Lied nach Sylt-Skandal öfter verboten - „Man verbannt einen Ausländer aus dem Land“: Jetzt spricht zensierter Gigi D'Agostino
Rassistische Parole auf Schülerparty im Elite-Internat
12.23 Uhr: Auf einer Schülerparty im Elite-Internat Louisenlund in Güby (Schleswig-Holstein) kam es zu einem Eklat mit rassistischen Parolen. Dabei sollen „minderjährige Schüler 'Ausländer raus. Deutschland den Deutschen' gesungen haben, als das bekannte Lied L’Amour toujours von Gigi D’Agostino gespielt wurde.“ Das teilt das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur am Montag dem „Spiegel“ mit.
Daraufhin hätten die Lehrkräfte die Feier abgebrochen und Schülerinnen und Schüler ins Bett geschickt. Zudem habe das Ministerium eine Überprüfung durch die Schulaufsicht veranlasst. Das Internat selbst wolle sich im Laufe des Montags zu dem Vorfall äußern. Laut „Spiegel“ will die Leitung der Stiftung Louisenlund indes über mögliche Sanktionen beraten.
„Allen Schülerinnen und Schülern muss klar sein, dass es kein Scherz ist, solche Parolen zu singen“, sagte Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien. Jugendlicher Überschwang oder auch Alkohol seien keine Rechtfertigung für rassistische Gesänge. Prien befürchte weitere Nachahmungen. Pro Jahr koste das Internat rund 50.000 Euro und gehört damit zu den gehobeneren deutschen Privatschulen.
Nach Skandalvideo: Dutzende versammeln sich zu Mahnwache auf Sylt
16.53 Uhr: Als Reaktion auf das Video mit rassistischem Gegröle auf Sylt haben sich mehrere Dutzend Menschen zu einer Mahnwache im Inselort Kampen versammelt. Die Veranstaltung am Sonntagnachmittag mit etwa 70 bis 80 Teilnehmern sei ohne Störungen verlaufen, sagte eine Polizeisprecherin. Zu dem Protest hatte ein Zusammenschluss zivilgesellschaftlicher Gruppe von Sylt aufgerufen. Auf einem Plakat war etwa zu lesen „Sylt. Oben links. Nicht rechts!“
Vonseiten der Veranstalter hieß es bei der Kundgebung zu dem auf Video dokumentierten Vorfall im Lokal Pony: „Das macht einen betroffen, und das macht einen besorgt, dass so etwas hier auf Sylt stattfindet.“
Auch am kommenden Sonntag soll es eine Demonstration unter dem Motto „Sylt gegen rechts!“ geben. „Wir zeigen klare Kante: Rassismus und rechtsextremes Gedankengut haben keinen Platz auf Sylt. Egal ob Inselbewohner oder Tourist, wir stehen für eine bunte und lebenswerte Insel“, sagte eine Vertreterin von „Sylt gegen rechts“.
Polizei ermittelt nach Video mit Hitlergruß nach Hessen-Pokalfinale
13.41 Uhr: Ein Zuschauer soll nach dem Endspiel im Hessenpokal zwischen den Kickers Offenbach und Türk Gücü Friedberg den Hitlergruß gezeigt haben. Der Staatsschutz ermittelt, nachdem ein entsprechendes Video in den sozialen Netzwerken aufgetaucht war, wie die Polizei am Sonntag auf Anfrage mitteilte. Zuvor hatte „hessenschau.de“ berichtet.
Das Video zeigt, wie Kickers-Anhänger die Fans von Türk Gücü mit obszönen Gesten provozieren. Ein Anhänger zeigt dabei auch den Hitlergruß. Dies ist in Deutschland strafbar. „Wir haben das Video gesichert“, sagte ein Sprecher der Polizei. Schon am Finaltag am Samstag sei den Beamten das Video aufgefallen.
Offenbach hatte das Pokalendspiel in Frankfurt mit 3:2 gewonnen. Der Traditionsclub distanzierte sich am Sonntag von dem Vorfall. Man verurteile das „Verhalten der betreffenden Personen zutiefst“, hieß es in einer Stellungnahme. „Wir werden alle notwendigen Maßnahmen zur Identifizierung der Betreffenden unterstützen.“
Rassistische Parole bei Bergkirchweih in Erlangen
12.31 Uhr: Nach einem rassistischen Vorfall bei der Bergkirchweih in Erlangen haben sich die Festwirte sowie der Oberbürgermeister der Stadt, Florian Janik (SPD), mit deutlichen Worten davon distanziert. Zudem beschlossen die Gastronomen, das Lied „L'amour toujours“ des italienischen DJ Gigi D'Agostino bei dem Fest nicht mehr zu spielen. Am Freitagabend hatten zu dem Song nach Angaben der Polizei zwei Besucher rassistische Parolen skandiert. Das Kommissariat für Staatsschutz der Kriminalpolizei Erlangen leitete Ermittlungen ein - zudem erhielten die 21 und 26 Jahre alten Verdächtigen nach Polizeiangaben ein Betretungsverbot für die Bergkirchweih.
Zwei Polizeibeamte aus Essen, die am Freitag das Fest privat besuchten, hatten den Sicherheitsdienst verständigt und die Polizei gerufen, weil zwei Gäste „Ausländer raus“ riefen. Die Verdächtigen wurden des Festes verwiesen.
Sylt-Lokal will Schadensersatz von Pöblern
09.56 Uhr: Das „Pony“ will mit einer Zivilklage Schadensersatz von den identifizierten Pöblern einklagen, berichtet „Bild“. Die Betreiber des Sylter Clubs hatten bereits Strafanzeigen gestellt.
Gegenüber „Bild“ erklärte der Co-Geschäftsführer des Clubs Tom Kind: „Unsere Marke ist durch die Vorgänge massiv geschädigt worden. Zudem ist einer unserer Kooperationspartner abgesprungen und hat die Zusammenarbeit vorläufig gekündigt.“ Die Höhe des Schadens ist allerdings noch nicht bekannt.
Sylt-Pöbler entschuldigt sich öffentlich
08.21 Uhr: Moritz N. war einer der Pöbler in dem Skandal-Video auf Sylt, zeigte gar einen Hitlergruß. Nun hat sich junge Mann auf Social Media für sein Verhalten entschuldigt, wie die „Bild“ berichtet. „Ich will mich öffentlich und aufrichtig entschuldigen für das, was passiert ist. Alle, die wir damit vielleicht verletzt haben, bitte ich um Entschuldigung“, schreibt er demnach. Er habe einen „ganz schlimmen Fehler“ gemacht, werde die rechtlichen Konsequenzen tragen.
Sein Verhalten könne er nicht erklären, so Moritz N.: Er sei betrunken gewesen, die Handlungen entsprächen nicht seiner inneren Haltung. Er habe Freunde mit Migrationshintergrund, sei weltoffen und tolerant erzogen worden, beteuert er. Dass seine Entschuldigung viele nicht überzeugen wird, ist dem jungen Mann allerdings auch bewusst. „Ich kann mir vorstellen, dass viele Menschen, die das jetzt lesen, mir nicht abnehmen, dass es mir unendlich leid tut“, schreibt er laut „Bild“.
Zudem bittet N. darum, seine Freunde und Familie nicht anzufeinden. Das sei „Bild“ zufolge der Hauptgrund, warum er an die Öffentlichkeit trete. „Das war mein Fehler, für den auch nur ich geradestehen sollte, und nicht meine Freunde und Verwandte, die nicht dabei waren. Deshalb meine Bitte: Seid böse mit mir, aber nicht mit meinen Freunden und Verwandten.“ Seine Konten in den sozialen Medien habe er gelöscht, werde die Diskussion um seine Person aber weiter verfolgen.
Sylt-Lokal stellt Strafanzeige gegen Pöbler
06.33 Uhr: Die Betreiber der betroffenen Bar auf Sylt haben Strafanzeige gegen die Randalierer gestellt: „Hätte unser Personal zu irgendeinem Zeitpunkt ein solches Verhalten mitbekommen, hätten wir sofort reagiert. Wir hätten umgehend die Polizei verständigt und Strafanzeige gestellt. Das haben wir mittlerweile tun können“, schrieben die Betreiber des bekannten Lokals Pony im Nobel-Urlaubsort Kampen auf Instagram.
Die besagten Personen seien identifiziert und gemeldet worden. „Dieses zutiefst asoziale Verhalten dulden wir nicht. Haben wir nie und werden wir nie. Deshalb gehen wir jetzt mit allen Mitteln dagegen vor. Rassismus und Faschismus haben keinen Platz in unserer Gesellschaft.“
„Menschenfeindliche Ideologie ist Teil der Popkultur geworden“
Sonntag, 26. Mai, 02.20 Uhr: Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, sieht in dem rassistischen Vorfall in einer Bar auf Sylt einen Beleg für das Vordringen menschenfeindlicher Ideologie in die Gesellschaft. „Die Aufnahmen von der gegrölten rassistischen Umtextung eines bekannten Liedes auf Sylt schockieren mich“, sagte er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Nicht etwa, weil mich die Existenz solch menschenfeindlicher Ideologie überrascht, sondern weil sie ganz offensichtlich Teil der Popkultur und in einem Milieu salonfähig geworden ist, dem klar sein müsste, dass Ausländer maßgeblich zu unserem Wohlstand beitragen.“ Klein fügte hinzu: „Wer in klassischer Nazi-Manier ,Deutschland den Deutschen‘ fordert, schließt damit alle angeblich ,nicht-deutschen‘ Gruppen aus, die vermeintlich weniger wert sind, darunter Menschen mit Migrationshintergrund, Sinti und Roma, aber auch Jüdinnen und Juden. Ich bin froh, dass derartiges Verhalten nicht ungeahndet bleibt."
Zweiter Vorfall auf Sylt wird bekannt - Club schmeißt grölende Gäste raus
18.06 Uhr: Auf Sylt wird rund zwei Tage nach dem ersten Fall ein zweiter Vorfall mit rassistischen Parolen bekannt. Er ereignete sich ebenfalls an Pfingsten im „Club Rotes Kliff“, einem der Szene-Clubs im noblen Kampen. Das teilte der Club selbst auf Instagram mit. Die Verantwortlichen betonen, sofort gehandelt zu haben. „Leider hatten auch wir zu Pfingsten einen Rassismus-Vorfall. Wir haben die betreffenden Personen, die wir finden konnten, aus dem Club verwiesen und ihnen Hausverbot erteilt“, heißt es in dem Statement des Clubs.