In Dorfen schließt das nächste Traditionsgeschäft

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Vor dem Aus: Max und Maria-Anna Schubert schließen Ende Januar die Foto-Drogerie am Unteren Markt. © Michaele Heske

Die Geschäftsaufgaben in Dorfen häufen sich. Ende Januar 2024 macht nun auch die Foto-Drogerie Schubert am Unteren Markt zu – nach 70 Jahren.

Dorfen - Die Gruppenfotografie bei Hochzeiten oder Events wie Schulabschlüssen und Geburtstagen wird Fotograf Max Schubert allerdings weiter betreiben. „Corona, B15-Brücke, Personal und Parkplatznot“, zählt Schubert auf – das seien unter anderem die Gründe, warum er sich entschlossen habe, den Laden zu schließen: „Viele unserer Kunden kommen aus den umliegenden Gemeinden, sie haben sich mittlerweile andere Wege gesucht.“

Lange habe Schubert gehadert: „Wir haben viele Stammkunden, die schon seit Jahren zu uns kommen. Für sie tut es mir sehr, sehr leid.“ Aber das Geschäft laufe nicht mehr. „Es rechnet sich nicht“, bedauert er. Zudem würden die jüngeren Leute mittlerweile meist im Internet bestellen: „Das ist schon ein Generationsproblem: Im Fachgeschäft lässt man sich beraten, gekauft wird dann aber online.“

Immer mehr Geschäfte in der Innenstadt hören auf. Das Eisenwaren- und Werkzeugfachgeschäft Ziegler am Unteren Markt schloss seine Türen, weil kein Nachfolger bereitstand. Josef und Aloisia Mayer geben Ende des Jahres ihren Farbenhandel auf. Wegen Personalmangels machten heuer schon zwei Bäckereifilialen zu.

Die Krux dabei: Je weniger Traditionsgeschäfte es in Dorfen gibt, desto weniger Kunden kommen auch zu den anderen Spezialisten in der Stadt. „Da kommt jetzt eins zum anderen“, befürchtet Schubert. Früher hätten die Männer beispielsweise Werkzeug oder Schrauben beim Ziegler geholt, derweil kamen die Frauen in die Drogerie, um einen neuen Duft oder eine Tagespflege zu kaufen – und umgekehrt.

Wie sein Großvater und Vater hat Max Schubert den Beruf des Drogisten mit zusätzlicher Fotografenausbildung gelernt. „Wir waren früher Allrounder“, erzählt der 40-jährige Dorfener. „Ob Tee, Farben, Düfte oder auch Babynahrung – in den Drogerien gab es ein breites Sortiment.“ Dann kam die Konkurrenz der großen Drogeriemärkte. Ein Standbein nach dem anderen fiel weg.

Schwer sei es schon, die Familientradition aufzugeben, meint Schubert. Immerhin gibt es die Foto-Drogerie seit fast 70 Jahren. Schon 1954 hatte nämlich Walter Schubert sen. mit der Fotografie angefangen. „Da wurden nach dem Krieg Zigaretten gegen ein Radl eingetauscht, damit er Klassenfotos in den Schulen machen konnte.“

Der Fotografie bleibt der Junior treu. „Ich werde weiterhin Gruppenfotos machen“, sagt Schubert. Bislang konnte er seine Dienstleistung lediglich an den Wochenenden anbieten, mit seinen fahrbaren Fototribünen kann er künftig auch werktags im Umkreis von 200 Kilometern unterwegs sein. Ob Hochzeiten, Feuerwehrfeste oder Schulabschlüsse: „Das ist immer eine große Gaudi, da kommen dann tolle Bilder raus.“

Einen Nachmieter gebe es bislang noch nicht: „Wir sind am Schauen, wir werden jemanden finden“, glaubt Schubert. Bis Ende Januar läuft der Abverkauf mit Rabattnachlässen von 30 bis 50 Prozent. Der Kontakt mit den Kunden und die Gespräche im Geschäft werden ihm fehlen. Nachdem seine Mutter nach 44 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand gehe, sei es jetzt an der Zeit, eine Veränderung herbeizuführen. Denn: „Eine Perspektive sehen wir leider nicht mehr.“ mhe

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