RTL-Reporter bekam Krebsdiagnose kurz vor Weihnachten
Mit dem Tod von Sohn und Bruder ging für Familie Kress die sorgenvolle Zeit weiter: „Einen Tag nach seinem Tod rief mich die Uni Leipzig an und sagte: 'Wir haben den Fall genau untersucht und können nun sagen, diese Krebserkrankung ist auf eine CDH1-Genveränderung zurückzuführen“, erinnert sich der Reporter.
In der Folge sollten sich alle Familienmitglieder auf diese Genveränderung testen lassen. Das Ergebnis von Kress' Ehefrau kam als erstes: „Negativ! Somit gab es nun noch zwei Möglichkeiten: Entweder bin ich positiv, oder die Veränderung ist bei meinem Sohn entstanden“, erklärt Kress: „Ich erinnere mich ganz genau an den Tag, als ich in der Ukraine für eine Reportage war, als mich meine Tochter weinend anrief: 'Papa, ich hab's auch!' Das war ein ganz schrecklicher Augenblick. Und mir war klar: Wenn sie es hat, dann habe ich es auch.“
Bei einer ohnehin angesetzten Magenspiegelung ließ er sich, gemäß dem Cambridge-Protokoll, Magenproben an fünf verschiedenen Stellen entnehmen, denn ohne eine Probenentnahme ist Magenkrebs kaum zu erkennen, da „die ganze Magenschleimhaut zum Tumor wird“, wie Kress erklärt: „Zwei Tage vor Weihnachten bekam ich einen Anruf: Wir haben den Magenkrebs in einem Frühstadium nachgewiesen.“
„Ich fühle mich komplett fit“
Der RTL-Reporter begann zu recherchieren: Er erfuhr, dass ein Mensch auch ohne Magen leben kann. Am 23. Januar 2024 ließ er sich den Magen entfernen. Eine anschließende Untersuchung enthüllte beginnende Karzinome an sieben Stellen des entnommenen Magens: „Auf meine Frage, wie lange ich ohne die Entnahme noch zu leben gehabt hätte, sagte der Professor: Das kann ich Ihnen nicht sagen. Ich kann Ihnen nur sagen: Sie sind rechtzeitig gekommen.“
Die Operation wurde gefilmt und ist im „Extra Spezial“ zu sehen. Auch zeigt der Film Ausschnitte aus dem Videotagebuch, das Kress im Krankenhaus und auf der anschließenden Kur führte: Auf der Kur traf Kress Menschen, „denen es viel schlechter ging: mit Speiseröhrenkrebs, mit künstlichem Darmausgang, mit inoperablem Magenkrebs“, er trieb Sport und wurde medikamentös eingestellt: „Es werden Pankreasenzyme aus der Bauchspeicheldrüse des Schweins gewonnen, die ich nehmen muss, weil meine Bauchspeicheldrüse vom Magen keine Information mehr bekommt, dass sie etwas ausschütten muss.“ Inzwischen geht es Burkhard Kress gut: „Ich muss jetzt viel Fleisch essen wegen des enthaltenen Eisens und dem Vitamin B12“, erklärt er, „aber es funktioniert. Erst kürzlich kam ich von einer sehr anstrengenden Drehreise in Barcelona zurück. Ich muss sagen: Ich fühle mich komplett fit!“
„Ich zähle zu denen, die richtig Glück gehabt hatten“
Die Idee, mit seiner Krankengeschichte Menschen aufzuklären und warnen zu können, habe ihn dazu motiviert, die Geschichte ins Fernsehen zu bringen. „Die große Hoffnung ist, dass diese Genmutationen irgendwann mal per Impfung in den Griff zu kriegen sind“, erklärt er. Die im Rahmen der Corona-Pandemie erstmals eingesetzten mRNA-Impfstoffe könnten der Schlüssel sein.
Über den aktuellen Forschungsstand berichten Kress' Kollegin Pia Osterhaus und sein Kollege Ingo Wickop ebenfalls in der Dokumentation: Am deutschen Krebsinstitut in Heidelberg sprechen sie mit führenden Experten über die neuesten Methoden zur Früherkennung. Darüber hinaus kommen der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und die CSU-Politikerin Kerstin Schreyer, die selbst an Brustkrebs erkrankte, zu Wort. Letztendlich unterziehen sich Osterhaus und Wickop selbst einer Reihe von vorsorglichen Krebsuntersuchungen. Bei einer Darmspiegelung kommt es zu einem unerwarteten Befund.
Burkhard Kress versucht derweil, optimistisch in die Zukunft zu blicken: „Wenn man so ein tragisches Schicksal hatte, dann weiß man jeden Tag zu schätzen“, betont er: „Ich zähle zu denen, die richtig Glück gehabt hatten. Doch natürlich hätte ich es lieber gehabt, wenn ich durch meine Erkrankung meinen Sohn hätte warnen können.“