Das ist das älteste Kino Hamburgs

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Es ist ein Stück Kinogeschichte und steht noch genau da, wo im Jahr 1913 der erste Stummfilm in Hamburg lief: das „Passage Kino“ in der Altstadt.

Hamburg – Schon über ein Jahrhundert lang strömen Filmliebhaber in die Möckebergstraße in Hamburg: Dort steht das älteste, fast durchgängig betriebene Lichtspielhaus der Stadt: das „Passage Kino“. Im Jahr 1913 wurde das Kino eröffnet und hat sich bis heute gehalten.

Ein Kinosaal im „Passage Kino“.
Ein Kinosaal im „Passage Kino“. © Christian Charisius / dpa-Bildfunk

Kinobesucher können sich schon im Foyer fühlen, als wären sie im frühen zwanzigsten Jahrhundert, denn der Art-Déco-Stil ist an die ursprüngliche Ausstattung des alten Kinos angelehnt, unter anderem gibt es eine goldene Tapete. Wer es sich dann auf einem der Kinosessel gemütlich gemacht hat und im Passage einen Film ansieht, sieht nicht nur auf der Leinwand eine Geschichte, sondern ist Teil davon.

Stummfilmära im „Passage Kino“ in Hamburg: Orchester spielt dazu Musik

Am 1. November 1913 feierte das Lichtspielhaus von Julius Cohn in der Mönckebergstraße 17 in der Hansestadt Hamburg Eröffnung. Cohn bot seinen Besuchern ein edles Erlebnis, im Kino gab es Marmor, Perserteppiche und Edelholz zu bestaunen. 1000 Menschen fanden im großen Vorführsaal Platz und bekamen neben den Filmaufnahmen von einem Live-Orchester aus einem Orchestergraben Musik auf die Ohren.

Name Passage Lichtspiele
Ort Hansestadt Hamburg
Stadtteil Altstadt
Eröffnung 1. November 1913
Kinosäle 3
Sitzplätze im größten Saal 380

Die Filme selbst hatten damals noch keinen Ton, es war die Stummfilmära. Vor allem gut betuchte Bürger konnten sich das Kino leisten. Als erster Film wurde eine filmische Biografie Richard Wagners gezeigt, der italienische Star-Opernsänger Enrico Caruso saß in der Loge.

Erster Tonfilm im „Passage Kino“ im Hamburg im Jahr 1929

Das Kino blieb nicht lange in Cohns Besitz, denn schon 1917 übernahm es James Henschel, und schon 1918 ging es in den Besitz der UFA über, bevor es wiederum vier Jahre später die Münchner Lichtspielkunst AG, die heutige Bavaria Film, übernahm. 1925 feierte es Neueröffnung. Ein weiterer Meilenstein kam im Jahr 1929 hinzu, als am 20. Dezember 1929 der erste Tonfilm in Hamburg abgespielt wurde: das Musicaldrama „The Singing Fool“.

Eine Premiere im Jahr 2013 im „Passage Kino“.
Eine Premiere im Jahr 2013 im „Passage Kino“. © Christian Charisius / dpa-Bildfunk

Das Kino hat auch eine dunkle Geschichte: Vor und während der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland kam auch das Passage nicht umhin, Propagandafilme der NS-Diktatur zu zeigen. Hans Albers‘ „Große Freiheit Nr. 7“ sollte hier uraufgeführt werden, doch die Zulassung für Deutschland wurde verweigert. Zwei Fliegerbomben trafen das Haus im März 1945, doch detonierten nicht, sodass der Spielbetrieb weiterlief.

Das „Passage Kino“ nach dem Krieg: Neue Kinosäle und viele Besitzerwechsel

Die Briten schlossen nach dem Krieg das Kino, und erst im Jahr 1951 wurde es wieder freigegeben. Die Besatzer hatten jedoch die Jugendstil-Dekorationen aus dem Foyer entfernt. Modernisiert wurde das Kino 1964 und der große Saal wurde in zwei kleinere geteilt. Im Jahr 1977 kam ein dritter Saal, ein sogenanntes kleines „Schachtelkino“ dazu, der aus einem ehemaligen Büro umgebaut wurde.

1988 baute die CinemaxX AG das neu erworbene Kino zum selbst ernannten „schönsten Kino der Stadt“ um, unter anderem mit einer ausklappbaren Leinwand für Breitbandfilme. Viele Premieren mit internationaler Prominenz sorgten für Glanz. 2009 schloss es, weil sich die AG mehr auf Multiplex-Kinos konzentrierte und das Passage nicht mehr profitabel war. 2010 jedoch eröffnete es wieder, diesmal unter Heinz Lochmann.

„Passage Kino“ in Hamburg: Drei Kinosäle und Blockbuster aus Hollywood

Es wurde 2010 wiedereröffnet und zeigt heute vor allem Blockbuster und Sneak-Previews. Der größte Saal (Passage Kino 1) hat 380, der mittlere (Hanse Kino 2) 220 und der kleinste Saal (Studio Kino 3) 35 Sitzplätze. Übrigens steht das älteste Kino Deutschlands nicht, wie man vielleicht annehmen könnte, in Berlin, sondern in Magdeburg. Das Burgtheater dort wurde 1908 eröffnet.

In Hamburg eröffnet indes ein neues digitales Kulturzentrum: Das Port des Lumières. Sorgen gibt es dagegen um den Hamburger Michel. (cgsc)

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