Landwirtschaft im Klimawandel

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Beim Klimaschutztag: Bauernquelle-Chef Robert Reichlmayr, Kreisbauernobmann Matthias Heitmayr, Johannes Bichler (BBV-Kreisvorstand), Sandra Scheile (Brucker Land) und Landwirtschaftsamtsleiter Josef Mayer. © Ebner

Landwirte im Landkreis Fürstenfeldbruck setzen zunehmend auf moderne Technik, regionale Lebensmittel und Energiegewinnung aus Biomasse, um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen und zum Klimaschutz beizutragen. In Bruck fand deshalb der erste Klimaschutztag des Bayerischen Bauernverbandes statt.

Fürstenfeldbruck – Wo wird eingekauft, was wird gegessen, woher kommt die Energie – das hat großen Einfluss auf die Umwelt. Darauf bauen die Landwirte in Fürstenfeldbruck deshalb für die Zukunft. Sie stellen um: Mit mehr Technik gegen Unwetterschäden. Mit mehr regionalen Lebensmitteln. Mit mehr Energie aus Biomasse. Und sie tragen damit auch zum Klimaschutz bei. Auch die Verbraucher könnten noch viel mehr tun als bisher. Deshalb startete der Bauernverband im Landkreis zusammen mit anderen Verbänden auf dem Fürstenfelder Markt einen Aktionstag.

Gewinner und Verlierer im Klimawandel

Die Landwirte hier stehen vor großen Herausforderungen durch Extremwetter und Massenproduktion. Dabei haben die Wetterbedingungen erstaunlicherweise auch positive Auswirkungen, stellt Matthias Heitmayr vom Bauernverband fest. „Wir können immer früher ernten, weil es früher im Jahr warm ist und die Pflanzen schneller wachsen.“ Moderne Technik wie Warmberegnung gegen Frost helfe, Schäden an den Pflanzen auch ohne Chemie in den Griff zu bekommen. Mehr Schaden entstehe durch Hitzeschock und Sonnenbrand bei hohen Temperaturen. Mit Phänomenen wie Hochwasser oder Hagel habe der Bauer immer schon leben müssen. Fazit: „Wir haben vom derzeitigen Klimawandel Vor- und Nachteile.“

Regional heißt umweltbewusst

Die Landwirte stellen also ihrerseits auf klimafreundliche Produktion um. Und die Bevölkerung? „Da ist das Bewusstsein noch lange nicht groß genug, meint Biolandwirt Hannes Bichler. „Es geht nicht nur um die Umwelt, sondern um ein bewussteres Leben.“ Frische Ware direkt vom Erzeuger, ohne lange Transporte, nur nach Saison – das wäre nachhaltig und klimafreundlich. Das gilt auch für Tiere.

Neuartiges Futter soll die umweltschädlichen Methangase reduzieren, die wiederum in Biogasanlagen verwertet werden. Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen sollen nach höchsten Tierwohlstandards gehalten werden. Das gehe nicht in Massentierhaltung. Die Folge: weniger Tiere, kurze Transportwege, besseres Fleisch – aber auch höhere Preise.

Supermärkte mit ihren billigeren Bioprodukten sind da eine große Konkurrenz, beklagt Sandra Scheiel von der Solidargemeinschaft Brucker Land. „Das ist nicht nachhaltig. Die Ware kommt aus der ganzen Welt. Hier auf dem Markt vor Ort sind die Transportwege kurz. Es gibt alte Sorten, die es sonst nirgends zu kaufen gibt – ohne Verpackungsmüll. Es schmeckt ganz anders. Hier geht es auch und besonders um das persönliche Gespräch, um Vertrauen!“

Gäste beim ersten Klimaschutztages des Bauernverbandes.
Den Verbraucher sensibilisieren war ein Ziel des ersten Klimaschutztages des Bauernverbandes. © Ebner

Neue Wege in der Landwirtschaft

Zusätzlich erschließen sich die Bauern einen wichtigen neuen Markt: Energie aus Biomasse. Durch moderne Produktion kommt ein natürlicher Klima-Kreislauf in Gang. Mais, Raps oder Kleegras werden angebaut und verarbeitet. In Biogasanlagen werden aus dem Methan Strom und Wärme produziert. Die Reste werden als Dünger wieder auf die Felder ausgebracht. Fossile Brennstoffe wie Mineralöl werden eingespart. Acht solcher Anlagen gibt es im Landkreis, jede produziert mindestens 3000 Kilowatt pro Stunde. Das wäre ausbaufähig, doch es gebe hohe bürokratische Hürden. „Wenn nach 20 Jahren die EEG-Förderung ausläuft, stehen die Betriebe vor dem Aus“, befürchtet Heitmayr, „dann ist die Energie zu teuer.“

Die Landwirte haben sich auf Umweltschutz und Klimawandel gut vorbereitet, so das Fazit von Bauernverband und dem Netzwerk Brucker Land. Wenn nun auch die Konsumenten nicht mehr gleichgültig sind, wenn sie denken und hinterfragen, hofft die Initiative, wird auch die Politik mitziehen – mit wachsenden Erfolgen im Klimaschutz.

Übrigens: Damit man auch gezielt regionale Lebensmittel einkaufen kann, gibt es die staatlichen Zeichen „Geprüfte Qualität Bayern“ und „Bayerisches Bio-Siegel“. Sie garantieren regionale Herkunft und sichere Qualität. Und wer sich gezielt über Klimaschutz und Landwirtschaft informieren will, findet ausführliche Informationen auf der Website des Fürstenfeldbrucker Bauernverbands. So hofft Heitmayr, auch immer mehr junge Leute für aktiven Klimaschutz zuhause zu gewinnen.

seb

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