Wende für die Ukraine? Großbritannien erlaubt wohl Langstreckenwaffen-Einsatz in Russland
Großbritannien scheint nun der Ukraine zu erlauben, Langstreckenraketen gegen russisches Staatsgebiet einzusetzen.
Kiew – Seit längerem drängt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf die Aufhebung der Einsatzbeschränkungen für westliche Waffen. Laut Informationen des britischen Guardian hat Großbritannien beschlossen, der Ukraine den Einsatz von Storm-Shadow-Marschflugkörpern auf Ziele tief in Russland zu gestatten. Diese Entscheidung soll jedoch nicht öffentlich bekannt gegeben werden, wenn sich Großbritanniens Premierminister Keir Starmer und US-Präsident Joe Biden am Freitag (13. September) in Washington treffen.
Bereits am Mittwoch waren der britische Außenminister David Lammy und sein US-Amtskollege Antony Blinken in Kiew bei Präsident Selenskyj. Laut dem Guardian hätte dieses Treffen nur stattgefunden, wenn eine positive Entscheidung bezüglich der Storm-Shadow-Marschflugkörper getroffen worden wäre. In Kiew wurde jedoch keine öffentliche Ankündigung gemacht, um mögliche Provokationen zu vermeiden.

Blinken erklärte in Kiew, dass die mutmaßliche Lieferung ballistischer Raketen durch den Iran an Russland die strategische Lage in London und Washington verändert habe. Lammy lehnte es ab, Einzelheiten der Gespräche preiszugeben, die Putin Vorteile verschaffen könnten. Das Institut für Kriegsstudien (ISW) hatte zuvor empfohlen, Waffenlieferungen nicht im Voraus anzukündigen, um Überraschungseffekte zu nutzen und die Effektivität im Kampf gegen die russischen Aggressoren zu erhöhen.
Ukraine-Krieg: Selenskyj fordert Einsatz westlicher Waffen in Russland – Niederlande geben grünes Licht
Der Verteidigungsminister der Niederlande, Ruben Brekelmans, bestätigte bereits gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), dass Kiew die niederländischen Waffen gegen militärische Ziele in Russland einsetzen dürfe. Brekelmans betonte, das Recht auf Selbstverteidigung dürfe nicht an der Grenze enden: „Das Recht auf Selbstverteidigung hört nicht 100 Kilometer von der Grenze auf.“
Er appellierte zudem an westliche Partner, die Beschränkungen für westliche Waffen im Ukraine-Krieg aufzuheben. Brekelmans wies auf die Gleitbomben hin, die von russischen Flugzeugen weit hinter der Front abgefeuert werden und gegen die ukrainischen Truppen bislang wenig ausrichten können. „Nur durch Angriffe auf militärische Ziele in Russland kann die Ukraine diese Bedrohung abwehren“, so Brekelmans. (jal)