Deutsches Unternehmen in den USA hat wegen Trump-Zöllen „irre großes Problem“

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Auf der ganzen Welt ächzen Firmen wegen der Zölle von Donald Trump. Was die für Konzerne in den USA bedeuten, skizziert ein Unternehmer aus Deutschland.

Duncan – Geht es nach Donald Trump, müssten nur Unternehmen aus anderen Nationen unter seiner Zoll-Politik leiden. Die Konzerne in den Vereinigten Staaten dagegen dürften sich vor lauter Glück kaum zurückhalten können, dem US-Präsidenten dankend in die Arme zu fallen. In den ersten Wochen nach den verhängten und dann zumindest zu großen Teilen wieder zurückgefahrenen Zusatzabgaben auf Einfuhren in die USA zeigt sich aber, dass die Realität eine andere ist.

Denn auch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten sitzende Unternehmen produzieren eben längst nicht alles vor Ort, sondern sind auf Partnerschaften über die Grenzen hinweg und damit auch auf Importe angewiesen. Und die fallen eben mit Zöllen teurer aus. Die Zahl der Verlierer überwiegt die der Gewinner also deutlich.

Trump und die Folgen der Zoll-Politik: Deutscher Unternehmer in USA hat „irre großes Problem“

Auch Trumps Plan, über seine Zusatzzölle führende Firmen wie deutsche Kfz-Hersteller ins Land zu holen, hat aus mehreren Gründen seine Tücken. Das weiß Albert Gray einzuschätzen, der als Nordamerika-Chef des bayerischen Autozulieferers Fehrer das Geschäft in den USA führt. Er selbst lebt seit 2007 dort, der Konzern ließ sich bereits 1999 in South Carolina nieder und baute 2010 ein weiteres Werk in Alabama. Auch in Mexiko gibt es eine eigene Fabrik.

Zoll-Politik mit Folgen auch für die US-Wirtschaft: Donald Trump trifft auch die Konzerne, die auf internationale Zulieferer angewiesen sind. © IMAGO / Kirchner-Media, IMAGO / ZUMA Press Wire

„Heute beschäftigen wir 950 Mitarbeiter in den USA“, verrät Gray im Interview mit dem Spiegel und ergänzt: „In den letzten 15 Jahren haben wir massives Wachstum in Nordamerika erlebt.“ Doch dann kam Trump zurück ins Weiße Haus und brachte die Zölle mit, die offensichtlich nicht bis zum Ende durchgedacht sind.

„Wir haben ein irre großes Problem“, klagt Gray: „Wir stellen Komponenten für den Fahrzeuginnenraum her, Konturschäume unter anderem für Sitze oder Armlehnen.“ Teilweise würden in die Polster Lüfter oder Massagematten eingebaut. Die Komponenten würden zum Großteil aus China kommen, außerdem aus Europa. „145 Prozent Zoll auf Importe aus China, das ist unfassbar“, findet der CEO von Fehrer Nordamerika.

Kritik an Trumps Zöllen: „Die Regelungen sind total verwirrend“

Auf einen Lieferanten aus den USA könnte das Unternehmen aus einem naheliegenden Grund nicht ausweichen: „Es gibt keinen. Weder für die Lüfter aus China, noch die Massagematten, die in der Tschechischen Republik hergestellt werden.“

Gray sieht einen großen Unterschied zu Trumps Vorgehen in der ersten Amtszeit, als der Republikaner ebenfalls Zölle verhängte und einen Handelskrieg mit China ausfocht. Damals hätten die Unternehmen jedoch darauf vertrauen können, „dass sie mit ihren Investitionen in den USA wettbewerbsfähig bleiben“.

Wie viele Unternehmen habe sich auch Fehrer von der Trump-Wahl positive Folgen erhofft. Gray spricht von einem Boost, „zum Beispiel Steuerbegünstigungen für neue Investitionen“.

Probleme wegen Zoll-Politik von Trump: „Unglaublich, wie amateurhaft die Umsetzung läuft“

Doch stattdessen muss er nun feststellen, dass kaum noch jemand weiß, woran er ist: „Die Zollregelungen sind total verwirrend. In den Nachrichten ist von 145 Prozent, von zehn Prozent oder von 25 Prozent die Rede, aber niemand weiß wirklich, wie das im Einzelnen aussieht.“

Daher habe sich Fehrer zu einem kuriosen Schritt hinreißen lassen: „Wir haben unsere Lieferanten zwischendurch angewiesen, die Lkw in Mexiko vor der Grenze stehenzulassen, weil wir nicht wussten, was kommt.“ Dabei ist Zeit bekanntlich Geld und Wartezeit entsprechend teuer.

„Die Zollverwaltung bricht zusammen. Ich habe jemanden in der Logistik, der sich nur noch um Zölle kümmert, aber überall, wo er anruft, bekommt er nur zu hören: ‚Wir haben keine Ahnung‘“, echauffiert sich Gray: „Es ist unglaublich, wie amateurhaft die Umsetzung läuft. Ich glaube, wenn jetzt am Hafen von Charleston ein Schiff ankommt, dann weiß selbst der Zoll nicht, was gerade gilt.“

Schiffscontainer übereinander gestapelt
Da klingelt die US-Staatskasse: Die Unternehmen im Land lassen viele Waren aus Übersee anliefern und zahlen dafür Zölle. © IMAGO / Wolfilser

Unternehmer wegen Trump vor Dilemma: „Spielt Thema Zoll in sechs Monaten noch eine Rolle?“

Für einen Seefracht-Container mit Lüftern aus China müsse er mit einem siebenstelligen Betrag an Extra-Zöllen rechnen: „Das belastet unsere Liquidität massiv.“

Gray schreckt aber schon davor zurück, das Mexiko-Werk in die USA zu holen, um wenigstens diese Trump-Zölle zu umkurven. Denn solch ein Vorhaben würde mindestens anderthalb Jahre in Anspruch nehmen. Und wegen der Sprunghaftigkeit des US-Präsidenten womöglich zum reinen Verlustgeschäft mutieren: „Weiß ich, ob in sechs Monaten das Thema Zoll noch eine Rolle spielt? Oder ob es dann eine Freihandelszone mit China gibt?“

Das dürfte noch nicht einmal Trump selbst wissen. Liefern seine Dekrete nicht die von ihm angekündigten Ergebnisse, spielt der 78-Jährige zumeist auf Zeit und bittet um Geduld. Bei den Zöllen hat er die aber selbst schnell verloren. Geblieben ist die Verunsicherung, was der mächtigste Mann der Welt als nächstes aushecken wird. Auch in den USA. (mg)

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