Geplantes Gewerbegebiet bei Glonn: Scharmützel um Schlacht
Anwohner laufen Sturm gegen ein geplantes Gewerbegebiet im Glonner Gemeindeteil Schlacht. Ihre Kritik kam jetzt im Gemeinderat zur Sprache.
Glonn – 48 Seiten umfassen die im Rathaus eingegangenen Stellungnahmen zu dem im Glonner Ortsteil Schlacht angedachten Gewerbegebiet „Schlacht-Nordwest“. Während die behördlichen Kommentare eher harmlos daher kommen, fallen die der Anwohner äußerst deftig aus.
Anwohner formulieren seitenweise Vorbehalte
Sie formulieren seitenweise Vorbehalte gegen den Plan der Marktgemeinde. Man habe Angst, dass sich durch das Gewerbegebiet das Landschaftsbild und der Ort zum Nachteil verändern werden. Der geschätzte Dorfcharakter, die Naherholungsmöglichkeiten würden verloren gehen. Die Bürger, die sich in den Planungsprozess nicht eingebunden fühlen, sehen eine „Minderung der Lebensqualität“, bedauern den Verlust landwirtschaftlicher Flächen und haben Sorge vor Lärm, Staub, Erschütterungen und Schadstoffen. Sie werfen den Gemeinderäten Unverhältnismäßigkeit vor. Die Größenverhältnisse würden nicht stimmen. Das sei viel zu viel Gewerbefläche für den kleinen Ort. Zudem fürchten sich die Schlachter vor verstärktem Verkehrsaufkommen und glauben, ihre Grundstücke würden an Wert verlieren.
Die Liste der Vorbehalte ist lang. Stundenlang wurden sie jetzt im Glonner Gemeinderat vorgelesen, während das Planungsbüro versuchte, die Vorbehalte zu entkräften. Alle Planungen würden in Abstimmung mit den übergeordneten Behörden und immer im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben erfolgen, hieß es.
Bürgermeister Oswald: Streben verträgliche Lösung an
Ohnehin, sagte Bürgermeister Josef Oswald (CSU), strebe man eine möglichst verträgliche Lösung an. Dass man die Anwohner nicht beteilige, stimme außerdem nicht, sie hätten schließlich die Möglichkeit, ihre Stellungnahmen im Beteiligungsverfahren abzugeben. Jeden Anwohner persönlich anzuschreiben, sei leider nicht möglich, erklärte der Rathauschef. „Dafür bräuchten wir mehr Personal.“ Außerdem, so Gemeinderat Johannes Reiser (SPD/KommA), könne jeder jederzeit ins Rathaus gehen und das Gespräch suchen oder sich in den öffentlichen Gemeinderatssitzungen informieren.
Einzig Friedrich Gerneth (Grüne) widersprach: Bei Projekten dieser Größenordnung sei es durchaus sinnvoll, die Anwohner mit einzubeziehen. „Das wäre Bürgernähe.“ Der Bürgermeister blieb dabei: „Uns fehlt das Personal dafür.“ Außerdem betonte er: „Wir haben alles richtig gemacht.“ Jedes neue Gebäude, so sagte er, bedeute einen Eingriff. Dessen müsse man sich bewusst sein, sonst dürfe man gar nichts mehr bauen.
Stefanie Kintzel (Grüne) brachte es auf den Punkt: „Wir sind nicht leichtfertig mit unseren Entscheidungen. Wir machen uns sehr intensiv Gedanken. Doch ohne zusätzliches Gewerbe sieht es in Glonn mager aus. Wir brauchen Steuereinnahmen. Wenn wir das Gewerbegebiet nicht realisieren, dann zieht das vorhandene Gewerbe in eine andere Gemeinde und wir verzichten auf Gewerbesteuereinnahmen.“
Um noch einen weiteren Punkt ging es: Am Rande des neuen Gewerbegebietes soll eine Fläche für „kulturelle Nutzung“ entstehen, im Klartext, der örtliche Burschenverein soll dort unterkommen. Auch hier gibt es Vorbehalte bei den Anwohnern, die Partys bis in die Morgenstunden fürchten. Hier will der Gemeinderat versuchen, eine Regelung zu finden. Ansonsten lautet der einstimmige Beschluss: „Für die Planung sind keine Änderungen oder Ergänzungen notwendig.“
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