Der Hort am Ende der Stadt: Freisinger Mutter bittet um direkte Busverbindung

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Sicher mit dem Bus zum Hort, das wünscht sich Liane Böger für ihren Sohn und alle Kinder. © Lehmann

In Freising stehen 115 Hortkinder für 2024/25 auf der Warteliste. Gleichzeitig ist da der Hort an der Angerstraße, der noch Kapazitäten frei hat. Der ist aber weit von den Grundschulen entfernt.

Freising – Liane Böger fühlt sich machtlos. Ihr Sohn kommt heuer in die Schule, doch die Betreuung am Nachmittag steht auf wackeligen Beinen. Da beide Elternteile berufstätig sind – der Vater arbeitet Vollzeit, die Mutter 60 Prozent in der Notaufnahme im Klinikum Freising – ist die Familie auf einen Hortplatz angewiesen. Auf Unterstützung in der Familie können sie nicht zurückgreifen. In der Grundschule haben die Kleinen mehrmals in der Woche bereits um 11.15 Uhr Schulschluss. Ein Hortplatz aber macht nur Sinn, wenn der Sechsjährige dort alleine hingehen kann, sprich die Einrichtung in der Nähe der Schule ist.

Im Mai bekommen die Bögers zunächst eine Absage auf ihre Bewerbung um einen Hortplatz. In ihrer Verzweiflung wendet die Mutter sich per E-Mail an Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher, erklärt hierin im Detail, wieso die Betreuung nach Schulschluss für die Familie so wichtig sei. Eschenbacher verweist die Mutter an Helga Schöffmann, die Leiterin des Amtes für Kindertagesstätten und Schulen. Und siehe da: Am Ende klappt es doch noch. „Ich hab mich erst riesig gefreut, man hat uns wirklich ernst genommen mit unserer Sorge“, erzählt Liane Böger.

Bei näherem Hinsehen sind das aber doch keine guten Nachrichten: „Der Hort ist in der Angerstraße, zweieinhalb Kilometer von der Grundschule unseres Sohnes entfernt.“ Dorthin fährt kein Bus, der Kleine müsste sich alleine auf den Weg dorthin machen, „dabei Hauptstraßen überqueren, entlang des Wegs sind tiefere Gewässer und andere Gefahren, die für einen Sechsjährigen nicht abschätzbar sind“, sagt Liane Böger, die das nicht verantworten kann, ihr Kind alleine in den Hort gehen zu lassen. „Dabei wäre das Problem so einfach zu lösen“, findet sie. „Die Kommune sollte einen Bus für die Schule St. Korbinian einrichten – von der Grundschule Vötting aus fährt auch ein Bus zum Hort.“

„Von der Stadt Freising habe ich jedoch die Aussage bekommen, dass es keine kommunale Aufgabe sei, die Kinder zum Hort zu bringen – das ist Sache der Eltern.“ Was in ihren Augen eine absurde Argumentation sei: Hätte die Mutter nämlich die Zeit, den Kleinen vormittags von der Schule abzuholen und in die Betreuungseinrichtung zu bringen, „dann bräuchte ich ja gar keinen Hortplatz“. Und auch wenn das Klinikum, ihr Arbeitgeber, nicht weit von der Schule entfernt sei, sei es logistisch nicht möglich, während der Arbeitszeit mittags aus der Notaufnahme zu verschwinden, um ihr Kind in den Hort zu bringen. Dass sie mit diesem Problem nicht alleine sei, zeige laut Liane Böger auch die Tatsache, dass im Hort, der 50 Kinder aufnehmen könnte, aktuell nur zwölf Kinder betreut. Wie sie in Erfahrung gebracht habe, könne die Stadt zwar aufgrund des Personalmangels nicht alle Plätze vergeben. Weitere zwölf Kinder könnten aber untergebracht werden.

Liane Böger hat mit ihrem Problem bei der Stadt Freising nicht locker gelassen, man hat sich auf eine gemeinsame Lösungsfindung gemacht. Der Vorschlag der Stadt: ihr Sohn könne nach Schulschluss zur Bushaltestelle an der Alois-Steinecker-Straße laufen, um von dort aus mit dem Schulbus zur Gartenstraße zu fahren und von da aus weiter zu Fuß in die Angerstraße. „Ich halte das für einen Sechsjährigen, der gerade in die Schule gekommen ist, für unmöglich. Er kann ja noch nicht lesen, weiß nicht, ob er in die richtige Buslinie einsteigt.“

Für sie als berufstätige Mutter wäre das jeden Tag eine enorme Belastung, täglich mit der Sorge leben zu müssen, ob ihr Kind gut im Hort angekommen sei. Und da ist noch etwas, was die Mutter stört: „Als die Dombergbahn kaputt war, hat es nicht lange gedauert, bis ein Shuttlebus eingerichtet war. Wieso hat das eine höhere Priorität als Schulkinder?“ Die Stadt habe entschieden, eine Kita in eine Ecke Freisings zu bauen, in der gar keine Schule sei, habe die dann an die Johanniter vermietet – „und wälzt die Verantwortung, wie die Kinder nach Schulschluss dorthin kommen sollen, an die Eltern ab“.

Beim Johanniter-Kinderhaus an der Angerstraße nachgefragt, bestätigt Florian Huber, stellvertretender Leiter der Einrichtung und zuständig für den Hort, das Problem: „Es ist uns bekannt und wir sind uns dessen bewusst, dass die Eltern sich eine direkte Busverbindung wünschen.“ Aktuell sei nur eine von zwei möglichen Hortgruppen in Betrieb aufgrund des Personalmangels, berichtet Huber. Doch auch die zweite ist nur zur Hälfte belegt, auch das bestätigt er.

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