Armee verliert 240 Landminen, die landen in Ikea-Lager – „reichen aus, um zwei Wolkenkratzer zu zerstören“
Eine Waffenlieferung in Polen ist im Sommer offenbar völlig aus dem Ruder gelaufen. Den verantwortlichen Offizieren droht das Gefängnis.
Warschau – Bei einem Waffentransport innerhalb Polens hat die polnische Armee vorübergehend 240 Panzerabwehrminen verloren, sodass sie irrtümlich in einem Lager einer international bekannten Möbelfirma landeten. Wie die Nachrichtenagentur PAP unter Berufung auf die zuständige Staatsanwaltschaft berichtete, drohen nun vier für den Vorfall verantwortlichen Militärangehörigen mehrjährige Gefängnisstrafen. Polen bereitet sich angesichts des Ukraine-Kriegs seit geraumer Zeit auf mögliche Aggressionen aus Russland vor.
Sprenggewicht von 2,2 Tonnen in Zugwagon vergessen: „reicht aus, um zwei Wolkenkratzer zu zerstören“
Der Vorfall ereignete sich demnach bereit im Juli 2024, wurde jedoch erst jetzt durch Medienberichte von Onet.pl und Wirtualna Polska öffentlich. Die Minen sollten demnach gemeinsam mit einer großen Menge weiterer militärischer Ausrüstung in der Nähe von Stettin (polnisch Szczecin) aus einem Zug entladen werden. Die eingesetzten Soldaten seien Onet.pl zufolge von ihren Vorgesetzten jedoch nicht ausreichend im Umgang mit Sprengstoff geschult gewesen. Zudem habe man auf ein zügiges Ausladen gedrängt, um steigende Kosten zu vermeiden. Infolge vergaßen die Soldaten wohl eine gesamte Ladung, sodass diese zunächst weiterreiste.
Die vergessene Ladung soll dabei ein Gesamtsprenggewicht von 2,2 Tonnen gehabt haben. „Laut unseren Informanten würde dieser Betrag ausreichen, um zwei Wolkenkratzer zu zerstören, wenn er in die falschen Hände gerät“, schreibt das Nachrichtenportal. Während die 240 Panzerabwehrraketen den Informationen von Onet.pl zufolge konkret in einer Ikea-Filiale landeten, sprach die Nachrichtenagentur PAP unterdessen lediglich von einem Tochterunternehmen des Möbelkonzerns.
Panzerabwehrminen reisen unbeaufsichtigt quer durch Polen - bis sie in Ikea-Lager auftauchen
Die rund 40 Kisten mit Antipanzerminen blieben zunächst verschwunden und tauchten erst Wochen später nach einem Irrweg per Zug durch das Landesinnere Polens im Warenlager des Möbelkonzerns auf, in der Stadt Orla nahe der Grenze zu Belarus. Auch auf Nachfrage der Agentur PAP sei von dem Möbelkonzern bestätigt worden, dass Mitarbeiter im Juli einige Militärgüter gefunden hatten. Diese seien noch am selben Tag von der Militärpolizei abgeholt worden.
Als die Medien Anfang Januar davon berichteten, entließ Verteidigungsminister Wladyslaw Kosiniak-Kamysz noch am selben Tag den Chef der internen Inspektion der Armee und schlug am Freitag einen Nachfolger vor. Eine Begründung für den Personalwechsel nannte das Ministerium bisher nicht. Nach Medienberichten soll der Militär versucht haben, den Fehler zu vertuschen und seinen Vorgesetzten zu verschweigen. Nachdem der Vorfall aufgedeckt wurde, laufen nun Ermittlungen gegen vier Militärangehörige. Bei einer Verurteilung drohen ihnen mehrere Jahre Haft.
Im Zuge der ATACMS-Freigabe für die Ukraine erhöhte sich Ende letzten Jahres auch die Spannung an der polnisch-russischen Grenze an der Ostsee. Warschau setzte daraufhin Panzer in Bewegung. (nz mit dpa)