Für jede Rettung bitte stets das große Besteck
Hubschrauber hin oder her - wenn ein Einsatzleiter schnell entscheiden muss, darf dies kein Fall für den Rechnungsprüfer sein. Ein Kommentar dazu.
Eine gute Bekannte hat sich ausgesperrt und das dummerweise erst nachts um drei gemerkt, als sie vom Feiern heimkam. Der Schlüsseldienst half ihr – für gut 700 Euro. Ganz schön teuer bestraft, so ein kleines Missgeschick. Was kostet es dann, wenn jemand nach tagelangem Starkregen in einen ohnehin abgesperrten Bereich fährt, dort den Wagen versenkt und gerettet werden muss? In Oberdorfen passiert dies regelmäßig, ebenso zwischen Eitting und Eichenkofen. Also, was kostet das?
Nichts. Zumindest nicht die Lebensrettung. Das ist die hehre Aufgabe der Feuerwehr, und dafür wird sie keine Rechnung stellen. Das ist auch gut so, denn das ist keine Frage des Geldes. Leben zu retten, koste es, was es wolle, das müssen wir uns als Gesellschaft schlichtweg leisten können (wie übrigens auch ein klammes Krankenhaus, aber das ist ein anderes Thema).
Ganz so glimpflich kommen die unfreiwilligen Badegäste aber auch nicht davon. Für die technischen Maßnahmen zur Bergung der Fahrzeuge werden wohl die Kommunen Rechnungen stellen. Das bestätigt Kreisbrandrat Florian Pleiner. Das sei übrigens unabhängig von einer Straßensperre. Denn man muss immer dem Wetter angepasst fahren.
„Versicherungstechnisch könnte es aber schon Relevanz haben“, meint Pleiner. Und ganz ehrlich, auch wenn wohl jeder einzelne Autofahrer seinen Fehler sicher bereut und wir froh sind, dass ihnen nichts passiert ist: Das Mitleid hält sich in Grenzen. Wer meint, er muss Einsatzkräfte beschäftigen, die gerade zu Hochwasser-Zeiten genug andere Dinge zu tun haben, der kann sich jetzt ruhig ein wenig mit Formularen und Callcentern herumschlagen.
Bleibt noch die Frage: War denn am Samstag in der Flutmulde tatsächlich ein Hubschrauber nötig? „Ja“, sagt Alois Schießl von der Wasserwacht. Der Fahrer habe schon drei Stunden ausgeharrt, „im Hochwasser, Tendenz steigend“. Außerdem sei die Strömung so stark gewesen, „da hätte ich kein Personal zur Rettung reinschicken können“, zumal die Flutmulde mit all ihren Steinen und Treibholz unkalkulierbares Schwemmgut mit sich führe. Schießl führt noch andere Gründe an. Was, wenn der Autofahrer in Panik geraten oder der Wagen weiter getrieben wäre.
Schießl könnte hier noch lange weiter argumentieren, muss er aber nicht. Die erste Zielsetzung war eben die Menschenrettung. Gelenkmast hin, Hubschrauber her – ein Einsatzleiter muss schnell reagieren. Und wenn er sich fürs ganz große Besteck entscheidet, dann soll‘s so sein. Das sind nicht die Momente für Rechnungsprüfer und Buchhalter oder Helden, die wir für ihre unorthodoxen Methoden im Kino bewundern. In echt bevorzugen wir die Feuerwehrleute, die auf Nummer sicher gehen und die ihre Möglichkeiten kennen. Und die dann wirklich alles aufbieten, um etwas zu verhindern, was nie wieder gutgemacht werden kann.