sogar ganz schließen müssen. Denn die betroffenen Pflegerinnen und Pfleger machen ein Drittel der Belegschaft aus und betreuen viele schwer demenzkranke Menschen. Heimleiter Tino Wohlmacher poltert: „Wir betreuen hier 48 schwer demenzkranke Menschen, für die wir dann neue Plätze suchen müssten. Der Staat kümmert sich null.“
„Das System kann nur noch als krank bezeichnet werden"
Das niedersächsische Innenministerium begründet die geplante Abschiebung damit, dass sich die Kolumbianer als Asylbewerber und nicht als Fachkräftezuwanderer gemeldet hätten. Ein nachträglicher Wechsel des Aufenthaltsstatus sei nicht möglich. „Das System kann nur noch als krank bezeichnet werden. Unsere Kolumbianer zahlen hier Steuern und Abgaben. Sie stocken nicht auf, sind integriert, ihre Kinder auch“, erklärt Wohlmacher gegenüber der „Bild“. Und weiter: „Dann kommt das deutsche Bürokratie-Monster um die Ecke und macht alles platt.“
Derzeit bleibt den betroffenen Mitarbeitenden nur die Möglichkeit, einen Antrag bei der Härtefallkommission des Landes Niedersachsen zu stellen.
Offenbar sollten bereits erste Abschiebungen noch in dieser Woche stattfinden. Die Behörde dementiert jedoch. „Jetzt ducken sie sich auch noch feige weg. Ich habe hier sechs Bescheide, die was anderes sagen. Darin heißt es ganz klar: Sie haben 30 Tage Zeit, auszureisen. Das können sie selbstständig tun oder sie werden abgeholt“, schimpft Wohlmacher.
Heimleiter angefressen: „Unsere Politiker sind schwach“
Unterstützung kommt unter anderem von der kolumbianischen Botschaft und dem Konsulat in Bremen, die das niedersächsische Innenministerium um eine Härtefallprüfung gebeten haben. Eine Abschiebung müsse im Interesse der Patienten verhindert werden.
Die Situation hat bereits eine Welle der Solidarität in der Region ausgelöst, doch Wohlmacher ist skeptisch, ob schnell gehandelt wird: „Das deutsche Bürokratie-Monster hat das Land im Würgegriff. Unsere Politiker sind schwach und Beamte werden sich niemals selber abschaffen. Wir müssen kämpfen.“