Zahlen zeigen rasanten Anstieg - Abseits des Platzes wird die Heim-EM in Deutschland zum „Sex-Spektakel“
Während der Europameisterschaft in Deutschland herrscht in den Gastgeberstädten in vielen Branchen Hochkonjunktur. Vor allem die Gastronomie kann während des Turniers mit einem enormen Einnahmeplus rechnen.
Allerdings gibt es auch andere Branchen, die aktuell boomen, von denen man vordergründig gar nicht so viel mitbekommt. So ist die Anzahl der Sexarbeitenden in den zehn Austragungsorten um durchschnittlich 31 Prozent gestiegen – auch in Köln ist ein Anstieg zu verzeichnen.
EM sorgt für unerwarteten „Sex-Boom“ in Deutschland
Das geht aus einer Analyse des Erotikportals „Erobella“ hervor, die die Anzahl der Sexarbeitenden in den zehn Austragungsorten mal genauer unter die Lupe genommen hat.
So sei seit Mitte Mai ein signifikanter Anstieg zu beobachten, um die 13.700 Sexarbeitenden sollen extra für die EM nach Deutschland gekommen sein, um ihre Dienstleistungen anzubieten. In Köln sollen es mehr als 1000 Personen sein.
Erobella-Mitgründerin Ola Miedzynska kommentiert die Entwicklung wie folgt: „Großereignisse wie die EM führen immer zu einer großen Nachfrage nach erotischen Dienstleistungen. Wir als Erotikportal verzeichnen in den letzten Tagen und Wochen in den Austragungsorten der EM-Spiele einen deutlichen Anstieg an neuen Profilen von Sexarbeitenden.“
173 Euro pro Stunde: Preise für sexuelle Dienstleistungen schnellen in die Höhe
Ähnlich sah das auch Kolja-André Nolte vom Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen in Köln bereits vor dem Turnier: „Wir verzeichnen bei unseren Mitgliedern keine Angst vor Überforderung, sondern eher eine Vorfreude auf ein paar mehr Kunden während der EM.“
Laut der Analyse des Erotikportals sei nicht nur die Anzahl der Sexarbeitenden gestiegen, auch die Preise sollen während EM in die Höhe geschossen sein. In Köln seien die Preise pro Stunde um rund 11,5 Prozent auf durchschnittlich 173 Euro gestiegen.
SPD-Sprecherin warnt vor Zwangsprostitution
Allerdings schwingt bei dieser Entwicklung eine große Sorge mit. Leni Breymaier, die frauenpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion und Gründerin des Parlamentskreises Prostitution und Pornografie, sagte vor EM-Start: „Wir können davon ausgehen, dass die Nachfrage auch während der Europameisterschaft nicht durch Freiwillige gedeckt werden kann und es deshalb noch mehr Zwangsprostitution geben wird.“
Auch in der Analyse des Erotikportals wird auf diese Gefahr hingewiesen, dort heißt es: „Während die Zahlen steigen, bleibt es entscheidend, die Sicherheit und Rechte der Sexarbeitenden vor Ort zu gewährleisten.“ Während der Heim-WM 2006 soll eine mittlere fünfstellige Zahl von Zwangsprostituierten in Deutschland tätig gewesen sein.
Von Niklas Brühl (nb)