Jahrhundertleben voller Mut: Älteste Landkreisbürgerin (105) gestorben

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Stets ausgleichend und versöhnend, nie nachtragend oder klagend, das war die Dachauerin Rosina Pforr, die nun mit 105 Jahren gestorben ist. © Privat

Rosina Pforr, die älteste Landkreisbürgerin, ist mit 105 Jahren gestorben. Sie hatte bis ins hohe Alter einen wachen Geist.

Dachau –Rosina Pforr, eine bemerkenswerte Frau aus Dachau, ist im Alter von 105 Jahren gestorben. Geboren wurde die älteste Landkreisbürgerin am 4. März 1919 in Schneeharding bei Dietersburg in Niederbayern, kurz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs.

Im Alter von sechs Jahren zog ihre Familie nach Dachau. Dort besuchte das kleine Mädchen die Klosterschule und musste besonders im Winter einen beschwerlichen und langen Schulweg vom Heimgarten am Rande der Stadt bewältigen. Aufgrund einer Herz- und Lungenschwäche verbrachte sie die Ferien oft in einem Sanatorium in Ruhpolding.

Entweder Lehrstelle oder zu den Bauern

Nach der siebten Klasse durfte sie die achte Klasse nicht mehr besuchen. Man sagte ihr: „Entweder du findest eine Lehrstelle, oder du musst zu den Bauern.“ Glücklicherweise fand sie eine Stelle im Schulhaus in Westerholzhausen bei einer Lehrerfamilie. Weitere Stationen ihrer beruflichen Laufbahn waren ein Schulhaus in Bad Wiessee und das Maximilianeum in München, wo sie als Kinderfrau und Hauswirtschafterin in der Familie eines Oberstaatsanwalts arbeitete.

Rosina Pforr heiratete früh und bekam zwei Kinder. Ihr Mann, ein Soldat, war selten zu Hause und wurde zum Ende des Krieges als vermisst gemeldet. Er kehrte nicht mehr zurück. Alleinerziehend hatte sie es schwer und musste hart arbeiten, um die Familie zu ernähren. Trotz aller Widrigkeiten verlor sie nie Mut und Zuversicht. Mit einem weiteren Partner bekam sie 1950 noch einen Sohn.

Wacher Geist bis ins hohe Alter

Es war ihr immer wichtig, die wachsende Familie um sich zu haben. Neben vier Enkeln kamen noch sechs Urenkel hinzu. Ein tägliches morgendliches Ritual war es, ihren Münchner Merkur zu lesen, den Rosina Pforr seit etwa 70 Jahren abonniert hatte. Selbst noch im Pflegeheim, in das sie erst mit 104 Jahren zog, nachdem das Leben zu Hause zu beschwerlich wurde, hielt sie an diesem Ritual fest.

Bis ins hohe Alter bewahrte sie sich einen wachen Geist. Rosina Pforr war stets ausgleichend und versöhnend, nie nachtragend oder klagend, trotz eines sehr arbeitsreichen und schweren Lebens.

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