Risiken und Chancen - Schwellenländer-ETFs: Eine sinnvolle Ergänzung für Ihr Portfolio?
Eine Beimischung von Schwellenländer-Aktien reduziert allerdings in jedem Fall das aktuell vorhandene Klumpenrisiko bei einem Investment in entwickelte Märkte (aktuell über 65% USA-Anteil), was aus Diversifikationssicht sehr sinnvoll ist.
Sind Schwellenländer-Staatsanleihen-ETFs eine Investition wert?
Neben Schwellenländer-Aktien können auch Schwellenländer-Staatsanleihen in Hartwährungen eine interessante Beimischung im Portfolio sein. Dies lässt zumindest die Publikation „Sovereign Bonds since Waterloo“ eines deutsch-amerikanischen Forscherteams aus dem Jahr 2019 vermuten. Dabei wurden die inflationsbereinigten Renditen und das Risiko von 1.400 Staatsanleihen von 91 Staaten im Zeitraum von 1816 bis 2016 berechnet.
Die historischen Ergebnisse der Untersuchung zeigen im Vergleich zu globalen Aktien leicht niedrigere Renditen bei jedoch gleichzeitig etwas geringerer Volatilität (Schwankungsrisiko). Zusätzlich wiesen die Schwellenländer-Staatsanleihen in Hartwährungen eine niedrige Korrelation zu Industrie- aber auch zu Schwellenländeraktien auf, was sich auf mehreren Ebenen positiv auf das Gesamtportfolio auswirken kann.
ETFs ermöglichen eine breit gestreute Investition in Schwellenländer-Staatsanleihen in Hartwährung, die allerdings unbedingt dem risikobehafteten Portfolioanteil zuzuordnen sind. Wer jedoch eine einfache und übersichtliche Geldanlage bevorzugt, sollte sich auf globale Aktien-ETFs (risikobehafteter Teil) und einen individuell passenden risikoarmen Teil (z.B. Geldmarkt-ETFs) beschränken. Bevor man ETFs auf Schwellenländer-Staatsanleihen in Hartwährungen ins Portfolio mit aufnimmt, sollte man die Funktionsweise, Chancen und Risiken zunächst vollständig durchdrungen haben, um eine fundierte Entscheidung über den passenden Portfolioanteil treffen zu können.
Welche Risiken sind mit der Investition in Schwellenländer-ETFs verbunden?
Neben den klassischen Risiken einer Aktien-Anlage sind bei Schwellenländer-Aktien vor allem das erhöhte politische Risiko und mögliche höhere Kursschwankungen zu erwähnen. Politischen Unruhen, wirtschaftliche Instabilität oder sozialen Spannungen sind in Schwellenmärkten in der Regel häufiger und können den Kapitalmarkt signifikant beeinflussen. Ein aktuelles Beispiel wäre der Konflikt zwischen China und Taiwan. Durch einen China-Anteil von aktuell ca. 25% und Taiwan-Anteil von ca. 16% in einem durchschnittlichen Schwellenländer-ETF könnte ein Krieg zwischen China und Taiwan zu erheblichen Kursverlust und ggf. Totalausfällen führen. Solche Risiken sind in Schwellenmärkten deutlich präsenter als in entwickelten Märkten.
Des Weiteren sind vor allem noch Liquiditätsrisiken und rechtliche, regulatorische Risiken zu nennen. Erstere zeichnen sich dadurch aus, dass Märkte von Schwellenländern weniger liquide sind, was unter anderem zu höheren Handelskosten und bei vielen gleichzeitigen Verkäufen innerhalb einer Krise zu stärkeren Kursverlusten führen kann. Auch die rechtlichen und regulatorischen Voraussetzungen sind vor allem für ausländische Investor:innen in Schwellenmärkten unvorhersehbarer und können sich auch plötzlich negativ verändern. So werden die Entwicklungen in China hinsichtlich des Schutzes ausländischer Investoren und der Gegebenheit marktwirtschaftlicher Prinzipien für Unternehmen ohne starke Eingriffe des Staates aktuell durchaus kritisch betrachtet.
Wie hoch sollte der Schwellenländer-Anteil im Portfolio sein?
Trotz der erhöhten Risiken in Schwellen- gegenüber entwickelten Märkten sollten diese aus den bereits genannten Gründen Teil eines breit diversifizierten Weltportfolios sein. Es ist wichtig, dass Anleger:innen nicht dem Denkfehler „Recency Bias“ erliegen, indem sie irrtümlich das jüngste Geschehen als besonders repräsentativ für die Zukunft betrachten und daher ausschließlich in entwickelte Märkte oder sogar nur in US-Technologie-Aktien investieren. Bei diesem Denkfehler können auch aktuell wahrgenommene Risiken schnell über- (Krieg China/Taiwan) oder unterschätzt (Klumpenrisiko USA) werden. Letztendlich kann jedoch niemand zuverlässig prognostizieren, welche Risiken zukünftig eintreffen und wo am meisten Rendite zu erwirtschaften sein wird.
In Bezug auf den Portfolio-Anteil von Schwellenmärkten gibt es keine einheitliche Empfehlung aus der Wissenschaft. Gewichtungen zwischen 10% und 40% des Gesamtportfolios können auf Basis diverser Studienergebnisse bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt werden. Wichtig ist deshalb, eine grundsätzliche Gewichtungsmethode für das eigene Portfolio zu finden, welcher man diszipliniert und langfristig treu bleibt. Egal welchen Schwellenländer-Anteil man wählt, wird es immer wieder valide und weniger valide Argumente für und gegen diesen Anteil geben. Lassen sich Anleger:innen dadurch aus der Ruhe bringen, führt dies potentiell zu unvorteilhaftem prognosebasiertem Handeln, sowie unnötigen Transaktionskosten und ggf. Steuern.
Häufig gestellte Fragen zu diesem Thema
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Kevin Kronauer
Unabhängiger Honorarberater und spezialisiert auf wissenschaftlich fundierte Investmentstrategien, Gründer von finsparent
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