Tiere plagen Anwohner - S-Bahn-Bau löst nahe Stuttgart Rattenplage aus

Straßensperrungen und Umleitungen, Stau, Dreck und Lärm: Der Bau der S-Bahn-Verlängerung nach Sielmingen und Neuhausen beschert den Menschen in Bernhausen etliche Unannehmlichkeiten. Nun ist still und heimlich eine neue hinzugekommen. 

„Sie flüchten und kommen an die Oberfläche“

Bernhausen hat ein Rattenproblem, und das hängt tatsächlich mit den unterirdischen Bauarbeiten zusammen, sagt Dirk Rudolf, der stellvertretende Tiefbauamtsleiter. Demnach haben offenbar die Erschütterungen, die durch die Grabungen verursacht werden, die Tiere in größerer Zahl verdrängt – und zwar nach oben. „Sie flüchten und kommen entsprechend an die Oberfläche“, sagt er. Dieses Phänomen kenne man auch von anderen Baumaßnahmen, „dann gibt es in dem Umfeld vermehrt Ratten“, erklärt Dirk Rudolf.

Tatsächlich besteht die Plage in Bernhausen seit Ende 2023. „Im Winter haben wir normalerweise weniger Ratten, weil sie sich in die Kanäle zurückziehen, da es dort wärmer ist“, erklärt er. Dieser Effekt sei durch die S-Bahn-Arbeiten aber ausgeblieben. Erstmals im großen Stil aufgetaucht seien die Nager in Richtung Tübinger, Aicher und Haldenstraße, dort gebe es Zugänge zur Bahn – und auch Gastronomie. 

Das üppige Nahrungsangebot habe die Ratten zusätzlich angelockt und zum Bleiben animiert. Die Stadtverwaltung von Filderstadt arbeitet laut Dirk Rudolf mit einer externen Schädlingsbekämpfungsfirma zusammen. Ein erster Einsatz mit Köderboxen habe kaum etwas gebracht, schließlich seien im Untergrund Schlagfallen aufgestellt worden. Aus Sicht der Stadtverwaltung mit Erfolg.

Rattenplage durch S-Bahn Stuttgart

Dirk Rudolf spricht von sehr hohen Tötungszahlen, 80 bis 100 Ratten habe man so erlegt. „Diese Fallen sind weiterhin aktiv“, erklärt er, da mittlerweile aber auch rund um den I-Punkt am Bahnhofsvorplatz viele Tiere unterwegs seien – auch dort gibt es jede Menge Gastronomie – habe man zusätzlich dort und in den Grünanlagen Richtung Tübinger Straße Köderboxen ausgelegt, um der Situation rund um die S-Bahn Stuttgart Herr zu werden.

Wo Menschen leben, leben Ratten

Neu sind Ratten in Städten nicht, auch nicht in Filderstadt. „Da, wo Menschen leben, leben Ratten“, sagt der Tiefbauexperte, und gastronomische Angebote hätten schon immer Ungeziefer angelockt, „aber es war nie so schlimm wie dieses Jahr“, betont er. Längst gebe es Beschwerden aus der Bürgerschaft. 

Die Stadt könne nur im Tunnel und an der Oberfläche weiter mit Fallen arbeiten und Gastronomen animieren, die Flächen um ihre Betriebe herum möglichst sauber zu halten. Laufen lassen könne man das Ganze indes nicht, sagt Dirk Rudolf. „Wenn wir nichts machen würden, kann ich nicht sagen, wie schlimm die Plage wäre.“

Schädlingsbekämpfer setzen Gift ein

In Stuttgart selbst gibt es schätzungsweise vier Ratten pro Einwohner, was die Schädlingsbekämpfer des Stuttgarter Unternehmens Rockstroh dazu veranlasst, systematisch Giftköder auszulegen

Eren Tanrikut, Mitarbeiter von Rockstroh, kontrolliert regelmäßig Köderboxen in der Stadt, die mit einem blauen Gift versehen sind. Das Gift führt dazu, dass die Ratten innerlich verbluten. Patrick Feyl, Außendienstmitarbeiter bei Rockstroh, erklärt, dass die Köder gezielt an den identifizierten Ratten-Hotspots platziert werden, um andere Tiere und das Abwasser zu schützen.

Das Original zu diesem Beitrag "Wie der S-Bahn-Bau zu einer Rattenplage führt" stammt von Stuttgarter Zeitung.