„Ihr bekommt dann eh nix mehr“ – Neue Photovoltaik-Regeln verursachen Unmut bei Besitzern

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Neue Regeln reduzieren die Anreize für den Bau von Solaranlagen. Im Internet äußern Besitzer ihren Frust. Aber wie prekär ist die Situation wirklich?

München – Private Haushalte nutzen die Energie der Sonne nicht nur für den Eigenbedarf – sie speisen sie auch ins Netz ein. Laut dem Statistischen Bundesamt erzielten Haushalte im Jahr 2022 durch den Verkauf von Solarstrom im Schnitt 183 Euro pro Monat. Im Vergleich zu 2015 sind die monatlichen Einnahmen aber um knapp ein Drittel gesunken. Als mögliche Ursache für diesen Rückgang wird die sinkende Einspeisevergütung für neu installierte Photovoltaikanlagen genannt.

Jedes halbe Jahr gibt es etwas weniger Geld für die Einspeisung von Solarstrom ins öffentliche Netz. Zuletzt ist die Einspeisevergütung am 1. Februar 2025 geringfügig auf 7,95 Cent pro Kilowattstunde (kWh) für Eigenversorgungsanlagen bis zehn Kilowatt Leistung (kWp) gesunken. Für den Leistungsteil ab zehn kWp sind es noch 6,88 Cent pro kWh. Viele Besitzer fürchten nun finanzielle Einbußen – wie auch ein erzürnter Facebook-Nutzer, der seinen Ärger öffentlich kundtat.

Was ist die Einspeisevergütung?

Die Einspeisevergütung ist eine staatlich festgelegte Zahlung für das Bereitstellen erneuerbarer Energien im öffentlichen Stromnetz. Dabei kann es sich laut dem Energieunternehmen Vattenfall um Strom aus Photovoltaikanlagen handeln, aber auch um Wind- oder Wasserkraft sowie Energie aus Geothermie- und Biomasseanlagen. Die Höhe und die Bedingungen für die Vergütung sind im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) geregelt.

Besitzer beschweren sich über neue Regeln für Photovoltaik

In der Facebook-Gruppe „Photovoltaik: Alles Rund um die Solaranlage“ teilte der Betroffene einen NDR-Beitrag. In diesem wurden die neuen Photovoltaik-Regeln kompakt und stichpunktartig zusammengefasst: Die Anpassungen bei der Einspeisevergütung, die Solarpflicht für alle neuen Gebäude und Veränderungen an Dächern in Hamburg sowie Niedersachsen und die potenzielle Aussicht auf einen zinsgünstigen Kredit für all diejenigen, die eine Photovoltaikanlage planen.

Wie die neuen Photovoltaik-Regeln ankommen, lässt sich den Kommentaren des Beitrags entnehmen. „Das zeigt den totalen Irrsinn der ‘noch‘-Regierung“, schreibt ein Nutzer und führt aus: In Niedersachsen und Hamburg müsse man Photovoltaik bei Neu- oder Umbau installieren, aber ohne Vergütung. Ein anderer ruft merklich ironisch auf, weiter Geld in Photovoltaikanlagen zu investieren, damit der Energieversorger wenigstens Geld verdienen könne. „Ihr bekommt dann eh nix mehr.“

Keine Einspeisevergütung bei negativen Strompreisen – Das müssen Besitzer wissen

Fakt ist: Die Solarenergie in Deutschland wächst so rasant, dass zeitweise mehr Strom produziert als verbraucht wird. Nach Informationen der Bundesnetzagentur war das 2024 in 457 von 8784 Stunden der Fall. Darum hat der Bundestag beschlossen, dass Betreiber neuer Photovoltaikanlagen keine Einspeisevergütung mehr erhalten, wenn sie Strom während negativer Strompreise einspeisen. In diesen Zeiten werden Stromkäufer dafür bezahlt, dass sie Strom abnehmen.

Arbeiter bei der Montage von Solarpanels auf einem Hausdach.
Seit dem 1. Februar gelten neue Photovoltaik-Regeln. (Symbolbild) © Sven Simon/Imago

Um die Folgen für Anlagenbesitzer abzumildern, wird die entgangene Einspeisevergütung durch eine Verlängerung des 20-jährigen Vergütungszeitraums ausgeglichen. Das bedeutet, dass Betreiber für die Stunden, in denen ihr Strom aufgrund negativer Preise nicht vergütet wurde, am Ende der Laufzeit eine entsprechende Verlängerung der Zahlungen erhalten. Allerdings bleibt unklar, wie hoch die Vergütung tatsächlich ausfällt, da sie sich an den jeweils geltenden Tarifen orientiert.

Neue Regeln für Photovoltaik – Viel Lärm um nichts? Eine Einordnung

Die Behauptung des Facebook-Nutzers, dass die verpflichtenden Photovoltaikanlagen in Hamburg und Niedersachen nicht vergütet werden, ist also nicht korrekt. Betreiber erhalten weiterhin eine Einspeisevergütung, die jedoch im Februar gesenkt wurde und unter bestimmten Bedingungen – etwa bei negativen Strompreisen – vorübergehend entfallen kann. Dadurch wird die Wirtschaftlichkeit von Photovoltaikanlagen lediglich stärker an den Eigenverbrauch gekoppelt.

Auch die Aussage, dass Photovoltaikanlagen für private Betreiber finanziell unrentabel werden, ist nicht ganz zutreffend. Solarstrom bleibt für viele Haushalte wirtschaftlich attraktiv, da der Eigenverbrauch im Vordergrund steht. Wer seinen selbst erzeugten Strom nutzt, spart hohe Stromkosten und macht sich unabhängiger von steigenden Energiepreisen. Die Einspeisevergütung und die damit verbundene Rentabilität hängen also nur stärker von der eigenen Nutzung des Stroms ab. (cln)

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