Frank Thelen gegen 4-Tage-Woche: „Glaube nicht, dass mehr Freizeit mehr Zufriedenheit bedeutet“

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Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel, mit einem starken Trend zu mehr Flexibilität und kürzeren Arbeitszeiten. Frank Thelen plädiert für eine Rückbesinnung auf die Werte harter Arbeit.

Köln – Immer mehr Studien berechnen die reale Arbeitszeit der Deutschen. Laut der aktuellen DIW-Studie arbeiten die Deutschen immer mehr. Und zwar so viel wie nie zuvor. Doch die durchschnittliche Wochenarbeitszeit geht seit der Wiedervereinigung zurück.

Der Ruf nach einer 4-Tage-Woche wird immer lauter und die junge Generation wünscht sich mehr Flexibilität bezüglich des Arbeitsorts. Das sei ein Problem, sagt Frank Thelen im Gespräch mit FOCUS Online.

Frank Thelen über Arbeitsbedingungen in Deutschland: „Mehr gesetzliche Urlaubstage, mehr Elternzeit“

Die Deutschen arbeiten im Schnitt 1342 Stunden pro Jahr – ein Drittel weniger als in den USA. Frank Thelen sieht einen Grund in den besseren Arbeitsbedingungen hierzulande: „Mehr gesetzlich vorgeschriebene Urlaubstage, mehr Elternzeit, etc. Aber das ist nur die halbe Wahrheit.“

Er weist darauf hin, dass in den USA, besonders im Silicon Valley, eine andere Arbeitskultur vorherrscht, die kontinuierlich neue Innovationen hervorbringt und somit mehr Arbeitszeit beansprucht.

Fehlt es der jüngeren Generation an Leistungsbereitschaft?

Auf die Frage, ob es der Generation X, Y, Z an Leistungsbereitschaft mangelt, antwortet Thelen differenziert: „Ich kenne viele junge Leute, die sehr motiviert sind und ihrer Passion folgen.“ Allerdings sieht er auch Herausforderungen, da viele junge Menschen keinen Spaß mehr an ihrer Arbeit finden oder ihren Lebenssinn woanders suchen.

Frank Thelen hat einen Fonds namens 10x DNA aufgelegt
Frank Thelen fordert mehr Mühe in der Arbeitswelt. (Archivfoto). © Britta Pedersen/dpa/picture alliance

Frank Thelen stört sich an 4-Tage-Woche – Kluge Köpfe sollen ihr Leben einer „großen Vision“ widmen

Der Investor betont die Notwendigkeit flexibler Arbeitsmodelle, um Arbeit und Familie besser zu vereinbaren. Doch er warnt: „Die Frage ist, wie lange wir noch etwas zum Exportieren haben werden, wenn es mit der Innovationsbereitschaft in unserem Land so weiter geht.“ Pauschal weniger Arbeit zu fordern - wie die Einführung einer 4-Tage-Woche - hält er für den falschen Ansatz. „Wir brauchen kluge Köpfe, die bereit sind, ihr Leben einer großen Vision zu widmen und so die nächste Innovation aus Deutschland heraus aufbauen“, sagt er.

„Ich glaube nicht, dass mehr Freizeit auch zwingend mehr Zufriedenheit bedeutet“

Ob Deutschland wieder stärker die Ärmel hochkrempeln muss, beantwortet Thelen eindeutig: „Wenn wir den komfortablen Lebensstandard weiter genießen wollen, ja. Denn aktuell basiert unser Wohlstand auf der harten Arbeit vorangegangener Generationen.“

Viele Berufseinsteiger legen Wert auf Remote-Work und Sabbaticals. Thelen sieht darin Probleme: „Ich habe das Gefühl, dass nicht ausreichend über die mittel- bis langfristigen Konsequenzen nachgedacht wird.“ Zudem glaubt er, dass mehr Freizeit nicht zwingend zu mehr Zufriedenheit führt. „Sehr vielen Menschen würde es mehr Freude bereiten, ihrer Passion zu folgen und damit einen echten Mehrwert zu leisten.“ Er selber habe das Glück gehabt, früh seine Passion gefunden zu haben, gesteht er im Gespräch mit FOCUS Online ein.

Frank Thelen beschwert sich über „absurde Ausmaßen“ in Bewerbungen

Laut Thelen spiegele die Selbstbestimmung der GenX, die auf Home-Office und 4-Tage-Woche setzt, die geänderten Machtverhältnisse am Arbeitsmarkt wider. Er sieht darin ein Problem: „Es sind absurde Ausmaße von der ersten Bewerbung via WhatsApp bis zur Arbeit vom Strand.“ Auch das Arbeiten mit Cafe Latte in einem Co-Working-Space würden keine besseren Produkte hervorrufen. „Die neue Generation will keinen Chef, sondern einen Coach“, beklagt Thelen und bezieht das Zitat von Dieter Nuhr ein.

Mit einem Appell schließt er das Gespräch ab: „Wir sollten als Gesellschaft gemeinsam definieren, wie wir auf diese Herausforderungen reagieren und wie unser Wirtschaftsstandort in Zukunft aussehen soll.“ Er betont, dass dies als gemeinsame Chance verstanden werden muss, ohne sich in Generationenkonflikten zu verlieren.

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