Ottobeuren – Mit insgesamt 50.000 Euro hat die Öko-Modellregion (ÖMR) Günztal in diesem Jahr fünf Ökoprojekte unterstützt. Die Preisträger erhielten eine Förderung für Maßnahmen, die die regionale Bio-Ernährungs- und Landwirtschaft stärken. 90 Prozent der Gelder kommen vom Freistaat und zehn Prozent tragen die Gemeinden, die in der ÖMR Günztal zusammengeschlossen sind.
Der Kettershauser Bürgermeister Dr. Markus Koneberg betonte in seiner Begrüßung, die geförderten Kleinprojekte sollen unter anderem die regionale Versorgung mit Bio-Lebensmittel verbessern. Auch die Vernetzung und Zusammenarbeit der Akteure in der Region solle aufgebaut und gestärkt werden. Am Mittwoch vergangener Woche (15. November 2023) stellte die ÖMR Günztal die diesjährigen Preisträger auf dem Bio-Milchhof Lerf in Dennenberg vor. Die Bio-Produkte von Lerf sind im Handel auch unter den Marken „Die feine Allgäuerin“ und bei der regionalen Handelskette Feneberg unter „von hier“ bekannt. Das neue Milchprodukt stärke die Bakterienkultur in Magen und Darm und fördere damit die gesunde Verdauung, so Michael Lerf bei der Vorstellung und Verköstigung der Neuheit. Gefördert wurden Maßnahmen zur Produktinnovation und deren Vermarktung über neue Vertriebskanäle.
Der auf Gemüse- und Feldfrüchteanbau spezialisierte Familienbetrieb Markus Kleinschmidt in Ottobeuren erhielt eine Förderung für die Anschaffung einer Kreisel-Egge mit aufgesattelter Sämaschine. Dieses besondere Werkzeug trägt zur Anbauoptimierung von Getreide und Hülsenfrüchten bei. Die Auflockerung des Bodens und nahezu gleichzeitige Aussaat bringen sowohl eine Steigerung der Qualität als auch der Quantität. Wegen der zunehmenden Wetterextreme müssen die sensiblen Saaten in immer kürzeren „Wetterfenstern“ ausgesät werden. Die neue Maschine erlaubt darüber hinaus eine Aussaat ohne Bodenverdichtung durch Fahrspuren und ersetzt die mühsame Aussaat per Hand.
Ebenfalls gefördert wurde der Gemüseanbau der Solidarischen Landwirtschaft (SoLawi) im Günztal auf dem Schafroth-Hof in Markt Rettenbach. Hier wurde ein Bewässerungssystem für den neu angeschafften Folientunnel sowie eine Motorsense zur Erleichterung der Bewirtschaftung gefördert. Damit soll eine Effizienzsteigerung des Gemüseanbaus für 21 „Ernteteiler“ und die wöchentliche Gemüsekiste für 35 Mitglieder erreicht werden.
Der Biohof Knaus in Mussenhausen wurde für Maßnahmen zur Ladenaufwertung und Verkaufsförderung der eigenen Bio-Waren gefördert. Eine neue große Ladentheke mit hochwertigen Kassensystemen mit Waage und die Anschaffung eines EC-Kartengerätes sollen künftig den Kunden den Einkauf vor Ort noch attraktiver machen.
Der Demeterhof Königsberger in Westerheim erhielt eine weitere Förderung für den Bau eines Verkaufshäuschens mit Verkaufsautomaten. Unterstützt wurde hierbei die Anschaffung von Materialien für das in Eigenleistung hergestellte Holzhaus sowie die dafür notwendigen Elektrikerleistungen. Beim Bau des Hauses wurden fast ausschließlich alte und gebrauchte Materialien wie Bauholz oder gebrauchte Fenster verwendet, um die größtmögliche Nachhaltigkeit zu erreichen. Hier können künftig die selbst erzeugten Lebensmittel wie Eier, Molkereiprodukte, Wurstwaren, Kartoffeln sowie Honig und Nudeln unabhängig von der Tageszeit gekauft werden. Zudem wird auch die alte Dinkelsorte „Babenhauser Rotvesen“ in 2,5 Kilogramm Mehltüten hier verkauft. Michael Königsberger hatte sich vor wenigen Jahren bereiterklärt, die in alten Saatarchiven wiedergefundene Dinkelsorte probeweise anzubauen. Der Versuch gelang und auch eine Mühle für die mittlerweile mehrere Tonnen der alten Getreidesorte konnte gefunden werden.
Der Neuanbau des alten „Babenhauser Rotvesen“ sei ein guter Beleg dafür, dass das Wirken der Öko-Modellregion auch Zeit brauche, um die Veränderung sichtbar zu machen, so Dr. Koneberg. Im kommenden Jahr 2024 müssen die Verträge mit den bislang 15 Gemeinden entlang der Günz mit der ÖMR verlängert werden. Die Akteure hoffen darauf, dass dann dieses Mal auch die beiden bisher noch nicht beteiligten Gemeinden Lauben und Erkheim mit dabei sind.
Die Fördergelder, die der Freistaat heuer zum zweiten Mal zur Verfügung stellt, sind Teil der Mittel zur Fortentwicklung der Bio-Landwirtschaft. Bis 2030 will die Staatsregierung 30 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen in ökologischen Landbau umwandeln. Gefördert werden dabei Kleinprojekte bis zu maximal 20.000 Euro. Antragsberechtigt sind Bio-Betriebe, Vereine und Privatpersonen aus der Region, die ihr Projekt bis im Herbst des kommenden Jahres abgeschlossen haben und bei Antragstellung noch nicht begonnen haben.
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