Bahn-Streit eskaliert weiter: Warum das Deutschlandticket schon bald teurer werden könnte

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Der Streit um die Finanzierung der Deutschen Bahn spitzt sich zu. Insbesondere die mögliche Erhöhung der Trassenpreise sorgt für Unmut, denn das Deutschlandticket könnte schon bald teurer werden.

Frankfurt – Die Entscheidung der Bundesregierung, der Deutschen Bahn statt der geplanten Baukostenzuschüsse 4,5 Milliarden Euro als Eigenkapital zur Verfügung zu stellen, stößt auf heftige Kritik. Landesverkehrsminister, Kommunalvertreter und Branchenvertreter zeigen sich empört.

Der hessische Verkehrsminister Kaweeh Mansoori (SPD) warnt während eines Gesprächs mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ): „Mit der Eigenkapitalerhöhung wurde ein System gewählt, das den Verkehr deutlich verteuert.“ Mansoori betont, dass sich Deutschland keine weitere Verteuerung der Logistik leisten könne. Auch der Güterverkehr müsse weiterhin wettbewerbsfähig bleiben.

Deutsche Bahn: Steigende Trassenpreise belasten den Regionalverkehr

Ein zentraler Kritikpunkt ist die erwartete Erhöhung der Trassenpreise. Diese Nutzungsgebühren für das Schienennetz könnten massiv steigen, was die Verkehrsunternehmen auf ihre Kunden umlegen müssten. Dem Bericht zufolge würde das besonders den Regionalverkehr treffen, dessen Preise bislang zugunsten der Länder gedeckelt waren.

Bundesweite Störung
Bahn fahren könnte ab 2025 wieder teurer werden. (Symbolbild) © Verena Schmitt-Roschmann/dpa

Hintergrund der Entscheidung der Regierung ist ein strategischer Vorteil: Das Eigenkapital wird offenbar als „finanzielle Transaktion“ bewertet und belastet damit nicht die Schuldenbremse. Doch das hat einen entscheidenden Haken: Auf Eigenkapital muss die Bahn Zinsen zahlen, was letztlich die Trassenpreise weiter in die Höhe treibt. Diese Kosten betreffen den Fern-, Regional- und Güterverkehr gleichermaßen und gefährden damit die Kalkulierbarkeit und Stabilität des Schienenverkehrs in Deutschland.

„Wir brauchen Verlässlichkeit bei den Trassenpreisen“, fordert Alexander Möller, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). Der Zeitpunkt für eine solche Umstellung sei „völlig ungeeignet“, da der Schienenpersonennahverkehr (SPNV) ohnehin unterfinanziert sei.

Möller kritisierte die Entscheidung der Ampelregierung scharf und bezeichnet sie in der FAZ als „absurd“. Weder der Güter- noch der Personenverkehr seien finanziell in der Lage, diese Mehrkosten zu tragen.

Erhöhung der Trassenpreise um 19 Prozent – Scharfe Kritik an Bundestag

Mehrere Verbände wie die Deutsche Umwelthilfe (DUH), die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), die Klima-Allianz, Greenpeace, ver.di, Germanwatch und die Allianz pro Schiene kritisieren die Entscheidung der Bundesregierung, die Baukostenzuschüsse für Infrastrukturinvestitionen in das Schienennetz durch höheres Eigenkapital für die Deutsche Bahn ersetzt zu haben.

Dieser Haushaltstrick, den die Bundesregierung zur Einhaltung der Schuldenbremse nutzt, löst wohl schon im kommenden Jahr eine drastische Erhöhung der Trassenpreise um bis zu 19 Prozent aus.

Warum auch das Deutschlandticket betroffen ist

Besonders heikel wird diese Entwicklung im Hinblick auf das Deutschlandticket. Mehr Kosten für das Unternehmen müssen in der Regel von Kunden getragen werden. Der seit Mai 2023 gültige Flatrate-Tarif für den Nahverkehr, der für 49 Euro pro Monat angeboten wird, könnte deshalb bald teurer werden.

Laut Nordrhein-Westfalens Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) ist dieser Preis langfristig nicht zu halten. In einem Interview mit dem WDR erklärt Krischer: „Nach Lage der Dinge gehen wir davon aus, dass der Preis von 49 Euro nicht zu halten sein wird.“

Eine endgültige Entscheidung darüber soll im Oktober getroffen werden, wenn detaillierte Berechnungen zu den finanziellen Auswirkungen des Tickets vorliegen. Mit Material der dpa.

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