Gen Z hat Angst davor, 30 Jahre alt zu werden – und greift zu „Baby-Botox“
Altersarmut, Klimawandel, Kriege: Beim Gedanken an die Zukunft kann einem bange werden. Die Generation Z fürchtet sich aber aus ganz anderen Gründen vorm Älterwerden.
München – Die Angst zu altern kennt einen Fachbegriff: Gerascophobie. Bislang war die allgemeine Altersangst keiner bestimmten Altersgruppe zugeordnet, Experten sehen sie bis zu einem gewissen Grad sogar als normal an. Doch nun scheint sich unter der Generation Z – kurz Gen Z – ein gewisser Trend in diese Richtung abzuzeichnen.
Mit 30 ist das Leben vorbei? Gen Z scheint vom Jugendwahn befallen
Dass die nachrückende Generation, die zwischen 1997 und 2013 Geborenen sind, besonders viele Gedanken an die Zukunft verschwendet, wird ihnen nicht gerade nachgesagt. Stattdessen sei die Gen Z zu sorglos und lebe zu sehr im Hier und Jetzt, so der Vorwurf. Auch eine eher dürftige Arbeitsmoral wird den jungen Menschen angelastet, primär von der Generation der sogenannten „Baby Boomer“ (Jahrgänge 1946 bis 1964).
Jetzt zeigt sich: die Gen Z sorgt sich sehr wohl um das, was später einmal kommt. Doch nicht etwa um eine solide Altersvorsorge, Gesundheit oder finanzielle Absicherung. Viel mehr beschäftige sie die Angst, dass ihnen ihre Jugend und ihr gutes Aussehen flöten gehen könnte. Als Verfallsdatum haben sie den 30. Geburtstag ausgemacht. So zumindest die Erkenntnis eines Reddit-Users, der seine Beobachtungen auf der Social-Media-Plattform teilt.

Ihm seien zunehmend vor allem junge Frauen aufgefallen, die auf den Kanälen ihre Sorge teilen, mit 30 Jahren schlagartig nicht mehr „sexy“ und „wertvoll“ zu sein. Auch ginge unter den Anfang-Zwanzigjährigen die Angst um, als „alte Schabracke“ zu enden. Die Sorgen gingen sogar so weit, dass sie ihnen alles andere unterordnen: gesunde Ernährung, eine solide berufliche Laufbahn – wozu, wenn das Leben doch sowieso mit 30 endet, so der vermeintliche Tenor im Netz.
Social-Media-Trends zeigen: Gen Z fürchtet sich vor Falten und Hautunreinheiten
Um dagegen anzusteuern, scheint sich in der Tat ein bedenklicher Trend unter den Gen-Z-Vertretern entwickelt zu haben. Unter den Hashtags „#antiaging“ und „#genzskincare“ trenden derzeit dutzende Kurzclips dazu. In einem TikTok-Video ruft eine Ü-30-Userin beispielsweise dazu auf, schon mit Anfang 20 aktiv gegen das Altern anzukämpfen und liefert die passende Formal dafür prompt mit.
Meine news
Zum einen rät die selbsternannte Kosmetikerin in ihrer Jungbrunnen-Kur dazu, immer auf dem Rücken zu schlafen, da sich sonst durch das Kopfkissen Falten auf der betroffenen Gesichtshälfte bilden würden. Zum anderen zu säurehaltigen Gesichtsmasken – und zwar so früh wie möglich und nicht erst, wenn die große 3 bereits vorne steht. Denn dann sei das Kind längst in den Brunnen gefallen. Unmissverständliche Beitragsbeschreibung: „Ich wünschte, ich hätte diese günstigen Routinen viel früher angefangen“.
Einige dieser Routinen in den sozialen Medien gehen sogar so weit, sich Nervengift spritzen zu lassen. Etliche User teilen ihre Erfahrung mit „Baby Botox“ und legen ihren Followern die chemische Anti-Aging-Keule ans Herz. Dabei handelt es sich um eine Verjüngungskur, die wie herkömmliches Botox auch per Spritze verabreicht wird. Einziger Unterschied ist, dass die Dosis des Nervengifts „Botulinumtoxin A“ deutlich geringer ist und nur in die oberste Hautschicht gespritzt wird.
Von der Arbeit ins Grab: Gen Z will ihre guten Jahre nicht dem Beruf opfen
Dafür anprangern will der Reddit-User die Gen Z nicht. Viel mehr schiebt er den Strukturen einer kapitalistischen Gesellschaft den schwarzen Peter zu. Statt sich den Problemen anzunehmen, wende man sich dem Konsum zu, in der Hoffnung, ein Produkt könne dabei helfen. „Wir müssen besser sein als das – für uns selbst und für die jüngere Generation“, so der alarmierte Appell an die Netzwelt des Users, der offenbar einer älteren Generation angehört.
In den Kommentaren findet sich viel Zuspruch. Eine Person fragt zynisch, was denn das Leben ab 30 noch für einen bereithielt. „Nonstop-Arbeit? Steuern? Falten und Gesundheitsprobleme? Haarausfall und der Verlust des Freundeskreises und der Freizeit?“ Dass sich die Gen Z lautstark für eine bessere Work-Life-Balance ausspricht, ist bekannt. Und eine Studie zeigt: lieber wären die jungen Menschen arbeitslos, als ihren Beruf unglücklich. Nur noch lieber wären sie aber anscheinend ewig jung. (rku)