Rückzug im Schwarzen Meer: Russlands Marine hat „einen schlechten Monat“

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Nach schweren Verlusten im Ukraine-Krieg reagiert Putin. Ein neuer Marinechef und innovative Abwehrstrategien sollen das Blatt für Russland wenden.

Sewastopol/Noworossijsk – Im Schwarzen Meer hat Russlands Marine weiter mit Problemen zu kämpfen. Die Schwarzmeerflotte habe einen „schlechten Monat“ hinter sich, teilte Kiew auf X (ehemals Twitter) mit, nachdem die Ukraine mehrere russische Schiffe attackiert hatte. Offenbar kommt Wladimir Putins Marine nur schwer mit den hauseigenen Drohnen der ukrainischen Armee, den Magura V5, klar. Nun hat der russische Präsident erste Konsequenzen gezogen und seinen Marinechef ausgetauscht.

Verluste im Ukraine-Krieg: Putin wechselt Russlands Marinechef aus

Künftig soll Admiral Alexander Moissejew den russischen Krieg auf dem Meer vorantreiben. Dies bestätigte der Kreml. Der 61-Jährige, der zuvor die russische Nordflotte leitete, löst damit Nikolai Jewmenow ab, der den Posten seit 2019 bekleidete, wie Verteidigungsminister Sergej Schoigu am Dienstag bekannt gab. Moissejews bisherigen Posten als Chef der Nordflotte übernimmt demnach Vizeadmiral Konstantin Kabanzow. Auf ein weiteres Dekret von Präsident Wladimir Putin hin wurde außerdem Vizeadmiral Sergej Pintschuk zum neuen Kommandeur der russischen Schwarzmeerflotte ernannt.

Offizielle Gründe für die Umbesetzung wurden nicht genannt. Die schweren Verluste gelten jedoch als wahrscheinlicher Grund für die Neubesetzung. Nach Angaben Kiews büßte die gegnerische Flotte knapp ein Drittel ihrer Kampfschiffe ein. Medien zufolge ist Moissejew aber tatsächlich schon seit Mitte März als kommissarischer Oberbefehlshaber der russischen Marine im Einsatz gewesen. Eine offizielle Bestätigung gab es damals nicht. Auch über die Entlassung des bisherigen Schwarzmeerflotten-Chefs Viktor Sokolow gab es länger nur unbestätigte Berichte.

Erfolg für die Ukraine: Magura-V5-Drohnen versenken die „Sergej Kotow“

Anfang März setze die Ukraine vermehrt selbstgebaute Magura-V5-Drohnen gegen das russische Patrouillenschiff „Sergej Kotow“ nahe der von Straße von Kertsch östlich der Krim ein – und versank dabei die Korvette. Die Angriffe beschädigten das Heck sowie die rechte und linke Seite des Schiffes, bevor es sank, hieß es aus Kiew. Wenige Wochen später teilte die ukrainische Luftwaffe mit, dass man drei russische Landungsschiffe sowie das Aufklärungsschiff „Iwan Churs“ im Krim-Schwarzmeerhafen Sewastopol getroffen, aber nicht zerstört hatte.

Russland hat den innovativen Drohnen der Ukraine bislang nur wenig entgegenzusetzen. Zwar kündigte Verteidigungsminister Schoigu kürzlich an, dass die Schwarzmeerflotte großkalibrige Maschinengewehre für die Drohnenabwehr erhalten werde, doch bemerkbar macht sich das bisher nicht. Das Personal werde daher eine „Tag- und Nacht“-Ausbildung erhalten, wie das US-Portal Newsweek Schoigu zitiert. Laut dem britischen Verteidigungsministerium setzt Russland im Schwarzen Meer inzwischen auch Täuschkörper ein und versucht, seine Schiffe mithilfe verschiedener Farben zu tarnen.

Diese vom ukrainischen Verteidigungsministerium veröffentlichte Aufnahme soll den Angriff auf das russische Schwarzmeer-Patrouillenschiff „Sergej Kotow“ zeigen. © Ukrainisches Verteidigungsministerium/Imago

Nach Ukraine-Angriffen: Putins Marine muss sich teilweise nach Russland zurückziehen

Während es an Land für Putins Truppen so gut wie seit Monaten nicht läuft, muss sich die russische Schwarzmeerflotte hingegen vorerst zurückziehen. So hat ein Teil der russischen Marine den Krim-Hafen von Sewastopol verlassen haben, wie aus Informationen des britischen Verteidigungsministeriums hervorgeht. Die Schiffe werden jetzt in Noworossijsk, in der südöstlichen russischen Region Krasnodar vermutet.

„Aufgrund des erhöhten Risikos ukrainischer Angriffe auf den traditionellen Heimathafen Sewastopol spielt der Hafen von Noworossijsk nun eine entscheidende Rolle für den Schutz der wertvollsten Güter der Schwarzmeerflotte“, erklärte das britische Verteidigungsministerium Ende März.

Laut Medienberichten soll Russland nun den Bau einer Schwarzmeer-Basis in der Region Abchasien planen. In dem abtrünnigen georgischen Gebiet steht man größtenteils hinter Wladimir Putin und dessen Krieg in der Ukraine, doch die Entfernung zur Krim und dem ukrainischen Festland wäre noch größer, als von Noworossijsk aus. (nak)

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