Der Verteidiger der im Fall Fabian festgenommenen Tatverdächtigen nimmt die Frau in Schutz und verweist auf den Fall der vermissten Rebecca.
Güstrow – Im Fall des getöteten Fabian aus Güstrow wurde vergangene Woche eine Frau festgenommen – sie gilt als dringend tatverdächtig. Die Verdächtige war wohl bereits seit längerem im Fokus der Polizei und sitzt nun in Untersuchungshaft, sie hatte sich bei Aussagen in Widersprüche verwickelt.
Nun äußerte sich ihr Verteidiger gegenüber dem Nachrichtenportal NDR und mahnte zur Vorsicht vor schnellen Urteilen. Er stellte außerdem den Vergleich zu einem der spektakulärsten Vermisstenfälle der vergangenen Jahre.
Verteidiger stellt sich vor Beschuldigte: Bezug auf Rebecca-Fall
Der Verteidiger der Tatverdächtigen, Andreas Ohm, betonte im Gespräch mit dem NDR, dass ein dringender Tatverdacht noch keine Schuld bedeute. Dabei bezog sich der Anwalt auf einen Fall aus Berlin, in dem ein Verdächtiger zweimal inhaftiert wurde, „das zuständige Gericht zweimal einen dringenden Tatverdacht bejaht hatte und letztlich den Beschuldigten wieder auf freien Fuß setzen musste“.
Vermutlich bezog er sich auf den Fall Rebecca Reusch, in dem der Schwager der Vermissten zweimal festgenommen und später wieder entlassen wurde. Rebecca wird seit mehr als sechs Jahren vermisst – ihr Fall zählt zu den bekanntesten ungeklärten Vermisstenfällen und bleibt bis heute ungelöst. Ein Kriminalwissenschaftler bewertete gegenüber unserer Redaktion die Parallelen zwischen den Fällen Fabian und Rebecca und sieht einen wichtigen Unterschied.
Verteidiger will Beweise prüfen und steht selbst in der Kritik
Nach Angaben Ohms stützt sich der Haftbefehl gegen seine Mandantin auf Indizien, welche die Staatsanwaltschaft als „die Beschuldigte belasten sollen“ wertet. Ob diese Indizien ausreichen, um die Haft zu begründen, will er in den kommenden Tagen bewerten. Anschließend will er mit der Inhaftierten über das weitere Vorgehen beraten.
Das Amtsgericht beauftragte Ohm als Pflichtverteidiger der Tatverdächtigen. Da der CDU-Politiker gleichzeitig als Stadtpräsident die Güstrower Stadtvertretung leitet, führt diese Doppelfunktion zu Diskussionen in der Stadt.
Anwältin von Fabians Mutter: Keine vage Vermutung
Christine Habetha, Anwältin von Fabians Mutter, beurteilt die Situation völlig anders. Gegenüber dem NDR unterstrich sie, dass der Haftbefehl auf gerichtlich verwertbaren Fakten beruhe und nicht auf „vage Mutmaßung oder die Hoffnung in künftige Beweisergebnisse“. Dies lasse sie „schon sehr stark daran glauben, dass hier die Richtige gefasst wurde“.
Die Anwältin berichtete in dem Interview außerdem, dass es sich bei der Verdächtigen um die ehemalige Lebensgefährtin des Vaters handele. Dies sei ihr demnach „von offizieller Seite bestätigt worden“ und verwies dabei auf die Staatsanwaltschaft. Über eine mögliche Beziehung zwischen dem Vater und der Tatverdächtigen hatten bereits der Spiegel sowie RTL berichtet, die Polizei hat dies aber bislang nicht bestätigt.
Zu den Anschuldigungen äußert sich die Verdächtige bisher nicht. Laut ihrem Anwalt brach die Frau nach der Verhaftung in Tränen aus, wie er der Ostsee-Zeitung berichtete. „Ich habe ihr geraten, weiterhin nichts zu sagen“. Laut Ohm geht es der Tatverdächtigen nicht gut.
Fall Fabian: Ermittlungen laufen weiter
Die Untersuchungen im Fall des getöteten Fabian laufen intensiv weiter – derzeit werten die Ermittler noch immer Hinweise aus der TV-Sendung „Aktenzeichen XY“ aus, teilte Rostocker Oberstaatsanwalt Harald Nowack der Nachrichtenagentur dpa mit. Zudem seien noch nicht alle Zeugen vernommen worden.
Erst vor kurzem entdeckte eine Spaziergängerin nur 100 Meter vom Fundort der Leiche entfernt einen verkohlten Handschuh. Zunächst übergab sie den Fund an ein Fernsehteam, das das potenzielle Beweisstück dann an die Polizei weiterleitete.
Fabian war nach seinem Verschwinden am 10. Oktober mehrere Tage lang gesucht worden. Vier Tage später, am 14. Oktober, fanden Ermittler seinen Leichnam an einem Wassertümpel etwa 15 Kilometer südlich von Güstrow bei Klein Upahl. Als Tatzeitpunkt gilt der 10. Oktober zwischen 11.00 und 15.00 Uhr. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Junge nicht dort ermordet wurde, wo man ihn fand. Wahrscheinlich wurde der Körper in Brand gesetzt, um Beweise zu vernichten. (Quellen: NDR, Ostsee-Zeitung, dpa) (phs)