Dass die AfD als gesichert rechtsextremistisch gilt, darf nicht folgenlos bleiben
- Im Video oben: Verfassungsschutz stuft AfD als gesichert rechtsextremistisch ein
Der Bundesverfassungsschutz hat die AfD nun offiziell als gesichert rechtsextrem eingestuft. Für viele jüdische Bürgerinnen und Bürger in Deutschland, darunter auch zahlreiche Studierende, kommt diese Entscheidung nicht überraschend – sondern ist eine längst überfällige Konsequenz.
Als Antisemitismusbeauftragter meiner Hochschule und jüdischer Professor erlebe ich tagtäglich, welche Auswirkungen der gesellschaftliche Rechtsruck auf junge Menschen hat – insbesondere auf jene, die sich mit jüdischem Leben, mit Erinnerungskultur und mit demokratischen Werten identifizieren.
Aussagen mancher AfD-Leute sind brandgefährlich
Wer offen eine „Erinnerungspolitik um 180 Grad“ fordert, den Holocaust als „Vogelschiss“ in der deutschen Geschichte bezeichnet oder antisemitische Verschwörungsmythen wie „The Great Reset“ oder den sogenannten „Bevölkerungsaustausch“ verbreitet, hat sich längst von den Grundwerten unserer offenen Gesellschaft verabschiedet – und bekämpft sie aktiv.
Über Guy Katz
Guy Katz, deutsch-israelischer und jüdischer Professor für International Business Management an der Hochschule München, kam 2004 aus Israel nach Deutschland. Vor seiner akademischen Karriere arbeitete er als Nachrichtenoffizier in der israelischen Armee. Katz, der Enkel von vier Holocaustüberlebenden, ist verheiratet und hat zwei Söhne. Oft wird er als "Fliegender Professor" bezeichnet, da er leidenschaftlich gerne selbst fliegt und sogar Fluglehrer ist – eine Kombination, die seine Begeisterung für die Lehre an der Hochschule, in Unternehmen und beim Fliegen vereint.
Die AfD hat über Jahre hinweg ein Klima des Hasses etabliert. Aussagen wie die Forderung, Antifa-Mitglieder nach Buchenwald abzuschieben, oder die zynische Bemerkung, dass sich der Holocaust „wieder lohnen würde“, weil so viele Ausländer im Land seien – all das ist nicht nur geschmacklos. Es ist brandgefährlich. Es verschiebt den Diskurs, es untergräbt die Demokratie – und es gefährdet Menschenleben.
Konkrete politische und gesellschaftliche Konsequenzen müssen folgen
In einem demokratischen Rechtsstaat darf ein Akteur, der antisemitische Narrative, rassistische Hetze und geschichtsrevisionistische Rhetorik salonfähig macht, nicht weiter als legitimer Teil des politischen Spektrums gelten.
Diese Einstufung des Verfassungsschutzes war richtig – und überfällig. Jetzt aber ist entscheidend, dass ihr auch konkrete politische und gesellschaftliche Konsequenzen folgen. Demokratie lebt nicht nur von Worten, sondern vom Mut zur Abgrenzung
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