Schon wieder Istanbul: Moskau schlägt zweite Runde der Ukraine-Verhandlungen vor

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Weder der Vatikan noch Genf kamen für Russland für weitere Verhandlungen zum Ende des Ukraine-Kriegs infrage. Nun soll es erneut die Türkei werden.

Istanbul/Moskau – Die Verhandlungen zum Ende des Ukraine-Kriegs stocken seit Monaten. Nachdem auch Gespräche im Vatikan vorerst nicht zustande kommen, nennt der Kreml nun seinen Wunschort für die nächste Verhandlungsrunde: Istanbul. Am Montag (2. Juni) wolle die russische Seite ihr „Memorandum“ für eine Beendigung des Ukraine-Konflikts präsentieren. Dies erklärte der russische Außenminister Sergej Lawrow am Mittwoch (28. Mai).

Laut dem russischen Präsidentensprecher Dmitri Peskow bevorzuge Moskau den Ort, „an dem die erste Gesprächsrunde stattgefunden hat“. Das wäre dann die Hauptstadt der Türkei. Dort führten Russland und die Ukraine bereits am 16. Mai ihre ersten direkten Gespräche seit 2022. Die Nachrichtenagentur Tass zitiert den Kreml-Sprecher: „Alles Weitere ist eine Frage der gegenseitigen Vereinbarung“. Auf die Frage, ob Istanbul als Austragungsort für die nächste Runde in Betracht gezogen werde, antwortete Peskow: „Absolut.“

Rolle der Türkei bei Ukraine-Verhandlungen: Verbündet mit dem Westen, befreundet mit Russland

Der russische Präsident Wladimir Putin hatte die letzten Gespräche in Istanbul selbst vorgeschlagen und damit auf einen europäischen Vorstoß für eine 30-tägige Feuerpause reagiert. Der Kreml-Chef war dann aber nicht selbst in die türkische Metropole gereist. Mit Wladimir Medinski ernannte er einen Verhandlungsführer für das Treffen, den westliche Beobachter nicht zu den Schlüsselfiguren in Putins Umfeld zählen.

Dass Putin sich erneut für die Türkei als Verhandlungsort entschieden hat, dürfte aber kein Zufall sein. Die Türkei hat zwar die Ukraine seit Beginn der russischen Großinvasion im Jahr 2022 unerschütterlich unterstützt, aber auch Verbindungen zu Russland aufrechterhalten und sogar Vermittlungsbemühungen geleitet.

Außerdem pflegt Istanbul gute Beziehungen zu Europa. Immerhin ist der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan ein wichtiger Nato-Partner. Denn die Türkei schützt die strategisch bedeutende Südostflanke des Bündnisses und stellt die zweitgrößte Armee in der Nato.

Erste ukrainisch-russische Gespräche in Istanbul gescheitert: Gefangenenaustausch statt Waffenruhe

Bei den ersten Gesprächen Mitte Mai haben Russland und die Ukraine aber lediglich einen Gefangenenaustausch vereinbart. Einen Fortschritt hin zu einer Waffenruhe gab es nicht. Während sich die russische Delegation nach dem Treffen in Istanbul „zufrieden zeigte“, berichtete die ukrainische Seite von „inakzeptablen“ russischen Gebietsforderungen.

Damit war der geplante Gefangenenaustausch das einzige konkrete Resultat der Gespräche. Beide Seiten haben seit Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine im Februar 2022 immer wieder Kriegsgefangene ausgetauscht, ohne dass dies deeskalierend auf den Kriegsverlauf gewirkt hätte. Die Erwartungen an die Gespräche in Istanbul waren von vornherein eher gering, da der russische Präsident Wladimir Putin nicht persönlich anreiste und stattdessen nur eine wenig prominente Delegation entsandte.

Ukraine-Krieg - Verhandlungen in Istanbul
Beim ersten direkten Gespräch zwischen Russen und Ukrainern seit mehr als drei Jahren am Freitag gab es beim Thema Waffenruhe keine Einigung. (Archivbild) © Handout/Türkisches Außenministerium/dpa

Bei den direkten Gesprächen der Kriegsparteien in Istanbul waren auch türkische Vertreter zugegen, jedoch keine der USA - obwohl der Druck von US-Präsident Donald Trump wesentlich dazu beigetragen hatte, dass die Gespräche zustande gekommen waren. Bilder der Gespräche zeigten, wie die Delegationen der zwei verfeindeten Länder im Dolmabahce-Palast einander gegenüber saßen. In der Mitte waren die türkischen Vertreter platziert.

Statt Vatikan oder Genf nun Istanbul: US-Regierung wollte Rom als zweite Runde der Ukraine-Verhandlungen

Bevor am Mittwoch (28. Mai) bekannt wurde, dass Moskau Istanbul für weitere Gespräche bevorzugt, ging die US-Regierung unter Trump, noch davon aus, dass weitere Verhandlungen über ein Ende des russischen Angriffskriegs in Genf stattfinden könnten. Die USA hätten den Vatikan bevorzugt, aber das habe Russland nicht gewollt, sagte der US-Sonderbeauftragte für die Ukraine, Keith Kellogg, im US-Fernsehen. „Also denke ich, dass Genf die nächste Station sein könnte.“ Im Anschluss müsse man einen Ort finden, an dem Kremlchef Wladimir Putin und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zusammenkommen könnten. 

Trump hatte den Vatikan vergangene Woche nach einem Telefonat mit Kremlchef Putin als Verhandlungsort ins Gespräch gebracht. Der russische Außenminister Sergej Lawrow machte aber klar, dass man den Vatikan nicht als passenden Ort für neue Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine betrachte (bg/dpa).

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