Experte erklärt Trumps Rolle bei Polen-Wahl: „Wird als alternativlos betrachtet“

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Polen steht vor der Präsidentschaftswahl 2025. US-Präsident Donald Trump rückt enorm in den Fokus. Ein Experte erklärt die Rolle des Republikaners.

Warschau - Polen geht am 1. Juni in die Wahllokale, um einen Nachfolger des Präsidenten Andrzej Duda zu wählen. Eine Stichwahl wird an diesem Sonntag zwischen den verbliebenen Kandidaten Rafał Trzaskowski und Karol Nawrocki die Entscheidung bringen.

Polen-Wahl 2025: Donald Trump und US-Außenpolitik werden Einfluss nehmen

Trzaskowski (52 Jahre) ist Oberbürgermeister der polnischen Hauptstadt Warschau, Nawrocki (42) ist Historiker und leitet das Institut für Nationales Gedenken (IPN). Vor allem dem in Danzig geborenen und aufgewachsenen Geschichtswissenschaftler wird mit Blick auf den Ukraine-Krieg und das Russland-Regime von Kreml-Machthaber Wladimir Putin nachgesagt, er sei Moskau-kritisch.

Beide Kandidaten suchen der Einschätzung eines Experten nach indes mit Nachdruck die Annäherung an US-Präsident Donald Trump und an die USA allgemein. So steht der 78-jährige Republikaner samt seiner polarisierenden Außenpolitik wieder einmal bei einer sehr bedeutsamen Wahl außerhalb der Vereinigten Staaten im Mittelpunkt.

Präsidentschaftswahl in Polen: Donald Trump und USA spielen große Rolle

„Die Bindung an die USA wird in Polen als alternativlos betrachtet – und zwar parteienübergreifend. Trumps sprunghafte und schwer berechenbare Politik hat in Polen zweifellos Besorgnis hervorgerufen, zumal Polen ja seit Jahren vor der russischen Revisionspolitik gewarnt und 2022 dann leider Recht behalten hat“, erzählt Dr. Jens Boysen von der Civitas University in Warschau gegenüber Merkur.de von IPPEN.MEDIA. Boysen ist Historiker und Politikwissenschaftler und legt den Fokus seiner Arbeit auf Mittel- und Osteuropa im Allgemeinen und auf die deutsch-polnischen Beziehungen im Speziellen.

In Warschau ist der Hesse Professor für das Thema Internationale Beziehungen. Er erklärt auf Anfrage: „Man glaubt hier unverändert an die westliche Wertegemeinschaft und denkt auch nicht, dass Trump wirklich prorussisch ist. Aber ihm fehlt erkennbar das Bedrohungsgefühl, das die Politik der europäischen Länder gerade an der Nato-Ostflanke bestimmt.“ In Europa gibt es dagegen Bedenken, die Vereinigten Staaten könnten unter Trump die Verteidigungsallianz verlassen, in der Polen seit Längerem immer mehr Verantwortung übernimmt.

Donald Trumps Außenpolitik spielt bei der Präsidentschaftswahl in Polen eine wichtige Rolle. Hier sind amerikanische Abrams-Panzer bei einer Militärparade in Warschau zu sehen. © Montage IPPEN.MEDIA / IMAGO / ZUMA Press Wire / Newscom / AdMedia

10.000 US-Soldaten in Polen: Donald Trump ist als Präsident ihr Oberbefehlshaber

In Polen verrichten offiziellen Angaben zufolge rund 10.000 Soldatinnen und Soldaten aus den USA ihren Dienst. Trump ist gemäß Verfassung als Staatsoberhaupt zugleich ihr Oberbefehlshaber. Das hat Folgen. Anfang April 2025 gab es zum Beispiel Aufregung, als Washington mitteilte, es werde einige US-Soldaten vom ostpolnischen Militärflugplatz Rzeszow weg beordern, der ein wichtiger Logistikhub für Militärhilfen für die Ukraine ist. Warschau war damals eifrig um Beschwichtigung bemüht.

„Die polnische Politik arbeitet intensiv daran, die US-Regierung durch positive Argumente wieder ‚an Bord‘ zu holen. Die teilweise in Aussagen der deutschen, britischen oder französischen Regierung anklingende Idee, man würde das notfalls auch ohne die Amerikaner schaffen, ist in Polen wenig populär“, schildert Polen-Experte Boysen. „Gerade, weil man hier ein realistisches Bild der russischen militärischen Fähigkeiten hat.“

Polen vertraut auf die USA: Präsidentschaftswahl im Zeichen von Donald Trump

Polen habe dagegen stets hervorgehoben, „dass die ‚harten‘ Elemente der Verteidigung Europas in amerikanischer Hand bleiben sollten“, erklärt Boysen bei Merkur.de. „Im aktuellen polnischen Präsidentschaftswahlkampf ist es ein wichtiges Argument, welcher Kandidat die beste Diplomatie gegenüber den USA gewährleisten würde. Natürlich sind auch hier die anhaltenden Bemühungen darum zu nennen, amerikanische Truppen in Polen zu stationieren.“ (pm)

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