„Wir schaffen uns selber ab“: Unternehmer beklagen Bürokratiemonster

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Interessante Themen standen auf der Tagesordnung des IHK-Regionalausschusses, der dieses Mal beim Biomichl in Weilheim tagte. © Bianca R. Heigl

Zu seiner jüngsten Sitzung traf sich kürzlich der Regionalausschuss der IHK beim Biomichl. Thematisiert wurden die Zuwanderung von Fachkräften und die Kooperationsmöglichkeit mit dem neuen Technologietransferzentrum TIZIO in Bad Tölz.

Weilheim – Nach einer Betriebsführung durch Chef Michael Sendl konnte der Vorsitzende Klaus Bauer die Mitglieder zu besagten zwei Themen informieren. Zunächst aber erläuterte Elfriede Kerschl von der IHK für München und Oberbayern den Unternehmern die aktuelle Rechtslage zur Beschäftigung von Zuwanderern. Während die Situation für Bürger aus EU-Mitgliedsstaaten relativ einfach und überschaubar ist, stellt sich die Lage bei Zuwanderung aus dem Nicht-EU-Ausland sehr viel komplizierter dar. Dabei kommen die meisten Erwerbsmigranten aus Indien, der Türkei und Russland. Die hierzu seit Ende letzten Jahres eingeführten Neuerungen sollen zwar im Ergebnis zu mehr Möglichkeiten für Arbeitgeber und Arbeitnehmer führen, stellen aber alle Beteiligte vor große bürokratische Herausforderungen. Mitte des Jahres soll eine weitere Beschäftigungshürde durch die sogenannte „Chancenkarte“ fallen, die eine Arbeitsplatzsuche ermöglicht. Zudem werde zum 1. Juni diesen Jahres das Kontingent der Westbalkanregelung erhöht.

Regionalausschuss der IHK: „Wir schaffen uns selber ab“: Unternehmer beklagen Bürokratiemonster

Kritik an den sehr komplizierten Verfahrenswegen übte Peter Ostenrieder. Er forderte in diesem Kontext, dass man Geflüchtete arbeiten lassen und die Entscheidungskompetenzen nach unten, sprich auf die kommunale Ebene verlagern solle. Er meinte: „Mit dieser Vollkasko-Denkerei schaffen wir uns selber ab!“ Dem schloss sich angesichts des Bürokratiemonsters auch Helmut Ernst an. Und auch Kerschl sieht die Problematik, insbesondere unter dem Aspekt, dass andere Länder ohnehin Standortvorteile wie bessere Bezahlung, Wohnraum und niedrigere Sparchbarrieren böten.

Wie genau die Verfahren funktionieren, erläuterte Olga Ländle von der Ausländerbehörde am Landratsamt Weilheim-Schongau. Ihrer Ansicht nach bringen das FEG 2.0 (Anm. d. Red.: Fachkräfteeinwanderungsgesetz, in Kraft seit November 2023) und das beschleunigte Fachkräfte-Verfahren durchaus Verbesserungen. So dürfe seit November eine Fachkraft jede qualifizierte Tätigkeit ausüben. Der Arbeitgeber wiederum habe die Wahl zwischen beschleunigtem Verfahren, regulärem Visumverfahren oder einer Vorabzustimmung der Bundesagentur für Arbeit. Ersteres erläuterte sie ausführlich und betonte, man solle lieber einmal zu viel bei der Ausländerbehörde nachfragen. Tatsächlich gäbe es nur eine geringe Nachfrage für diese Methode.

Chancen und vergleichsweise einfache Vorgehensweisen bietet TIZIO, das Transfer- und Innovationszentrum Oberland. Dessen Geschäftsleiterin Ingrid Wildemann-Dominguez stellte die Arbeit ihres Hauses vor, das zur Hochschule für angewandte Wissenschaften in München gehört und seinen Sitz in Bad Tölz hat. Hier entstehen Labors für Automatisierung und Robotik, Additive Fertigung, IoT-Prototypen sowie ein Reallabor Tourismus, Nachhaltigkeit und Lebensqualität. „Wenn Sie ein Thema in Forschung und Entwicklung haben, dann werde ich versuchen, den richtigen Professor für Sie zu finden“, spornte sie die Unternehmer an, die Chancen einer Kooperation mit dem TIZIO zu nutzen. Denn dieses hat neben studentischen Arbeiten, Weiterbildung und Wissenschaftsdialog auch Entrepreneurship sowie kooperative – und Auftragsforschung in seinem Portfolio.

Ehrung für Hans Vollmann (rechts): Sein über 20-jähriges ehrenamtliches Engagement für die Kammer würdigte Klaus Bauer namens der IHK.
Ehrung für Hans Vollmann (rechts): Sein über 20-jähriges ehrenamtliches Engagement für die Kammer würdigte Klaus Bauer namens der IHK. © Bianca R. Heigl

In ihrem kurzen Bericht über Neuigkeiten ging Elke Christian auf wesentliche Forderungen der IHK ein, nämlich eine verbesserte Schienenanbindung des Flughafens München, den Erhalt der Stromgebotszonen sowie den Erhalt und Ausbau des Biotech-Standortes Bayern. Weitere Themen waren die bevorstehenden Europawahlen, Zahlen zur Ausbildungssituation und IHK-Projekte wie IBIZA (für Studienzweifler) und VALIKOM (Zertifikat für Kompetenzen). Während einige Hans Medele und Florian Lipp bereits im Rahmen einer Feier für ihr langjähriges ehrenamtliches Engagement in der Kammer geehrt wurde, erhielt Hans Vollmann seine Auszeichnung für 20 oder mehr Jahre im Rahmen der Regionalausschusssitzung von Klaus Bauer.

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