Tennis-Streit eskaliert: 10.000 Kilometer Irrsinn
Deutsche Tennisstars müssen tausende Kilometer für den Davis Cup reisen. Die Abwesenheit des Gastgebers China sorgt für zusätzliche Kontroversen.
Zhuhai – Die Entscheidung der International Tennis Federation (ITF), die Gruppenphase des Davis Cups in Zhuhai, China, abzuhalten, hat erhebliche Kritik hervorgerufen. Deutsche Tennisspieler sehen sich mit enormen logistischen und physischen Herausforderungen konfrontiert, da sie tausende Kilometer zurücklegen müssen. Besonders bemerkenswert ist, dass China, obwohl Gastgeber, nicht am Turnier teilnimmt.
Michael Kohlmann, der Teamchef des Deutschen Tennis Bundes (DTB), äußerte seine Unzufriedenheit unverblümt: „Ich glaube, dass die Teams, die jetzt hier sind, sich alle einig drüber sind, dass es mehr oder minder Quatsch ist, hier zu spielen.“ Die Kritik richtet sich hauptsächlich gegen die weite Anreise der teilnehmenden Nationen und die Abwesenheit chinesischer Tennisspieler, die international nur drittklassig sind. Dies führt zu geringen Zuschauererwartungen in Zhuhai.
Kohlmann betonte weiter: „Wir haben uns alle über unsere Reiserouten unterhalten und wie schwierig es war für einige, hier auch wirklich hinzukommen“. Der logistische Aufwand und die körperlichen Strapazen sind enorm, insbesondere für das deutsche Doppel, das direkt nach dem Finale in New York nach China reisen musste. Die Luftlinie von Deutschland nach China beträgt rund 10.000 Kilometer, von New York sogar fast 13.000.

DTB-Teamchef außer sich vor Wut
Die ITF rechtfertigte die Vergabe an China mit wirtschaftlichen Gründen. Ein Sprecher der ITF erklärte, sie biete „die Möglichkeit, das Wachstum weiter zu steigern“.
Kohlmann entgegnete: „Ich glaube, dass die ITF sich Fragen gefallen lassen muss. Wir haben unsere Standpunkte, glaube ich, relativ deutlich gemacht. Was dann jetzt daraus passiert, das muss man abwarten.“ Trotz der optimalen Organisation durch den chinesischen Tennisverband bleibt die Entscheidung umstritten. „Die versuchen hier wirklich das Beste und haben das auch hier, finde ich, optimal organisiert.“
Topspieler wie Zverev sagen für Davis Cup ab
Die Entscheidung hat auch Auswirkungen auf den Wettbewerb. Topspieler wie Alexander Zverev und US-Open-Finalist Taylor Fritz haben aufgrund der Strapazen abgesagt, der US-Open-Sieger Jannik Sinner sorgte sich nach seinem größten Triumph um seine schwerkranke Tante. Auch andere Topspieler fehlen, was den Davis Cup von einem prestigeträchtigen Wettbewerb zu einer Mittelklasse-Veranstaltung degradieren könnte. „Aufwand und Ertrag stehen für die Stars nicht im Verhältnis“, heißt es in den Kritiken.
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Die anderen drei Gruppen, die wie die Finalrunde in Europa gespielt werden, machen es besser. In allen drei Gruppen spielt jeweils der Gastgeber mit. Dass die ITF das in der DTB-Gruppe C nicht ebenso gehandhabt hat, ist womöglich der Gier geschuldet und wäre einfach zu vermeiden gewesen.
Davis Cup muss sich Grundsatzfragen gefallen lassen
Die beiden besten Teams der vier Vorrundengruppen qualifizieren sich für die Endrunde in Malaga im November. Deutschland muss ohne seine Topspieler Alexander Zverev und Jan-Lennard Struff antreten. Die ITF sollte solche Fehler in Zukunft vermeiden, um den Davis Cup als prestigeträchtigen Team-Wettbewerb zu erhalten. (ck)