Nach Streichung der E-Auto-Förderung durch Regierung: Kunden sind sauer - manche wollen sogar klagen

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Weilheim
  4. Weilheim

Kommentare

Die Fördermittel fürs E-Auto hatten viele fix eingeplant. © Jens Büttner

Ärger bei den Kunden, Schockstarre in den Autohäusern: Die überraschende Ankündigung vom Samstag, dass bereits in der Nacht von Sonntag auf Montag Schluss ist mit der Umweltprämie fürs E-Auto, hat mancherorts für Aufregung gesorgt.

Landkreis – Bereits am Samstag klingeln bei den Verkäufern des Autohauses Stanglmair, das unter anderem Standorte in Schongau und Wielenbach hat, die Mobiltelefone. „Die Kunden haben angerufen und gefragt, was da los ist“, erklärt Verkaufsleiterin Jessica Stöckle. Die Fragen der Kunden, die auf ihr E-Auto warten: „Was passiert mit meinem Auto? Was ist mit meinen 4500 Euro?“ Stöckle weiß: Viele ihrer Kunden haben das E-Auto wahrscheinlich „nur aufgrund der Förderung gekauft“. Und die gibt es nun mal erst, wenn das Auto schon zugelassen ist. Bei Lieferschwierigkeiten also ein Problem.

Klar sei bereits im Vorfeld gewesen: „Es war immer die Aussage da, dass es die Förderung gibt, solange der Topf gefüllt ist.“ Deshalb tauche die Förderung auch nicht in den Kauf- oder Leasingverträgen auf. Dass die Umweltprämie für die E-Autos allerdings „so schnell und ohne Vorankündigung“ gekippt würde: „Das war uns auf keinen Fall und zu keiner Zeit bewusst. Und dann auch noch an einem Wochenende, an dem keiner mehr reagieren kann – das ist mehr als schlecht“, sagt Stöckle.

Kunden haben Beschwerden und Klagen angekündigt

Auch Hyundai-Kunden müssen jetzt bangen, wie es mit den von ihnen bestellten Autos weitergeht. Wie viele Kunden beim Autohaus Stanglmair genau betroffen sind, kann Stöckle gestern noch nicht sagen. Sie verspricht: „Wir werden für die Kunden eine Lösung finden.“

Vier stocksaure Kunden haben am Sonntag bei Ilir Amiti angerufen, der als Verkäufer im Autohaus Wolf in Penzberg arbeitet. „Die haben schon angekündigt, dass sie sich beschweren wollen und haben eventuell sogar vor zu klagen.“ Der Grund, warum besagte Fahrzeuge noch nicht für die Umweltprämie registriert sind, sind schlichtweg die üblichen Lieferschwierigkeiten in der Automobilindustrie.

Glück hatten die Kunden des Weilheimer Autohauses Doleschal. Nur ein bestelltes Kundenfahrzeug stand am Wochenende noch aus, was den Förderantrag anbelangt. „Den Kunden haben wir gleich am Samstag informiert, der hat selbst gar nichts davon mitbekommen.“ Hinter alle anderen konnte Geschäftsführer Daniel Bauer einen Haken machen. „Das liegt daran, dass die Briefe von Renault in diesem Jahr rechtzeitig gekommen sind – im Vorjahr hätte es noch anders ausgesehen.“

Umweltpräme zu keiner Zeit garantiert gewesen

Einige Anrufe waren gestern morgen auch beim Autohaus Walter in Weilheim eingegangen. Die Reaktionen seien trotz der überraschenden Fördertopf-Wende vom Wochenende sachlich ausgefallen, so Daniel Lutzke, der im Verkauf tätig ist. Dass die Kunden nur nachgefragt haben, statt sich aufzuregen, liegt aus seiner Sicht daran, dass die Förderung eine rein staatliche Sache gewesen sei. Die Umweltprämie sei zu keiner Zeit garantiert gewesen. „Und das war den Leuten beim Kauf bewusst.“

In den Zulassungsstellen im Landkreis in Weilheim und Schongau blieben zwar am gestrigen Sonntag die Türen geschlossen – mancherorts hatte die Zulassungsstellen eigens geöffnet, um Bürgern noch eine schnelle Anmeldung des E-Autos zu ermöglichen. Allerdings kann seit Einführung des sogenannten „i-kfz“ im Jahr 2019 ein Auto unter bestimmten Voraussetzungen auch rund um die Uhr online angemeldet werden. Im Landkreis Weilheim-Schongau hat davon am Sonntag ein Bürger Gebrauch gemacht.

„Wenn ein Konzept stimmig ist, braucht man keine Förderung“

Die gute Nachricht zum Schluss: Bereits gestern Mittag gab es die erste Entwarnung für besorgte Kunden, die um den staatlichen Zuschuss bangen – der Multi-Marken-Hersteller (unter anderem Peugeot, Opel, Fiat, Jeep) bietet die Umweltprämie bis zum Jahresende weiter in vollem Umfang an.

Auch Rainer Heuberger von den gleichnamigen Autohäusern in Bernbeuren und Füssen kann sich gut vorstellen, dass die Hersteller die Misere auffangen. Auch bei ihm habe es einige Anfragen gegeben. Heuberger sieht es so: „Es gibt Kunden, die lieben ihr E-Auto. Die haben daheim PV und eine Wallbox, laden ihr Auto da auf.“ Doch was ist mit denen, die ihr Auto ständig andernorts fremdladen müssen? Für diejenigen, die ein E-Auto aus diesem Grund vielleicht nicht ganz so geeignet ist? Sein Fazit: „Wenn ein Konzept stimmig ist, dann wird es sich von alleine durchsetzen. Dann braucht man keine Förderung.“

Auch interessant

Kommentare