Moderatoren-Verhalten bei Interview mit Harris sendet „schädliche Botschaft“

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Eine Neurowissenschaftlerin analysiert das Verhalten von Bret Baier (Fox News) beim Interview mit Kamala Harris vor der US-Wahl. Sie erklärt, welche Auswirkungen es für die Gesellschaft hat.

30 Minuten sprach Kamala Harris im Interview bei Fox News mit Moderator Bret Baier. 30 Minuten, in denen die demokratische Präsidentschaftskandidatin 18 Mal von Baier unterbrochen und er ihr weitere 15 Mal ins Wort fiel und über sie hinweg sprach. Das Gespräch, das nach deutscher Zeit in der Nacht zum Donnerstag (17. Oktober) stattfand, hatte Duell-Charakter und zeigt dabei ein Muster.

Die Forschung bestätige, was viele Frauen, auch Kamala Harris, immer wieder am eigenen Leib erfahren, weiß die US-Amerikanerin Shonté Jovan-Taylor. Sie ist Neurowissenschaftlerin und analysierte in einem Beitrag auf LinkedIn das Harris-Interview bei Fox-News. Eine Studie, in der Unterbrechungen in verschiedenen Kontexten untersucht wurden, zeige, dass Männer Frauen häufiger unterbrechen als andere Männer.

„Wenn Frauen, insbesondere solche in Führungspositionen, unterbrochen und übergangen werden, sendet dies eine Botschaft an die Welt: Die Stimme der Frau verdient nicht den gleichen Respekt wie die des Mannes. Das ist für alle schädlich, nicht nur für Frauen“, schreibt Jovan-Taylor.

Kamala Harris.
Kamala Harris kämpft im Wahlkampf vor der US-Wahl vor allem in den Swing States um Wählerstimmen. © IMAGO/Brian Cahn

Moderatorenverhalten beim Fox News-Interview mit Harris sende eine „schädliche“ Botschaft

Durch solche Unterbrechungen, wie sie im Fox-News Interview von Moderator Baier stattfanden, werde ein Kreislauf aufrechterhalten, schreibt Jovan Taylor. Frauen werden als weniger kompetent angesehen und wichtige Erkenntnisse, Lösungen und Innovationen von Frauen würden verloren gehen.

Dass Männer Frauen unterbrechen, sei „nicht nur eine schlechte Angewohnheit, sondern spiegelt auch wider, wie wir Autorität und Respekt auf geschlechtsspezifische Weise sehen“. Die Botschaft, die dies an die nächste Generation von Frauen sende, sei „schädlich“. Auch wenn sie gute Ideen hätten, müssten sie immer darum kämpfen, gehört zu werden, wie Harris, die im Interview zu Baier sagte: „Lassen Sie mich ausreden“. Das präge junge Frauen und ihren Glauben daran, führen zu können.

Als Neurowissenschaftler habe sie die Reaktion des Gehirns auf Kommunikationsdynamik untersucht. „Wenn wir unterbrochen werden, ist das nicht nur lästig, sondern unterbricht den Gedankenfluss und die Fähigkeit des Gehirns, Ideen miteinander zu verbinden“, so Jovan-Taylor. Gespräche mit vielen Unterbrechungen erhöhen den Stresspegel, was zu verminderter Problemlösungsfähigkeit führt. Harris habe sich dennoch gut geschlagen, was vermutlich an ihrer Erfahrung als Staatsanwältin liege.

Welchen Nachteil und Vorteil Kamala Harris als Frau bei der US-Wahl gegen Donald Trump hat

Harris Geschlecht spielt im Wahlkampf immer wieder eine Rolle. Bereits direkt zu Beginn ihres Wahlkampfs kamen absurde Vorwürfe von den Republikanern, weil Harris keine leiblichen Kinder hat. „Eine Frau, die keine Kinder will, löst das Gefühl aus, dass man ihr nicht trauen kann, weil man sie nicht versteht“, sagte Hanna Szekeres BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA. Sie hat zum Thema Mutterschaft geforscht.

Eine Politikerin könne diesem Image nur entgegenwirken, „indem sie zumindest sehr mütterlich oder fürsorglich gegenüber dem Land ist“. Dies sei eine Strategie, die die ebenfalls kinderlose Angela Merkel als „Mutti Merkel“ 16 Jahre lang erfolgreich umgesetzt habe.

Einen Vorteil habe Kamala Harris als Frau bei der US-Wahl, weiß die Kommunikationswissenschaftlerin Karrin Vasby Anderson von der Colorado State University: „In einem politischen Umfeld, in dem die reproduktive Freiheit stark eingeschränkt und der politische Gegner Trump wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt wurde, kann Harris authentischer über Themen wie Schwangerschaftsabbrüche sprechen, als Joe Biden es je gekonnt hätte“, sagt sie BuzzFeed News Deutschland.

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