Berlusconi greift nach deutschem TV-Sender: Merz-Minister schlägt Alarm – „Übernahmeschlacht begonnen“
Pier Silvio Berlusconi will mit seiner Medienholding ProSiebenSat.1 übernehmen. Das ruft nun den Kulturstaatsminister von Kanzler Merz auf den Plan.
Berlin – Eine mögliche Übernahme von Firmenanteilen der ProSiebenSat.1-Gruppe beschäftigt jetzt die Bundesregierung um Kanzler Friedrich Merz (CDU). Kulturstaatsminister Wolfram Weimer sieht die journalistische Unabhängigkeit des Senders in Gefahr. Bereits jetzt hält die italienische Holding MFE, an der der Sohn des ehemaligen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi beteiligt ist, 30 Prozent der TV-Sender. Jetzt liefert sie sich mit der tschechischen PPF-Gruppe einen Bieterkampf um die vollständige Kontrolle des Medienunternehmens. Weimer ist alarmiert – und hat nun den italienischen Medienunternehmer Pier Silvio Berlusconi nach Berlin eingeladen.
Berlusconi greift nach ProSiebenSat.1-Gruppe: Merz-Minister schlägt Alarm
Wie der Spiegel schreibt, könnte die MFE-Gruppe ProSiebenSat.1 perspektivisch in einen paneuropäischen Fernsehkonzern einbinden, um konkurrenzfähig zu US-Streamingdiensten zu werden. Weimer ist indes wegen der engen Verbindungen mit dem europäischen Rechtspopulismus und womöglich auch mit Russlands Präsident Wladimir Putin, die der Berlusconi-Gruppe nachgesagt werden, beunruhigt. „Es hat eine Übernahmeschlacht begonnen, über deren Ausgang ich mir Sorgen mache“, sagte er im Interview mit dem deutschen Nachrichtenmagazin.
„Meine Besorgnis kreist um die Frage, ob die journalistische und wirtschaftliche Unabhängigkeit auch nach einem Eigentümerwechsel gewahrt bleibt“, sagte Weimer. Die Bundesrepublik brauche starke Sender. Mit Blick auf eine mögliche Übernahme durch MFE sagte er: „Ich erwarte bei diesem Vorgang Transparenz, und wir prüfen und betreiben eine offene Folgenabschätzung. Ich habe daher mit allen Beteiligten das Gespräch gesucht. Wir müssen wissen, wie die politische Einflussnahme von neuen, ausländischen Eigentümern beschaffen sein wird.“
Wegen Übernahme von ProSiebenSat.1: Merz-Minister plant nun Interviews mit Bietern
Der Vorstand und der Aufsichtsrat der ProSiebenSat.1 Media AG hatten sich Ende Mai 2025 deutlich gegen eine mögliche Übernahme durch MFE ausgesprochen und den Aktionären empfohlen, das Angebot des Unternehmens nicht anzunehmen. Der Grund: Nach Prüfung der Angebotsunterlage vom 8. Mai 2025 würden beide Gremien zu dem Schluss kommen, dass das Angebot aus finanzieller Sicht nicht angemessen ist, heißt es in einer entsprechenden Pressemitteilung.
Der Bieterkampf zwischen MFE und PPF läuft perspektivisch noch bis zum 13. August. Die Tschechen, die in Osteuropa und Skandinavien im Fernsehgeschäft aktiv sind, wollen ProSiebenSat.1 nach eigenem Bekunden dagegen unabhängig halten. Weimer plant nun Interviews mit allen möglichen Investoren.
Weimer zu Übernahme von ProSiebenSat.1: „Sollten schon genau hinschauen“
Auf die Frage, ob dieser Schritt nun erfolgt, weil dem früheren italienischen Ministerpräsidenten eine Nähe zu Putin nachgesagt wird, sagte Weimer: „Wenn ein ausländischer Investor eine derart wichtige Institution der Meinungsbildung in Deutschland übernimmt und kontrollieren könnte, dann sollten wir schon genau hinschauen, wer dahinter steht und welche Verbindungen dabei Einfluss haben.“ Zuletzt hatte die Bundesregierung Moskau allerdings wiederholt die bewusste Verbreitung von Desinformation in Europa vorgeworfen. (fbu)