„Wir sind behilflich beim Nachschub“: Apotheker aus Ottobrunn über Temperatursturz und Wiesn
Die Wetterkapriolen der vergangenen Tage mit Starkregen und Kälteeinbruch haben auch die Apotheken im Landkreis München in gewisser Weise zu spüren bekommen.
Schon Anfang September kamen die Patienten mit grippalen Infekten, Schnupfen und leichten Erkältungen unter anderem in die Palmen-Apotheke nach Ottobrunn. Der Münchner Merkur sprach mit Inhaber Tobias Brandl über Viren, Bakterien und den adäquaten Schutz davor.
Hat die Erkältungsperiode heuer etwas früher begonnen als üblich aufgrund des Temperatursturzes vor eineinhalb Wochen?
Ja, man gewöhnt sich daran, dass die Jahreszeiten rhythmisch wiederkehren, aber in diesem Jahr sind wir von sehr, sehr heiß auf richtig kalt heruntergefallen. Wir in unserer Apotheke können auch beobachten, dass es viele Leute bereits unverhofft getroffen hat. Ohne aufgefüllte Hausapotheke. Aber wir sind natürlich gerne behilflich beim Nachschub.
Der Temperaturschock dürfte sein Übriges getan haben bei Urlaubern, die vom Gardasee oder von weiter südlich nach Hause kamen und dann in der Eiseskälte gelandet sind, oder?
Derart große Temperaturschwankungen stellen eine Belastung für den Körper und die Immunabwehr dar. Besonders bei Menschen, die vielleicht chronisch erkrankt sind und zu den entsprechenden Risikogruppen gehören. Die Erkältung muss gar nicht immer mit der Kleidung zusammenhängen. Ich kenne von meiner Mutter noch den Spruch: Geh‘ nicht mit nassen Haare und ohne Mütze aus dem Haus. Aber hier gibt es die Chance, mit einem Mythos aufzuräumen: Kälte allein ist kein Grund für eine Infektion. Dafür sind immer Bakterien oder Viren verantwortlich – letztere zuallermeist bei einer Infektion der oberen Atemwege.
Gab es kurzfristig Engpässe bei stark nachgefragten Medikamenten?
Man liest ja aktuell viel über Arznei-Lieferengpässe. Diese begleiten uns allerdings seit einigen Jahren, spätestens seit Beginn der Coronapandemie. Es gibt einige Arzneimittel, die immer wieder schwer lieferbar sind. Das gemeine Erkältungspräparat ist davon aber in aller Regel nicht betroffen. Die erste Arzneimittelgruppe, die Probleme bereiten kann, das sind Antibiotika. Sie müssen jedoch bei solchen vorübergehenden Infektionserkrankungen sehr häufig gar nicht eingesetzt werden.
Die Wiesn ist als Virenschleuder bekannt, wie bereitet man sich am besten auf das Bierzelt vor?
Gegen die Erkältungsviren hilft am besten der Platz vor dem Zelt. Bei gutem Wetter möchte ich gerne dazu ermutigen, die Biergärten auf dem Oktoberfest zu nutzen und sich gar nicht unbedingt im Zelt aufzuhalten. Das kann aus meiner Erfahrung auch sehr schön sein, vielleicht sogar ein bisschen stressfreier. Es schadet jedenfalls nicht, wenn man sein Immunsystem gut vorbereitet mit der Einnahme von seriösen Vitaminen und Mineralstoffen sowie pflanzlichen Antioxidantien. Das gilt nicht nur für die Wiesnzeit. Für den Lippenherpes habe ich noch einen Apotheker-Top-Tipp. Man kann prophylaktisch vorbeugen, indem man das Bier ausschließlich aus dem eigenen Krug trinkt, was aber bei steigendem Pegel schwierig wird. Aber auch mit der Aminosäure Lysin lässt sich ein Ausbruch verhindern. Es handelt sich um eine körpereigene Aminosäure, die eine sehr stark antivirale Wirkung aufweist. Die Anti-Herpes-Cremes wirken erst dann, wenn der Herpes da ist, das Lysin schon vorher. Man kann den Lysinspiegel in Form von Trinkpulver, Kautablette oder Kapsel erhöhen, wenn man für Lippenherpes anfällig ist. Das schützt.