Newsticker zum Tod des Kreml-Kritikers - „Alexej wurde ermordet“: Nawalny-Team bestätigt Tod von Kremlgegner

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FOCUS online/Wochit Hofreiter bestürzt über Nawalny-Tod - dann gibt er dem Kanzler eine mit

Alexej Nawalny galt als Hauptgegner von Kremlchef Putin und war seit Langem dem Tod geweiht. Nur knapp überlebte er einen Giftanschlag. Trotzdem stellte er sich dem Straflagersystem – und starb nun mit 47 Jahren in Haft. Alle Entwicklungen im Ticker.

Nawalny-Team bestätigt Tod von Kremlgegner

11.41 Uhr: Das Team des inhaftierten Kremlgegners Alexej Nawalny hat dessen Tod bestätigt. Das teilte Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch am Samstag bei X (vormals Twitter) unter Berufung auf Nawalnys Mutter mit. Sie war in das Straflager im Norden Russlands gereist und habe dort die Nachricht über den Tod ihres Sohnes erhalten. „Alexej Nawalny wurde ermordet“, schrieb sie.

 

Nach Nawalnys Tod: Briten bestellen Vertreter russischer Botschaft ein

11.06 Uhr: Großbritannien hat nach dem Tod des russischen Oppositionspolitikers Alexej Nawalny Konsequenzen in Aussicht gestellt und einen Vertreter der russischen Botschaft vorgeladen. „Es sollte Konsequenzen haben, wenn solche furchtbaren Menschenrechtsverletzungen stattfinden“, sagte Außenminister David Cameron. Geprüft werde, ob es einzelne Verantwortliche gebe und einzelne Maßnahmen, die ergriffen werden könnten. „Wir kündigen sie nicht im Voraus an, daher kann ich nicht mehr sagen als das.“

Natürlich hätten sie auch bereits den Botschafter einbestellt. „Wir haben unsere Sicht auf dieses schreckliche Ereignis und die Art, wie dieser Mensch behandelt wurde, klargemacht“, sagte Cameron am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz. In München werde er sich auch mit Kollegen der G7-Staaten treffen. 

Das Außenministerium in London hatte am Freitagabend mitgeteilt, Nawalnys Tod müsse vollumfänglich und transparent untersucht werden. Das Ministerium habe „die russische Botschaft einbestellt, um klarzumachen, dass wir die russischen Behörden in vollem Umfang verantwortlich machen“. Der Nachrichtenagentur PA zufolge sollen Beamte informiert worden sein, dass der Botschafter krank sei, es sei ein Vertreter geschickt worden.

Scholz sieht in Tod Nawalnys auch Zeichen der Schwäche Putins

9.34 Uhr: Der Tod des russischen Oppositionellen Nawalny bestimmt die Tonlage auf der Münchner Sicherheitskonferenz. Der Kanzler bekräftigt, dass dies deutlich macht, wo Russland heute steht.

Bundeskanzler Olaf Scholz sieht im Tod von Kremlgegner Alexej Nawalny in russischer Haft auch ein Zeichen der Schwäche von Präsident Wladimir Putin. Zugleich sei nun etwas passiert, was Putin in seiner Amtszeit wiederholt getan habe, sagte Scholz am Samstag auf der Münchner Sicherheitskonferenz. Scholz sagte, er sei zutiefst betrübt über den Tod Nawalnys, den er in Berlin getroffen habe, als dieser sich vom Versuch ihn zu töten erholt habe. Auch wenn es für seinen Tod noch nicht den endgültigen Beweis gebe, so deute alles darauf hin, dass es passiert sei.

Bürgerrechtler: Über 100 Festnahmen bei Nawalny-Gedenken in Russland

07.22 Uhr: Russlands Polizei geht hart gegen trauernde Nawalny-Unterstützer vor. In mehreren russischen Städten wurden bis zum späten Freitagabend mehr als 100 Menschen bei Gedenkveranstaltungen festgenommen, wie die Bürgerrechtsorganisation Ovd-Info mitteilte. Festnahmen wurden unter anderem aus der Hauptstadt Moskau, aus der Ostsee-Metropole St. Petersburg und sechs weiteren Städten gemeldet. Die Menschen waren gekommen, um Blumen abzulegen im Gedenken an Nawalny. Unter den Festgenommenen waren laut Medienberichten auch Journalisten.

In Moskau war bis in die Nacht hinein ein großes Polizeiaufgebot im Stadtzentrum, wie eine Reporterin der Deutschen Presse-Agentur von vor Ort berichtete. Zwischenzeitlich hatten Menschen dort in einer langen Schlange gewartet, um Blumen abzulegen am sogenannten Solowezki-Stein, der Opfern politischer Repressionen gewidmet ist. Viele wurden zwar zu dem Stein durchgelassen, jedoch von Polizisten eingeschüchtert und ständig ermahnt, den Ort schnell wieder zu verlassen.

Großbritannien bestellt nach Nawalnys Tod russisches Botschaftspersonal ein

Samstag, 17. Februar, 05.30 Uhr: Nach dem Tod des Kreml-Kritikers Alexei Nawalny hat die britische Regierung diplomatisches Personal der russischen Botschaft einbestellt. Damit wolle London deutlich machen, dass es „die russischen Behörden uneingeschränkt verantwortlich“ für Nawalnys Tod mache, erklärte das britische Außenministerium am Freitag. Nawalnys Tod in einer Strafkolonie in der russischen Polarregion müsse „vollständig und transparent untersucht“ werden, hieß es weiter.

Aus dem Außenministerium hieß es weiter, in den vergangenen Jahren hätten die russischen Behörden Nawalny „aufgrund falscher Anschuldigungen inhaftiert, ihn mit einem verbotenen Nervenkampfstoff vergiftet und in eine arktische Strafkolonie geschickt“. Niemand solle „an der Brutalität des russischen Systems zweifeln“.

Bereits zuvor hatte der britische Außenminister David Cameron gesagt, der russische Präsident Wladimir Putin solle „zur Rechenschaft gezogen werden für das, was geschehen ist“.  

Menschen in Russland gedenken Nawalny

19.40 Uhr: Nach der Nachricht über den Tod des inhaftierten Kremlgegners Alexej Nawalny haben sich in mehreren russischen Städten Menschen versammelt und des berühmten Oppositionspolitikers gedacht. Trotz eines hohen Polizeiaufgebots standen etwa im Moskauer Stadtzentrum am Freitag Menschen Schlange, um Blumen an einer Gedenkstelle für Opfer politischer Repression abzulegen.

Gedenken an verstorbenen Kremlgegner Nawalny in Russland
dpa Moskau: Menschen versammeln sich, um Blumen für den russischen Oppositionellen Nawalny an der Mauer für die Opfer politischer Repressionen niederzulegen.

Auch aus St. Petersburg, Jekaterinburg, Nischni Nowgorod und mehreren anderen Städten gab es ähnliche Bilder. Manche Leute brachten Fotos von Nawalny mit, einige weinten und lagen sich in den Armen.

Kreml bezeichnet westliche Reaktion auf Nawalny-Tod als „überdreht“

19.14 Uhr: Kremlsprecher Dmitri Peskow hat die Reaktionen westlicher Politiker auf den Tod des populären Oppositionspolitikers Alexej Nawalny als „überdreht“ und „inakzeptabel“ bezeichnet. Es gebe noch keine genauen Informationen von Medizinern, Gerichtsmedizinern oder dem Strafvollzug, sagte Peskow am Freitagabend der Agentur Interfax zufolge. Trotzdem gebe es bereits Reaktionen aus dem Westen. „Es ist offensichtlich, dass das absolut überdrehte und absolut inakzeptable Aussagen sind. Sie sind inakzeptabel“, kritisierte Peskow demnach. „Mehr habe ich zu diesem Thema nicht zu sagen.“

Mehr als 1000 Menschen bei Nawalny-Gedenken vor Botschaft

18.59 Uhr: Mehr als 1000 Menschen haben am Freitagabend vor der russischen Botschaft in Berlin des in Haft gestorbenen russischen Oppositionspolitikers Alexej Nawalny gedacht. Gegen 18.30 Uhr hätten sich 1100 Menschen vor dem Botschaftsgebäude auf dem Boulevard Unter den Linden versammelt, sagte eine Sprecherin der Polizei. Seit Freitagmittag war die Zahl der Menschen kontinuierlich angewachsen.

US-Präsident Biden: „Putin ist für Nawalnys Tod verantwortlich“

18.50 Uhr: US-Präsident Joe Biden hat Kremlchef Wladimir Putin für den Tod des russischen Oppositionspolitikers Alexej Nawalny verantwortlich gemacht. Man wisse zwar nicht genau, was passiert sei, aber es gebe keinen Zweifel daran, dass der Tod Nawalnys eine Folge aus dem Handeln Putins und seiner Verbrecher sei, sagte Biden am Freitag im Weißen Haus. „Putin ist für den Tod Nawalnys verantwortlich.“

Demonstration vor der russischen Botschaft in Berlin

16.38 Uhr: Alexej Nawalny hat seinen Kampf gegen Russlands Präsidenten Wladimir Putin mit dem Leben bezahlt. In Moskau legten Anhänger Nawalnys Blumen an einem Denkmal für die Opfer politischer Repression nieder, wie die Deutsche-Presse-Agentur berichtet.

Kurz nach der Nachricht vom Tod Nawalys haben erste Demonstranten vor der Botschaft Russlands in Berlin protestiert. Viele Demonstranten trugen Plakate mit einem Foto Nawalnys, andere Fahnen oder Transparente. Auf einem stand: „Putin ist ein Killer“. Nach und nach wurden es mehr Menschen. Die Polizei begleitete die Demonstration.

Mutter: Nawalny war zuletzt „lebendig, gesund und lebenslustig“

15.39 Uhr: Alexej Nawalnys Mutter hat sich zu den Berichten über den Tod ihres Sohnes in einem russischen Straflager geäußert. „Ich möchte keine Beileidsbekundungen hören“, wurde sie am Freitag von der kremlkritischen Zeitung „Nowaja Gaseta“ zitiert. Sie habe ihren Sohn erst am vergangenen Montag im Straflager besucht, fügte sie demnach hinzu. „Er war lebendig, gesund und lebenslustig.“ Zuvor hatten Nawalnys Unterstützer erklärt, sie hätten noch immer keine direkte Bestätigung für den Tod des 47-Jährigen erhalten. Bislang gebe es nur die allgemeine Mitteilung des Strafvollzugs.

Julija Nawalnaja: „Wenn es wahr ist, will ich, dass Putin bestraft wird“

15.15 Uhr: Alexej Nawalnys Frau Julija Nawalnaja hat bei der Münchner Sicherheitskonferenz gesprochen. „Wenn es die Wahrheit ist, dass er tot ist, dann will ich, dass Putin und jeder aus seinem Stab dafür bestraft wird“, so Julija Nawalnaja.

„Der Tag wird bald kommen, ich richte meine Worte an alle Menschen auf der Welt: Wir müssen zusammenkommen und gegen diese Leute kämpfen. Wir müssen gegen dieses Regime kämpfen. Putin persönlich muss verantwortlich gemacht werden für all die Verbrechen, die er in unseren Ländern begangen hat.“

Münchner Sicherheitskonferenz
picture alliance/dpa Julia Nawalnaja, Ehefrau von Alexej Nawalny, nimmt an der Sicherheitskonferenz teil.

Nawalny-Vertrauter Wolkow: Glauben der Staatspropaganda nicht

14.38 Uhr: Ein Vertrauter des laut Behörden im Straflager gestorbenen russischen Oppositionspolitikers Alexej Nawalny hat vor den Lügen des Kremls und der Moskauer Staatspropaganda in dem Fall gewarnt. Wenn die Nachricht vom Tod Nawalnys wahr sei, dann „starb Nawalny“ nicht einfach, sondern Kremlchef Wladimir Putin „tötete Nawalny und nur so“, sagte Leonid Wolkow, einer der engsten Mitarbeiter Nawalnys. „Sie logen, sie lügen und sie werden lügen“, teilte der Oppositionelle am Freitag in seinem Telegram-Kanal mit. Es geben keinen Anlass, der Staatspropaganda zu glauben.  

Das Team hat nach eigenen Angaben noch keine direkte Bestätigung von Nawalnys Tod erhalten. Es gab nur die allgemeine Mitteilung des Justizvollzugssystems im Autonomen Kreis der Jamal-Nenzen. Nawalnys Anwalt sei unterwegs in das Lager IK-3 in dem Ort Charp nördlich des Polarkreises. Den offiziellen Angaben nach war Nawalny (47) am Freitag nach einem Hofgang zusammengebrochen. Laut dem medizinischen Dienst waren Wiederbelebungsversuche erfolglos.

Mangott: Nawalnys Tod ist „ein grausames Verbrechen des russischen Staates“

14.30 Uhr: Die US-Journalistin Anna Nemtsova twitterte kurz nach der Verkündung der Nachricht: „Am Mittwoch sagte sein Anwalt noch, alles sei normal.“ Der Politik-Experte Gerhard Mangott nannte den Tod „ein grausames Verbrechen des russischen Staates.“

Alexey Nawalny ist tot: Für seinen Traum kämpfte er bis zuletzt

Alexej Nawalny hat seinen unerschrockenen Kampf gegen Russlands Präsidenten Wladimir Putin wie viele prominente Kremlkritiker vor ihm mit dem Leben bezahlt.

Der berühmteste politische Gefangene des Landes starb am Freitag im Alter von 47 Jahren nach Angaben der Justiz in seiner sibirischen Strafkolonie. Er sei nach einem Spaziergang zusammengebrochen, Wiederbelebungsversuche hätten keinen Erfolg gehabt, hieß es.

Ratspräsident Charles Michel äußerte sich kurz nach Bekanntwerden zum Tod Nawalnys: „Die EU macht das russische Regime allein für diesen tragischen Todesfall verantwortlich“, schrieb Michel bei X. „Kämpfer sterben. Aber der Kampf für Freiheit endet nie“, schrieb er weiter.

Für seinen Traum von „Russland ohne Putin“ kämpfte Nawalny bis zuletzt

Immer wieder hatte der Familienvater fehlende medizinische Hilfe, Schikane und sogar Folter im Straflager beklagt. Bis zuletzt zeigte sich der abgemagerte und sichtlich geschwächte Politiker aber etwa bei Auftritten bei Gerichtsverhandlungen entschlossen in seinem Ziel, ein „Russland ohne Putin“ erreichen zu können.

Vor allem mit seinem Kampf gegen Korruption im Machtapparat unter Putin machte sich der Jurist viele Feinde. Nawalnys Anti-Korruptions-Fonds baute in vielen Teilen des Riesenreichs jahrelang eigene Strukturen auf. Als sie zunehmend auch politisch an Einfluss gewannen und Nawalnys Leute gewählt wurden, ließ die Führung in Moskau das Netzwerk zerschlagen und als „extremistisch“ verbieten. Führende Köpfe von Nawalnys Team flohen ins Ausland. Aus dem Exil heraus setzten sie den Kampf gegen die aus ihrer Sicht durch und durch kriminellen und mafiosen Machtstrukturen fort. Nawalny aber blieb. Nun muss sein Team ohne die Galionsfigur Nawalny auskommen.

Aus dem Straflager heraus kritisierte Nawalny auch den Krieg gegen die Ukraine

Aus dem Straflager heraus prangerte der Politiker seit Beginn von Putins Überfall auf die Ukraine am 24. Februar 2022 als scharfer Gegner der Invasion nicht nur immer wieder russische Kriegsverbrechen an. Der charismatische Politiker mit den blauen Augen, der gern selbst Präsident geworden wäre, warnte vor allem vor einer Wiederwahl Putins im kommenden Jahr. Der Kremlchef, der das Land seit fast einem Vierteljahrhundert führt, steuere Russland ins Verderben, mahnte Nawalny.

Seinem Kampf gegen das System, dazu stand Nawalny, dafür schätzten ihn auch seine Familie und Freunde, wollte er sich aber im Land selbst – und nicht aus dem Ausland heraus stellen. Auch deshalb kehrte er im Januar 2021 aus Deutschland, wo er sich von einem Mordanschlag mit dem Nervengift Nowitschok in der Berliner Charité hatte behandeln lassen, nach Russland zurück – obwohl ihm Haft drohte. Im selben Jahr erhielt er auch den Sacharow-Preis des Europaparlaments für geistige Freiheit, den seine Tochter Dascha entgegennahm.

Im politisch inszenierten Prozess verurteilte russisches Gericht Nawalny zu 19 Jahren Haft

Trotz der Inhaftierung gelang es Nawalny bis zuletzt, sich aus dem Straflager 6 in Melechowo nahe der Stadt Kowrow etwa 260 Kilometer nordöstlich von Moskau mit Mut machenden und oft humorvollen Texten an die Öffentlichkeit zu wenden. Auf 19 Jahre Haft insgesamt war die Strafe beim letzten Gerichtsverfahren erhöht worden, das wie alle anderen vorher als politisch inszeniert galt. Weitere Prozesse drohten. Seine Auftritte bei Gerichtsverfahren aber lösten immer wieder Entsetzen aus, weil ihm Schwächung und körperlicher Verfall zunehmend anzusehen waren.

Ärzte appellierten an Putin, er möge als Garant der Verfassung Nawalnys Recht auf ärztliche Behandlung sicherstellen. Auch Nawalnys Ehefrau Julia hatte dem Strafvollzug geschrieben und gefragt, ob dort überhaupt noch Menschen arbeiteten. Sie beklagte im vergangenen Jahr einmal, dass sie schon fast ein Jahr nicht mehr mit ihrem Mann habe telefonieren dürfen. „Briefe sind unser letztes Mittel der Verbindung.“ Doch zuletzt seien weder Briefe von Nawalny noch Schriftstücke an ihn zugestellt worden, sagte seine Sprecherin Kira Jarmysch Anfang Dezember.

Die Lebensgefahr in der Strafkolonie war Nawalny bewusst

Seine Frau Julia und ihre beiden Kinder waren in steter Angst um Nawalnys Leben, seit er im August 2020 nur knapp das Attentat mit dem chemischen Kampfstoff Nowitschok überlebte. Nawalny hatte Putin als „Mörder“ bezeichnet, der ein Killerkommando des Inlandsgeheimdienstes FSB damit beauftragt habe. Der Kreml wies das stets zurück.

Dass die Haft im Straflager, wo viele Menschen unter ungeklärten Umständen sterben, lebensgefährlich ist, war Nawalny bewusst. Die vielen Sonderstrafen in Isolationshaft in einer zwei mal drei Meter kleinen Strafzelle setzten ihm sichtlich zu.

In einem bei Instagram veröffentlichten Beitrag zum zweiten Jahrestag seiner Inhaftierung schrieb Nawalny, dass ihm in der Einzelhaft ein psychisch kranker Mann in eine Zelle gegenübergesetzt worden sei. „Er schreit 14 Stunden am Tag und drei in der Nacht“, teilte Nawalny mit. „Bekanntlich ist Schlafentzug eine der wirksamsten Foltern.“ Er habe viel erlebt und gelesen, aber das sei etwas Neues.

„Alles, was Ihr lest über den Horror, das ist alles die Wahrheit“

„Alles, was Ihr lest über den Horror und die faschistischen Verbrechen unseres Gefängnissystems, das ist alles die Wahrheit. Mit einer Richtigstellung: Die Wirklichkeit ist noch schlimmer“, schrieb Nawalny. Es gebe etwa die bekannten Vergewaltigungen mit dem Schrubber - Dinge, die normalen Menschen nie in den Sinn kämen. „Das Gefängnissystem wird nicht nur von einer wahren Ansammlung an Schurken geführt, sondern von echten kranken Perversen.“

Nawalnys Team warf dem Kreml immer wieder vor, weiter alles dafür zu tun, um Putins wichtigsten Gegner auszuschalten. Die Warnungen blieben ungehört. Lange war die Hoffnung der russischen Opposition groß, dass Putin in seinem Krieg gegen die Ukraine eine Niederlage erleidet und abtreten muss. Doch seit Monaten sieht sich der 71-Jährige auf der Siegerspur.

Russlands liberale Opposition dürfte den Widerstand im Untergrund im In- und Ausland weiter organisieren. Millionen folgen in den sozialen Netzwerken Nawalnys Team, das auch aktuelle politische Nachrichtensendungen, Kommentare und Talkrunden bei Youtube bringt. Dort hatte zuletzt mit Blick auf die Präsidentenwahl die Kampagne „Russland ohne Putin“ begonnen. Nawalny hatte dazu aufgerufen, für einen beliebigen Kandidaten zu stimmen – nur nicht für Putin.