Moskau umgeht Öl-Sanktionen - Westliche Firmen verkaufen Tanker an russische Schattenflotte - und deutsche Unternehmen profitieren
Europäische und amerikanische Reeder haben in den vergangenen Jahren 230 alte Tankschiffe an die sogenannte „russische Schattenflotte“ verkauft. Insgesamt haben die westlichen Unternehmen zwischen 2022 und 2024 mindestens 6 Milliarden US-Dollar durch entsprechende Verkäufe eingenommen. Zu diesem Ergebnis kommt das internationale Rechercheprojekt „Shadow Fleet Secrets“, an dem Reporter des NDR, WDR und der Süddeutschen Zeitung beteiligt waren. Auch mehrere deutsche Reedereien waren an den umstrittenen Geschäften beteiligt und haben so mehr als 200 Millionen Euro verdient, geht es aus der Recherche hervor. Nach Kriegsbeginn hatte der Westen im Dezember 2022 ein Preislimit für den Kauf russischen Öls beschlossen. Moskau reagierte indem es in erstaunlichem Tempo eine eigene Tankerflotte aufbauen ließ.
Schattenflotte umgeht westliche Sanktionen
Der Großteil der Schiffe der Schattenflotte wird heute mutmaßlich dafür eingesetzt, die westlichen Sanktionen gegen Russland zu umgehen. Experten sehen in der Schattenflotte zudem ein großes Umweltrisiko, da die Schiffe oft alt und in schlechtem Zustand sind. Im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine haben sich die Preise für gebrauchte Tankschiffe mehr als verdoppelt. Experten machen dafür vor allem die enorme Nachfrage nach Schiffen verantwortlich, die durch den Aufbau der Schattenflotte ausgelöst wurde. Die Recherchen zeigen, dass von 665 Schiffen, die der russischen Schattenflotte zugerechnet werden, 230 von europäischen und US-amerikanischen Reedern stammen.
Verkauf von Tankern ist nicht zwingend verboten
Der Verkauf von Tankern an die russische Schattenflotte ist nicht verboten, solange es sich bei den neuen Besitzern nicht um russische oder um sanktionierte Unternehmen handelt. Oft ist jedoch schwer zu erkennen, wer die letztendlichen Käufer des Schiffes sind, weil sich diese hinter komplexen Unternehmensstrukturen verbergen. Außerdem existiert in vielen Fällen keine Pflicht, das Unternehmensregister offen zu legen.