Neues Wohnquartier: Gemeinde vergibt Straßennamen und orientiert sich dabei an Bauwerk in der Nachbarschaft

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Adresse gefunden: Dem Eigentümerweg des künftigen Wohnquartiers auf dem ehemaligen Otterfinger Schrottplatz-Gelände gab der Gemeinderat jetzt den Namen „An der Bahnbrücke“. © THOMAS PLETTENBERG

Die Adresse macht klar, wo das größte Neubaugebiet Otterfings der jüngeren Zeitrechnung zu finden ist: „An der Bahnbrücke“ – so nannte der Gemeinderat jetzt den Eigentümerweg, der das künftige Wohnquartier auf dem ehemaligen Schrottplatz erschließt. Es gab auch andere Vorschläge, von denen einer für etwas Aufgeregtheit sorgte.

Otterfing – Das Wohnquartier auf dem ehemaligen Preimesser-Schrottplatz unweit des Bahnhofs ist endlich baureif. 34 Wohneinheiten in elf Gebäuden können entstehen, eine Mehrheit des Gemeinderats sprach sich für den Bauantrag des Bauträgers Baustolz aus – nach jahrelangem Abwägen und Protesten der Nachbarschaft.

Jetzt wissen die künftigen Bewohner auch, welche Adresse sie angeben müssen: „An der Bahnbrücke“ – diesen Namen verlieh der Gemeinderat dem Eigentümerweg am Dienstag (25. Februar). Der Vorschlag kam von Ratsmitglied Georg Schlickenrieder (CSU) und wurde einstimmig angenommen.

Im Vorlauf gab es jedoch Irritationen bezüglich eines anderen Vorschlags, ebenfalls eingebracht von Schlickenrieder. Er hatte im Januar angeregt, die Erschließungsstraße „Salmingerweg“ zu nennen – nach dem Besitzer des Sägewerks, das lange Jahre an dieser Stelle stand, ehe das Areal zu einem Schrottplatz wurde. Davor warnten Thomas Hogger (Grüne) und Max Ruf (SPD), die im Internet Hinweise gefunden hatten, dass das Sägewerk während des Zweiten Weltkriegs Zwangsarbeiter aus Italien, Polen und Russland beschäftigte und deswegen womöglich mit einer nationalsozialistischen Vergangenheit assoziiert werden könne.

Schlickenrieder ließ den Vorschlag fallen, hatte aber bereits im Bauausschuss betont, dass es unfair sei, den Namen Salminger mit einem „negativen Nazi-Touch“ in Verbindung zu bringen. Im Gemeinderat wies er darauf hin, „dass damals jeder Bauernhof Zwangsarbeiter zugewiesen bekam, weil die Männer an der Front standen“. Diese Arbeitskräfte abzulehnen, „damit hätte sich ein Sägewerksbesitzer gegen das Regime gestellt“. Eine aktive Unterstützung des NS-Staats sei daraus nicht abzuleiten: „Salminger war kein Nazi“, stellte Schlickenrieder klar. Auch Gerhard Heimerer (CSU) ging diese Unterstellung zu weit, wie er im Gemeinderat betonte.

Auch andere Namensvorschläge kamen nicht zum Zug, darunter Alpenblickweg, Sonnenblumenweg, Apfelgarten, Bienenweg oder „Am alten Sägewerk“. Eine „Pfarrer-Lindermeier-Straße“ als Reminiszenz an den 2008 gestorbenen Ortspfarrer will Falkenhahn in Reserve halten und deutete an, dafür schon eine andere Straße im Auge zu haben.

Auf die Bezeichnung „An der Bahnbrücke“ war Schlickenrieder gekommen, weil er, aufgewachsen in der Dorfmitte, einst jeden Ortsunkundigen, der nach dem Weg zum Schrottplatz fragte, die grobe Richtung wies und die Wegbeschreibung mit „An der Bahnbrücke“ abschloss.

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