„Gibt keinen Bildungsplan“ - Kinder in Berlin lernen „Glück“ in der Schule – Kritikerin warnt
An der Theodor-Storm-Grundschule in Berlin-Neukölln wird „Glück“ als Projektunterricht angeboten. Die „Augsburger Allgemeine“ sprach mit der Lehrerin Katharina G., die das Fach unterrichtet. Sie zieht eine positive Bilanz. Das Fach komme bei den Kindern gut an, sagt die Lehrerin. „Die Kinder können sich und ihre Bedürfnisse jetzt besser ausdrücken.“ Es gehe um Stärken und Schwächen, um Ziele, um Sinnfragen.
„Ich habe gelernt, dass man nicht so gemein sein darf“
Die Idee für das Schulfach „Glück“ wurde 2007 in Heidelberg geboren, Erfinder ist laut "Deutschland.de" der ehemalige Schuldirektor Ernst Fritz-Schubert.
Die Neuköllner Grundschule ist eine von vielen, die das Fachanbieten. Die „Augsburger Allgemeine“ berichtet, dass das gemeinnützige Unternehmen „Sethasa“ dafür Lehrer ausbildet. Sie habe bereits mehr als 750 Glücks-Lehrer ausgebildet, betreue knapp 30 Schulen in Berlin und mehr als 70 Schulen bundesweit.
"Das Schulfach „Glück“ stellt Lebenskompetenz und Lebensfreude in den Vordergrund. Die Jugendlichen fühlen sich als eigene Persönlichkeiten wahrgenommen und entdecken durch Anerkennung und Wertschätzung ihre Charakterstärken und die der Mitschüler", heißt es auf der Homepage von „Sethasa“. „Ich habe im Schulfach „Glück“ gelernt, dass man nicht so gemein sein darf“, beschreibt ein Schüler dort seine Erfahrung.
"Gibt keinen Bildungsplan vom Kultusministerium"
Religionspädagogin Simone Hiller hält „Glücks-Unterricht“ nicht für sinnvoll. „Ich bezweifle, dass man es als Schulfach unterrichten sollte“, sagte sie dem Domradio. Es gebe nicht das eine Glück, das man sich zusammenbauen könne.
Zudem sei Lehrpersonals wissenschaftlich ausgebildet. Im „Glücks-Fach“ nicht. „Es gibt keinen von Kultusministerien herausgegebenen Bildungsplan und keine wissenschaftlich rückgekoppelte Ausbildung der Lehrpersonen. Es ist völlig unklar, welche Qualifikation eine Lehrperson haben muss, um Glück zu unterrichten", so Hiller.
Alles sei sehr intransparent. „Geht es um Yoga? Um Zen? Um gesunde Ernährung? Erlebnispädagogik? Oder von allem ein bisschen?“ Hiller warnt, dass die Intransparenz sogar ein Einfallstor für Sekten sein könnte. „Der weltanschauliche Hintergrund ist unklar ist und es gibt auch keine verbindliche wissenschaftlich-fundierte Ausbildung.“