Hickhack um Raumfahrt-Campus

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Die Fakultät für Raumfahrt und Geodäsie der TU München wird um einen Interimscampus erweitert. Die Grünen bemängeln, dass auf den Dächern der Gebäude keine Photovoltaikanlagen installiert werden. © Stefan Weinzierl

Auch wenn die Ansiedlung des Raumfahrt-Campus der TU München in Taufkirchen auf allgemeine Zustimmung im Gemeinderat stößt. Ganz ohne Streit geht es nicht.

Der Bauantrag für den Interimscampus der Fakultät für Raumfahrt und Geodäsie der TU München hat für Unstimmigkeiten im Taufkirchner Bau- und Umweltausschuss geführt. Die Grünen kritisierten, dass im Zuge des von der Rathausspitze aus Zeitgründen bereits auf dem Verwaltungswege abgesegneten Antrags auch gebilligt wurde, keine Photovoltaikanlagen auf den Dächern der Interimsbauten zu installieren – obwohl dies laut Bayerischer Bauordnung für öffentliche Gebäude vorgesehen ist. „Ich fühle mich verarscht“, kommentierte Fraktionssprecher Rudi Schwab das Vorgehen.

Wie berichtet, soll bereits zum Wintersemester 2025/26 der Lehrbetrieb auf dem Interimscampus beginnen. Das Grundstück auf Taufkirchner Flur liegt südlich der Lise-Meitner- und westlich der Willy-Messerschmitt-Straße. Dort, nur wenige 100 Meter entfernt vom bisherigen Fakultätsgebäude, sollen Werkstätten und Labore errichtet werden – Raum für bis zu 2500 Studenten und 200 Beschäftigte. Letztlich soll in dem Gewerbe- und Forschungspark an der Gemeindegrenze zwischen Ottobrunn und Taufkirchen mit rund 50 Professoren und 4000 Studenten der größte Standort für Weltraumforschung in Europa entstehen.

Die Interimsgebäude sollen aus vorgefertigten Bauteilen zusammengesetzt werden und nach derzeitigem Stand zehn Jahre in Betrieb bleiben. In dieser Zeit will man die regulären Gebäude der Fakultät errichten. Der Interimscampus könnte dann rückgebaut werden.

Im vergangenen Jahr hat der Freistaat Bayern dem in Ottobrunn ansässigen Luft- und Raumfahrtkonzern Airbus die notwendigen Flächen abgekauft. Mittlerweile sind die ersten Anträge zum Campus-Projekt im Taufkirchner Rathaus eingegangen. Weil die Gebäude des Interimscampus bis Oktober stehen sollen, drängt die Zeit. Deshalb und weil der Gemeinderat im März vergangenen Jahres bereits seinen Willen zum Ausdruck gebracht hatte, die TU-Ansiedlung zu unterstützen, hat man im Rathaus den Bauantrag nicht erst den Gemeinderäten vorgelegt, sondern gleich das gemeindliche Einvernehmen erteilt.

„Aus vorauseilendem Gehorsam“, wie Schwab nun bemängelte. Aus seiner Sicht wäre noch genug Zeit gewesen, den zuständigen Gemeindegremien den Antrag zu präsentieren und darüber zu diskutieren. Ein Dorn im Auge ist ihm nämlich nicht nur die fehlende PV-Anlage, sondern auch das Ausmaß der Bebauung. „Die ganze Fläche wird zugepflastert“, monierte er und forderte zudem eine anständige Anbindung mit dem Öffentlichen Personennahverkehr – zusätzlich zu dem nahe des Campus geplanten Parkhauses.

Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei) und andere Ausschussmitglieder freuten sich wiederum, dass sich in Sachen Raumfahrt-Campus endlich etwas berwegt. „Wir wollen die Uni auf alle Fälle fördern. Und wir wollen, dass da etwas weitergeht“, betonte Paul Haberl jun. (CSU). Bezüglich der PV-Anlagen und in Anspielung auf die von der Ampelregierung forcierte Energiewende meinte er: „Vielleicht sind wir an dem Punkt, wo wir ein paar Sachen einbremsen müssen.“ Peter Hofbauer (FW) bezweifelte sowieso, dass sich eine PV-Anlage auf einem Gebäude, das voraussichtlich nach zehn, 15 Jahren abgerissen wird, rentiert: „Das ist für mich ein bisschen sinnfrei.“

Schwab und sein Fraktionskollege Thomas Hummel widersprachen – zumal man nicht genau wisse, wie lange die Gebäude stehen würden. „Nichts ist so langlebig wie ein Provisorium“, sagte Schwab. Er fand aber trotzdem keine Mehrheit für seinen Antrag, zumindest für die Hälfte der Dachflächen PV-Module einzufordern.

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