Essen ist kein Glaubenskrieg - Warum starre Ernährungsregeln mehr schaden als nutzen

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Getty Images/Westend61 Essen ist kein Glaubenskrieg: Warum starre Ernährungsregeln mehr schaden als nutzen
Mittwoch, 28.02.2024, 11:54

Die Suche nach der „richtigen“ Ernährung kann schnell zur Obsession werden. Doch gibt es die ultimative Wahrheit in Sachen Essen? Ernährungswissenschaftler Uwe Knop räumt mit Mythen auf und erklärt, warum eine flexible und genussvolle Ernährung der Schlüssel zu Gesundheit und Wohlbefinden ist.

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Die Fokussierung auf die „richtige“ Ernährung hat pseudoreligiöse Züge, ist das so? 

Die Fokussierung auf die „richtige“ Ernährung hat in manchen Kreisen definitiv pseudoreligiöse Züge angenommen. Es gibt keine heilige Schrift der Ernährung, und kein göttliches Wesen hat uns die ultimativen Essensregeln auf Steintafeln eingraviert. Wenn also jemand behauptet, die einzige Ess-Wahrheit zu kennen, sollte man eher nach seiner Glaubensrichtung fragen als nach seinen Ernährungstipps. Einen „heiligen Gral gesunder Ernährung“ gibt es jedenfalls nicht. Warum das so ist, dass kannst Du hier nachlesen.

Über den Experten Uwe Knop

Uwe Knop
privat Uwe Knop

Uwe Knop, Jahrgang 1972, ist Diplom-Ernährungswissenschaftler, Buchautor, und Referent für Vorträge bei Fachverbänden, Unternehmen und auf Ärztefortbildungen. Sein Buch " Erfolgreich abnehmen und schlank bleiben" ist im Springer-Verlag erschienen.

Warum ist Essen überhaupt so wichtig für viele? Warum entsteht bei so vielen der Anspruch, sie hätten die einzig gültige Wahrheit gefunden? 

Essen ist (überlebens)wichtig, es ist der evolutionsbiologische Trieb Nummer eins, noch vor Sex. Aber der Anspruch, hier die einzig gültige Wahrheit gefunden zu haben, ist lächerlich. Jeder Körper is(s)t anders, und es gibt nicht den einen goldenen Weg zum perfekten Essverhalten. Wer glaubt, er hätte die einzige Wahrheit gefunden, dann „herzlichen Glückwunsch“: Er ist entweder ein verkanntes Genie oder ein kleiner Narzisst. Wahrscheinlich Letzteres.

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Was bedeutet es aber für den Körper, wenn man sich streng nach einem bestimmten Schema, mit fixen Regeln, ernährt? 

Der Körper ist keine Maschine mit einem fest verdrahteten Schaltplan. Sich strikt nach einem bestimmten Ernährungsschema zu richten, ist wie versuchen, einen Computer mit einem Kochbuch zu reparieren. Individuelle Flexibilität bei bestmöglicher Verträglichkeit und maximalen Genuss, das ist der Schlüssel, nicht starre Regeln. Der Körper braucht Abwechslung, nicht monotone Diät-Monologe.

Wie merkt man, dass so ein Essensregime womöglich für einen selbst gar nicht das Richtige ist? 

Du merkst, dass dein Essensregime nicht das Richtige für Dich ist, wenn Du immer öfter schlechte Laune hast, Dich körperlich und psychisch schlecht fühlst, Deine Freunde Dich nicht mehr ertragen können und Dein Spiegelbild Dir den Mittelfinger zeigt. Dein Körper ist kein Diktator, sondern eher so etwas wie eine rebellische Teenagerin – er lässt sich nicht gerne bevormunden. Ergo einigt Euch, findet Euren harmonischen Einklang, seid und bleibt „best buddies“.

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Gerade beim Essen weiß man ja eigentlich recht wenig sicher. Bei was kann man tatsächlich sagen, das ist wirklich gesund und das absolut ungesund? Gibt es da überhaupt etwas? 

Gesundheit ist komplex und nicht in Schwarz und Weiß einzuteilen. Ein Apfel ist vielleicht gesund, aber wenn du zwei Kilo davon am Tag isst, wirst Du wahrscheinlich trotzdem Probleme bekommen. Es geht um Balance und Vielfalt. Also, iss nicht nur Grünkohl und Chiasamen – gönn dir auch mal 'ne Pizza oder ein Döner. Das ist psychologisch mindestens genauso gesund, wenn der Genussfaktor stimmt. 

Wo liegt ein gangbarer Weg? Ist das die goldene Mitte? Oder ganz individuell? 

Der gangbare Weg liegt definitiv nicht in extremen Diäten oder fanatischen Ernährungskulten. Die goldene Mitte mag ein Klischee sein, aber in diesem Fall ist sie ziemlich treffend. Individuell heißt nicht, dass du nur noch Rohkost essen musst, weil jemand auf Instagram behauptet, das sei „sehr individuell gesund“. Hör auf deinen Körper, er ist klüger als alle Influencer zusammen.

Ergo: Iss, wenn Du echten körperlich-biologischen Hunger spürst, worauf Du wahre Lust hast und was Du wirklich gut verträgst - bis Du angenehm zufrieden gesättigt bist. Dann belohnt Dich Dein Körper mit dem wohligen Stöhnen aus der Tiefe des Bauches. That´s it: Intuitiv essen.

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Uwe Knop

Evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler, Publizist, Referent und Buchautor

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Dieser Text stammt von einem Expert aus dem FOCUS online EXPERTS Circle. Unsere Experts verfügen über hohes Fachwissen in ihrem Themenbereich und sind nicht Teil der Redaktion. Mehr erfahren.