Zeitgleiche Übungen von Nato und Russland: Bundeswehr setzt auf Abschreckung
Die Nato übt im Ostseeraum für den Ernstfall. Bei den Manövern kommen sich Truppen Russlands und des Verteidigungsbündnisses teils sehr nahe.
Berlin - Im Konflikt zwischen der Nato und Russland ist die Ostsee längst zu einem zentralen Schauplatz geworden. Je länger der vom Kreml begonnene Ukraine-Krieg andauert, desto mehr scheinen die Spannungen zuzunehmen. Mit Sorge sieht die Bundeswehr das zunehmend aggressive Verhalten Russlands in der Ostsee, seine Sabotage und Spionage. Hinzu kommt, dass sich Truppen Moskaus und der Nato-Mitgliedsstaaten in nächster Zeit bei Manövern immer wieder gefährlich nahe kommen dürften.
Bis Mitte September testet die Nato für den Ernstfall, für einen Angriff Russlands auf die östlichen Nato-Staaten. Etwa 8.000 Soldatinnen und Soldaten aus 14 Nato-Ländern, darunter Deutschland, proben im Rahmen der Übungsserie Quadriga 2025 den Schutz des Ostseeraums. Nach Angaben der Bundeswehr wird die Verlegung von Truppen und Gerät auf dem See-, Land- und Luftweg in Richtung Litauen geübt. Sollte Russland das Baltikum angreifen, müsste die Nato schnell reagieren.
Konflikt zwischen Nato und Russland: Bundeswehr setzt auf Frieden durch Abschreckung
Auf dieses Szenario bereitet sich die Nato jedoch auch deswegen vor, damit es im Optimalfall gar nicht erst so weit kommt. Das Schlüsselwort lautet „Abschreckung“, wie auch der Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, betont hat. Nur über Abschreckung werde man Frieden erhalten können, sagte Breuer bei einer Pressekonferenz in Berlin anlässlich der Nato-Übungsserie. Die Bedrohung durch Russland sei unverändert groß, so der ranghöchste Bundeswehrsoldat.
Der russische Präsident Wladimir Putin „schaut auf uns“, sagte Breuer. „Seine Pläne gehen über die Ukraine hinaus“. Er verwies zudem auf die bald beginnende russische Großübung unter dem Namen „Sapad“, was übersetzt „Westen“ heißt. Laut Breuer findet sie in Belarus statt, „direkt an der Grenze zu Litauen, direkt an der Grenze zur Nato“. Man erwarte rund 13.000 übende Soldaten in Belarus und weitere 30.000 auf russischem Gebiet.

Manöver Russlands und der Nato finden teils zeitgleich statt - Nato ist „wachsam“
Was besonders brenzlig erscheinen kann: Einige Übungsabschnitte von Sapad und Quadriga würden sich zeitlich überschneiden, so Breuer. Angesichts dessen versicherte er jedoch: „Wir wollen abschrecken, keine Eskalation. Wir üben ausschließlich Verteidigung“. Gleichzeitig gebe es keine Hinweise, dass Putin die Sapad-Übung für Angriffsvorbereitungen nutzen wird. Die Nato sei jedoch wachsam, sagte Breuer. Auf der Ostsee selbst ist die Situation dagegen etwas heikler.
Auf See sei es nicht so leicht, beide Seiten auseinander zu halten, sagte Breuer. Nato-Truppen und russische Einheiten könnten sich leicht sehr nahekommen. Es gebe für die deutsche Marine aber „klare Regeln für den Kontakt, um eine versehentliche Eskalation zu verhindern“, ergänzte der Marine-Inspekteur, Vizeadmiral Jan Christian Kaack. Dieses Risiko scheint jedoch unvermeidlich zu sein. Denn, so machte Breuer deutlich, die Bundeswehr muss „üben, üben, üben“. (grmo)