Gravierende Nebenwirkungen bei Schmerzmittel Paracetamol entdeckt – Studie warnt vor Einnahme

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Schmerzmittel sind für viele ein fester Bestandteil der Hausapotheke. Eines davon soll jedoch die neurologische Entwicklung bei Ungeborenen beeinträchtigen.

New York – Kopfschmerzen, Fieber, Rückenschmerzen – fast jeder hat schon einmal zu Paracetamol gegriffen, wenn der Körper Hilfe brauchte. Das rezeptfreie Schmerzmittel galt als besonders sicher und war daher auch für Schwangere die erste Wahl bei Beschwerden. Doch eine umfassende neue Untersuchung stellt diese Gewissheit nun infrage und zeigt auf, dass die Einnahme während der Schwangerschaft möglicherweise das Risiko für neurologische Entwicklungsstörungen beim Kind erhöhen könne.

Viele Schwangere greifen zu Paracetamol – mit Risiken für das Ungeborene

Mehr als die Hälfte aller werdenden Mütter weltweit nehme laut der Pharmazeutischen Zeitung während der Schwangerschaft Paracetamol. Der Wirkstoff, der auch unter dem Namen Acetaminophen bekannt ist, habe bisher als die sicherste medikamentöse Option zur Behandlung von Kopfschmerzen, Fieber und anderen Schmerzen während der Schwangerschaft gegolten.

Eine Schwangere nimmt eine Tablette ein
Auch in der Schwangerschaft greifen viele Frauen zu Schmerzmitteln. (Symbolbild) © Lena Ivanova/IMAGO

Ein Forschungsteam um Professor Diddier Prada von der Icahn School of Medicine am Mount Sinai in New York hat nun die bislang umfassendste Analyse zu diesem Thema durchgeführt. Die Wissenschaftler hätten Environmental Health zufolge 46 Studien mit Daten von mehr als 100.000 Teilnehmerinnen aus verschiedenen Ländern untersucht und dabei die strenge Navigation Guide-Methodik angewendet – einen Goldstandard für die systematische Bewertung von Umwelt- und Gesundheitsdaten.

Diese Methodik ermögliche es, jede einzelne Studie hinsichtlich ihrer Qualität, möglicher Verzerrungen und der Stärke der Evidenz zu bewerten. Dadurch entstehe ein besonders zuverlässiges Gesamtbild der verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse.

Studie weist Zusammenhang zwischen Schmerzmittel und Entwicklungsstörungen nach

Die Analyse habe ein differenziertes Bild gegeben: 27 Studien hätten über positive Zusammenhänge zwischen der Einnahme von Paracetamol in der Schwangerschaft und neurologischen Entwicklungsstörungen bei den Kindern nachgewiesen. Neun Studien hätten keine Zusammenhänge gezeigt, während vier Studien sogar auf eine schützende Wirkung hingewiesen hätten, so Environmental Health.

Insbesondere qualitativ hochwertige Arbeiten bezeugten einen deutlich erkennbaren Zusammenhang zwischen der pränatalen Einnahme von Paracetamol und einem erhöhten Risiko für Autismus-Spektrum-Störungen und Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS). In einer Pressemitteilung betonen die Studienautoren, dass die Ergebnisse zwar einen Zusammenhang zeigten, aber keinen direkten Beweis für eine Kausalität lieferten. Gerade weil Paracetamol eines der am häufigsten verwendeten Medikamente in der Schwangerschaft sei, könnten selbst kleine Risikosteigerungen globale Auswirkungen haben.

zwei Packungen Paracetamol
Schwangere sollten Paracetamol nur unter ärztlicher Aufsicht einnehmen. © Dimitri Drofitsch/IMAGO

Studie untersucht Schmerzmittel: Biologische Mechanismen müssen weiter erforscht werden

Der Wirkstoff könne die Plazentaschranke überwinden und so zum ungeborenen Kind gelangen. Dort könnte er verschiedene schädliche Prozesse auslösen, wie Environmental Health berichtet:

  • Oxidativer Stress: Paracetamol könnte schädliche Sauerstoffverbindungen im sich entwickelnden Gehirn freisetzen.
  • Hormonelle Störungen: Der Wirkstoff könnte das empfindliche Hormonsystem des Fötus beeinträchtigen.
  • Epigenetische Veränderungen: Paracetamol könnte die Genregulation beeinflussen, ohne die DNA selbst zu verändern.

Die Forscher empfehlen laut Environmental Health einen vorsichtigen Umgang mit dem Schmerzmittel während der Schwangerschaft. Darunter zählen eine zeitlich begrenzte Anwendung nur unter ärztlicher Aufsicht sowie die Einnahme der niedrigsten wirksamen Dosierung, falls nicht-medikamentöse Behandlungen nicht erfolgreich seien. Weitere Forschung zur Bestätigung der Ergebnisse und Entwicklung sicherer Alternativen stünden noch aus. (jaka)

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