Berechnungen von FOCUS Briefing - Steuerreform der Ampel: Wem ab Januar mehr Netto bleibt – und wem weniger

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FOCUS online/Wochit Lindners Plan: Steuererleichterungen bringen Familien 2025 mehr Geld

Vielen Beschäftigten in Deutschland drohen zum Jahreswechsel spürbare Mehrbelastungen durch steigende Sozialbeiträge. Das zeigen Berechnungen des Bundes der Steuerzahler für FOCUS Briefing.

  • Im Video: Pläne der Bundesregierung - Steuererleichterungen bringen Familien 2025 mehr Geld

Danach hat 2025 ein Single mit einem Monatsgehalt von 5500 Euro am Jahresende netto insgesamt 238 Euro weniger in der Kasse als bislang. Bei Familien mit einem Alleinverdiener und zwei Kindern und 5500 Euro im Monat liegt das Minus mit 235 Euro ähnlich hoch.

 
 
 

Die größten Einbußen drohen Familien mit einem Alleinverdiener, zwei Kindern und einem Monatsgehalt von 8000 bzw. 8500 Euro. Hier fehlen aufs Jahr gerechnet 543 bzw. 554 Euro, zeigen die Berechnungen des wissenschaftlichen Leiters des Deutschen Steuerzahlerinstituts (DSi), Matthias Warneke. Viele Menschen stünden im kommenden Jahr „vor einer Steuererhöhung durch die Hintertür“, kommentierte der Präsident des Steuerzahlerbunds, Reiner Holznagel, die Daten.

Dabei hatte die Bundesregierung Beschäftigen für das kommende Jahr eigentlich weitere Entlastungen versprochen. „Wir müssen etwas tun für all diejenigen, die Steuern zahlen“, hatte Bundeskanzler Olaf Scholz Mitte Juli verkündet.

Nach den Ampel-Plänen soll zum Jahreswechsel etwa der Grundfreibetrag – also das Einkommen, das steuerlich komplett unangetastet bleibt - von derzeit 11.604 auf 12.096 Euro steigen. Außerdem will die Koalition auf Drängen von Finanzminister Christian Lindner (FDP) den Einkommensteuer-Tarif anpassen und so die schleichende Steuererhöhung – im Fachjargon Kalte Progression genannt – ausgleichen. Damit ist der Effekt gemeint, das mögliche Gehaltserhöhungen häufig von der Inflation wieder aufgefressen werden, wegen des Gehaltszuwachses aber mehr Steuern fällig werden – und damit netto weniger im Geldbeutel übrigbleibt. Dieser Effekt soll durch eine Anpassung des Einkommensteuer-Tarifs zum Jahreswechsel ausgeglichen werden. Bundestag und Bundesrat müssen dem aber noch zustimmen.

Zahlreiche Belastungen durch steigende Sozialversicherungsbeiträge

Allerdings stehen den geplanten Entlastungen zahlreiche Belastungen durch steigende Sozialversicherungsbeiträge gegenüber. Das liegt vor allem an der geplanten Anhebung der Beitragsbemessungsgrenzen. Danach will Arbeitsminister Hubertus Heil die Grenze in der Rentenversicherung von derzeit 7450 Euro im Osten bzw. 7550 Euro im Westen auf künftig 8050 Euro anheben. Das trifft vor allem Besserverdienende. Denn mit einer Anhebung der Obergrenze, bis zu der Beiträge für die Rentenversicherung fällig werden, steigen auch die Zahlungen in die Rentenkasse, das verfügbare Haushaltsnetto-Einkommen schrumpft.

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Auch die entsprechende Beitragsbemessungsgrenze in der Krankenversicherung soll steigen von aktuell 5175 auf 5512,50 Euro. Zugleich dürften die Krankenkassenbeiträge von derzeit 14,6 Prozent und des – je nach Kasse unterschiedlichen Zusatzbeitrags von durchschnittlich 1,7 Prozent – zum Jahreswechsel um weitere 0,3 Prozentpunkte steigen. Außerdem dürften auch die Beitragssätze für die Pflegeversicherung steigen von aktuell 2,3 Prozent für Singles bzw. 1,7 Prozent für Familien auf künftig 2,45 (Single) bzw. 1,85 Prozent (Familien mit 2 Kindern).

Beim Steuerzahlerbund treffen die Ampel-Pläne auf heftige Kritik. Die „hart erkämpften Steuererleichterungen durch den Abbau der kalten Progression“ würden durch massive Mehrbelastungen im Sozialversicherungsbereich „konterkariert“, sagte Holznagel. Es räche sich, dass die Ampel echte Reformen scheue, um die SV-Ausgaben in den Griff zu bekommen.

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