Sorge um Frischluft, Feuerwehr und Kita-Plätze: Zukunftspark in Neubiberg stößt auf Kritik

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Direkt an der A8-Ausfahrt Neubiberg soll der „Zukunftspark“ entstehen. Er liegt in der Frischluftschneise. © Martin Becker

In Unterhaching ist man skeptisch gegenüber den Neubiberger Zukunftspark-Plänen. Nicht nur die Frischluftschneise könnte gefährdet sein, auch der zunehmende Verkehr und noch mehr Druck auf dem Wohnungsmarkt bereiten Sorge.

Unterhaching - Zum sogenannten „Zukunftspark“, den Neubiberg auf dem Kapellenfeld an der A8 plant, hat sich die Gemeinde Unterhaching jetzt offiziell positioniert und fordert allerlei Nachweise in vier Kategorien: Wohnraum, Mobilität, Verkehrskapazität und Frischluftschneise. Insbesondere, dass der neue Technologie-Campus in der Frischluftschneise liegen soll, trieb die Kommunalpolitiker im Bauausschuss um.

Für eine gewisse Verwunderung in Unterhaching sorgt, dass der unmittelbar benachbarte Infineon-Campus vor über 20 Jahren extra luftig und von der Gebäudestruktur her so gebaut wurde, dass das alpine Kaltluftpumpen von Süd nach Nord nicht gestört wird. Mit bis zu 27 Meter hohen Gebäuden und sehr kompaktem Baustil entstehe in Neubiberg nun „ein wuchtiger Riegel“, mahnte Stefan König (Grüne). Gertraud Schubert (FWU) fand: „Ich hätte weniger Probleme mit dem Bauvorhaben, wenn es um 90 Grad gedreht wäre.“

Zweifel an Gutachten

Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) indes verwies darauf, dass Neubiberg anhand eines Gutachtens „glaubhaft versichert“ habe, dass just an dieser Stelle der Wind von West nach Ost weht und eben nicht von Süd nach Nord. Dieter Senninger (SPD) fügte hinzu, man müsse „unterscheiden zwischen Luft- und Windbewegungen“. Eine der Unterhachinger Forderungen deshalb: Diese Situation solle „weiter untersucht werden“. Zumal, wie Gertraud Schubert süffisant anmerkte, „der Luftstrom einmal um die Ecke blasen muss – weiß die Luft das denn?“

Infrastruktur nicht für 4500 neue Arbeitsplätze ausgelegt

Zweifel bestehen im Unterhachinger Rathaus auch daran, wie Neubiberg die kalkulierten 4500 neuen Arbeitsplätze infrastrukturell bewältigen will. In der Stellungnahme heißt es, der „Druck auf den Mietmarkt in einem Gebiet mit einem bereits schwierigen Wohnungsmarkt“ dürfe nicht erhöht werden, Neubiberg solle also ortsintern das Verhältnis zwischen Arbeitsplätzen und Wohnraum überprüfen. Und: Unterhaching betont, in seinen Kita- und Schuleinrichtungen keine Kinder aus dem „Plangebiet Zukunftspark“ aufnehmen zu können. Christian Franke von der Unterhachinger Bauverwaltung betonte, Neubibergs Bürgermeister Thomas Pardeller (CSU) habe bei Vorabgesprächen signalisiert, dass er sich „in der Pflicht sieht, selbst Wohnraum zu schaffen“.

Verkehr und Parken

Was den Bereich Verkehr angeht, so pocht Unterhaching auf ein Parkraummanagement sowie Details zu geplanten Fuß- und Radwegeverbindungen. Ein geplanter Radweg entlang der S-Bahn und dann hinüber nach München werde von der Landeshauptstadt nicht unterstützt und sei in Teilbereichen „halblegaler Wildwuchs“, wie es Bürgermeister Panzer nannte. Auch erwartet man „eine Kernaussage darüber, wie sich der Verkehr auf der Staatsstraße, insbesondere Richtung Unterhaching, verändern wird“.

Sicherheitskonzept und Wirtschaftskonkurrenz

Einen zusätzlichen Gedanken brachte Sebastian Ruppert (FWU) in die Debatte: „Wie sieht das Sicherheitskonzept aus?“ Schon jetzt fahre die Feuerwehr Unterhaching zweimal pro Woche nach Neubiberg – der neue Büropark könne diese Situation verschärfen, „und dann fehlt uns die Kapazität für wichtige Einsätze im eigenen Ortsgebiet“. Was nicht in der Unterhachinger Stellungnahme stehen, aber ortsintern diskutiert wird: Was bedeuten die Neubiberger Pläne für den eigenen Wirtschaftsstandort? „Sehen wir das als Weckruf“, sagte Bernard Maidment. „Wir müssen Gas geben, sonst sind wir in puncto Gewerbeansiedlung bald die rote Rückleuchte des Zuges.“

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