Ein Novum: Gilchinger Kommandant bei Feuerwehr Geisenbrunn
Gilching und Geisenbrunn sind sich nicht immer grün – ein Relikt aus der Gebietsreform. Dass nun ein Gilchinger einstimmig zum Kommandanten der Geisenbrunner Feuerwehr gewählt wurde, ist daher etwas Besonderes.
Geisenbrunn/Gilching – „Das freut mich narrisch“, jubelte Christian Kreisl vorige Woche nach seiner einstimmigen Wahl zum Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr Geisenbrunn. Einerseits freue er sich als Nachfolger von Stephan Siegl auf die Herausforderung. Mehr aber noch, dass er als gebürtiger Gilchinger als Kommandant ohne Gegenstimme in Geisenbrunn zum Zuge kam. Ein Novum, das es wert ist zu erwähnen.
Wie viele andere Gemeinden, die 1974 im Zuge der Gebietsreform mit einer größeren Nachbargemeinde zusammengelegt wurden, galt dies auch für Argelsried mit dem Ortsteil Geisenbrunn. Sehr zum Ärger des damaligen Argelsrieder Bürgermeisters Johann Dobmeier. Vehement leistete er mit Unterstützung seiner Ratsmitglieder bis zuletzt Widerstand. Außerdem gab Dobmeier schnell noch den Bau von 40 Wohnungen und des Freizeitheimes Geisenbrunn in Auftrag, um zu verhindern, „dass unser ganzes Geld flöten geht“. All der Widerstand nutzte nichts. 1978 fand die Eingemeindung zwangsweise statt, was den Bürgermeister dazu veranlasste, sich nach 30 Jahren Kommunalpolitik daraus zu verabschieden.
Das Misstrauen hie und da wurde über Jahrzehnte gepflegt. Auch die Gilchinger verhielten sich den Geisenbrunnern gegenüber nicht immer unbedingt wohlgesonnen. Ging es beispielsweise bei den Kommunalwahlen um einen Bürgermeisterkandidaten, der nun die Geschicke der Gemeinde Gilching mit ihren Ortsteilen St. Gilgen, Argelsried und Geisenbrunn lenken sollte, hatte ein Geisenbrunner keine Chance, aufgestellt, geschweige denn, gewählt zu werden. Auch der Vorschlag für ein gemeinsames Feuerwehrhaus wurde vor vielen Jahren zwar kurz angedacht, jedoch wegen der Identitätsfrage sofort wieder verworfen. Nun aber scheint mit dem gebürtigen Gilchinger, der es schaffte, Kommandant der Geisenbrunner Feuerwehrler zu werden, ein erster Schritt getan, die Geister der Urgroßväter hinter sich zu lassen.
Kommandant deckt beruflich Lebensmittel-Missstände auf
„Ja, ich wollte mich eigentlich nur kurz für meine einstimmige Wahl bedanken, aber plötzlich platzte ich heraus, dass es echt ein Novum war, dass ich als gebürtiger Gilchinger gewählt wurde“, freut sich Christian Kreisl. Und wer ist nun dieser neue erste Kommandant? Geboren 1973, trat Christian Kreisl bereits mit 18 Jahren der Freiwilligen Feuerwehr Gilching bei. „Damals gab es noch keine Jugendfeuerwehr, deshalb war ich nach einer kurzen Schulung auch gleich voll mit dabei.“ Beruflich fing er bei der Metzgerei Franz Jakob im Altdorf an und machte dort auch seinen Meister. Nach 15 Jahren wechselte er zu einer Metzgerei nach München, blieb dort noch fünf Jahre, bis er eine Annonce las, in der die Stadt München eine Fachkraft suchte, die Lust hatte, sich zum Lebensmittelkontrolleur ausbilden zu lassen. „Ich bewarb mich, wurde genommen, machte eine zweijährige Ausbildung und bin seither unterwegs, um Missstände im Bereich Lebensmittel aufzudecken. Dazu gehört auch Tabak, Geschirr und Kleidung.“
Vor vier Jahren zog er dann mit Familie nach Geisenbrunn und wechselte, wenn auch schweren Herzens, zur Geisenbrunner Wehr: „Ich war gerne bei der Gilchinger Wehr, aber in Geisenbrunn sind wir halt jetzt zu Hause und haben hier auch viele Freunde.“ Dass er bei der Stadt München als Beamter angestellt ist, komme ihm als Kommandant zugute, betont Kreisl. „Werde ich für einen wichtigen Einsatz der Feuerwehr gebraucht, werde ich jederzeit freigestellt.“
Uli Singer