Weltweit führender Autozulieferer ist insolvent – und kündigt jetzt allen Mitarbeitern
Der Betrieb eines in Bayern ansässigen Autozulieferers, das im Sommer in die Insolvenz rutschte, wird eingestellt. Dabei war das Unternehmen Marktführer.
Nürnberg – In diesen Tagen flattern bei den 180 Mitarbeitern eines einst so stolzen Autozulieferers aus Bayern die Kündigungen ins Haus. Obwohl die Geschäfte zunächst stabilisiert werden konnten und eine Sanierung in greifbarer Nähe war, muss die insolvente Flabeg Automotive Germany GmbH voraussichtlich im Mai 2025 den Betrieb einstellen. Das teilten Unternehmen und der Insolvenzverwalter Volker Böhm am Dienstag (25. Februar) mit.
Weltmarktführer aus Bayern in der Insolvenz: Investoren springen ab
Die Flabeg Automotive Germany GmbH ist nach eigenen Angaben ein führendes Unternehmen in der Glasveredelung, insbesondere stellt die Firma Spiegel und Gläser für Autos her. In der Produktpalette sind zum Beispiel sogenannte Head-Up-Displays, also digitale Anzeigen, die auf die Windschutzscheibe eines modernen Autos projiziert werden. Auch für die Mittelkonsole oder Innen- wie Außenspiegel stellt der insolvente Zulieferer Lösungen her.
Die Firma hatte im Juli 2024 einen Insolvenzantrag gestellt und zusammen mit dem Geschäftsführer Thorsten Hosung konnte das Geschäft stabilisiert werden. Ein Investor wurde für das Unternehmen mit Sitz in der Nähe von Nürnberg auch gefunden, allerdings war die Übernahme an eine Bedingung geknüpft: Vorher musste ein neues Display-Glas zur Marktreife gebracht werden. In der vergangenen Woche hatte das in Arbeit befindliche Produkt aber einen entscheidenden Sicherheitstest nicht bestanden. Damit ist der Investor abgesprungen.

„Ohne den Umsatz aus diesem Auftrag ist ein wirtschaftlicher Betrieb von Flabeg Germany nicht mehr möglich“, erläuterte Insolvenzverwalter Böhm. „Deshalb ist auch keiner der möglichen Investoren bereit, bei Flabeg Deutschland einzusteigen und die nötigen Finanzmittel für den Weiterbetrieb zur Verfügung zu stellen.“
Insolventer Autozulieferer ist kein Einzelfall: Autobranche in der Krise
In den nächsten Tagen sollen 100 Mitarbeiter sofort entlassen werden, weitere 80 bleiben noch zur Abwicklung des Geschäfts bis Mai 2025, heißt es in der Mitteilung weiter.
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Flabeg blickt auf eine 140-jährige Erfolgsgeschichte zurück und hat Standorte in sieben Ländern der Welt. Von der Insolvenz betroffen ist nur die Flabeg Automotive Germany GmbH mit Sitz in Furth am Wald. Die Muttergesellschaft ist die Flabeg Automotive Glass Group GmbH, die in Nürnberg sitzt. Weitere Gesellschaften befinden sich in Tschechien, Ungarn, Frankreich, China den USA und Brasilien.
Die Insolvenz dieses Weltmarktführers ist eine Folge der schwierigen Lage in der Autobranche und ist kein Einzelfall. Wie die Unternehmensberatung Falkensteg berichtet, hat es im letzten Quartal 2024 eine Rekordzahl an Großinsolvenzen gegeben. Insgesamt mussten 64 Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 20 Millionen Euro Insolvenz anmelden, 31 Prozent mehr als im Vorquartal und im Vorjahreszeitraum. Damals waren es jeweils 49 Unternehmen. Besonders betroffen waren Automobilzulieferer mit 13 Insolvenzen, gefolgt von Herstellern von Metallerzeugnissen und Immobilienunternehmen (11 Insolvenzen).