Darum sollten Sie auf Silber setzen

Ned Naylor-Leyland ist Fondsmanager des Jupiter Gold & Silver Fund und er erörtert, warum viele Anleger Silber auch nach seiner diesjährigen Rekordjagd immer noch nicht auf dem Radar haben

Silber steht häufig im Schatten von Gold, dem bei Anlegern bekannteren und beliebteren Edelmetall. Dabei hat Silber nicht weniger zu bieten. Wie Gold wird es seit der Antike als Zahlungsmittel verwendet. Tatsächlich war Silber von etwa 3000 v. Chr. bis in das späte 19. Jahrhundert weltweit ein deutlich verbreiteterer Währungsstandard als Gold.

Der amerikanische Ökonom Milton Friedman (1912–2006) brachte seine Bedeutung prägnant auf den Punkt: „Das wichtigste monetäre Metall in der Geschichte ist Silber, nicht Gold“.

Silber gilt oft als „Arme-Leute-Gold“, nicht zuletzt weil eine Unze des weißen Metalls nur einen Bruchteil des Goldpreises kostet. Doch Silber ist weit mehr als die günstigere Alternative. Verschiedene Eigenschaften machen Silber, ähnlich wie Gold, zu einem attraktiven Währungsmetall für Anleger.

Silber folgt Gold

Der Silberpreis orientiert sich meist am Goldkurs. Steigt oder fällt Gold, reagiert Silber häufig zeitversetzt, dafür meist stärker. Die höhere Volatilität hat auch damit zu tun, dass der Silbermarkt deutlich kleiner ist als der Goldmarkt.

Der Goldpreis hat in diesem Jahr mehrfach neue Allzeithochs erreicht. Begünstigt wurde dies durch die Aussicht auf Zinssenkungen, einen schwächeren Dollar, Sorgen um die US-Finanzlage sowie Golds Rolle als sicherer Hafen in geopolitisch unsicheren Zeiten. Da Gold seinen Wert traditionell selbst in Krisen bewahrt, haben viele Zentralbanken ihre Bestände in den vergangenen Jahren deutlich aufgestockt.

Die gleichen Kräfte, die Gold beflügelt haben, ließen in diesem Jahr auch Silber steigen. Auch Silber gilt als sicherer Hafen. Am 17. Oktober erreichte der Preis mit 54,48 US-Dollar je Feinunze ein neues Rekordhoch und übertraf damit das bisherige Maximum aus dem Jahr 1980 von 49,45 US-Dollar.

Für all diese Dinge und viel mehr wird Silber verwendet. Das sorgt für eine weitere Verknappung der Ressource.
Für all diese Dinge und viel mehr wird Silber verwendet. Das sorgt für eine weitere Verknappung der Ressource. Jupiter

Silberknappheit

In einem Punkt unterscheidet sich Silber klar von Gold: Silber ist strukturell knapper. Die weltweiten Bestände werden schneller verbraucht, als sie durch Bergbau und Recycling ersetzt werden können.

Das liegt daran, dass Silber nicht nur Wertaufbewahrungsmittel ist, sondern vor allem ein gefragter Industrierohstoff. Es besitzt unter allen Elementen die höchste elektrische Leitfähigkeit und ist ein besonders effizienter Katalysator in chemischen Prozessen. Mehr als 60 Prozent der weltweiten Silberförderung fließen in industrielle Anwendungen. Das Metall steckt in Solarzellen, Smartphones, Touchscreens, Elektroautos, Halbleitern und Wasseraufbereitern. Sogar in Radarsystemen kommt Silber zum Einsatz, denn es kann elektromagnetische Wellen reflektieren. Viele Anleger haben es dennoch kaum auf dem Radar.

Die industrielle Silbernachfrage stieg 2024 um vier Prozent auf 680,5 Millionen Feinunzen und erreichte damit den vierten Rekordwert in Folge. Laut Silver Institute lag die Nachfrage bereits zum vierten Mal nacheinander über dem verfügbaren Angebot. Dieses Angebotsdefizit dürfte langfristig kaum zu halten sein. Anders als bei Gold existieren keine staatlichen Silberreserven.

Investieren über Minenaktien

Eine weitere Möglichkeit, in Silber (und Gold) zu investieren, sind Aktien von Minengesellschaften. Steigen die Metallpreise, erhöht das ihre Profitabilität. Nach aktuellen Bewertungen erscheinen diese Titel interessant, da sie im Verhältnis zu Cashflow und Nettoinventarwert unter ihrem langjährigen Durchschnitt notieren.

Auffällig ist, dass die Rally bei Silber und Gold in diesem Jahr von vielen Privatanlegern verpasst wurde. Die Bestände physisch besicherter Gold- und Silber-ETFs liegen weiterhin unter den Höchstständen von 2020 beziehungsweise 2021. Gehandelt wurde zuletzt vor allem durch Hedgefonds und Terminmarkt-Spezialisten. Das könnte sich jedoch schon bald ändern.

Viele Anleger sind in monetären Metallen und besonders in Silber nur gering oder gar nicht investiert. Aus unserer Sicht ist das ein Fehler. Währungsmetalle gehören in jedes breit aufgestellte Anlageportfolio.