„Nato-Raketen“ lösen Panik aus: Kreml-Blogger warnen vor „neuer Realität“ durch JASSM-Flugkörper

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Die Kriegsangst in Russland wächst: Pro-Kreml-Blogger warnen vor Nato-Raketen und fordern Vergeltung gegen westliche Waffenproduzenten.

Moskau – Nun also doch: Die Ukraine erhält weitere Waffen von den USA. US-Präsident Donald Trump kündigte umfangreiche und schnelle Militärhilfe über die Nato an. In Russland macht sich angesichts der kräftigen Unterstützung nun offenbar Panik breit: Kreml-nahe Militärblogger malen Szenarien aus, wie die Ukraine die westlichen Waffen einsetzten wird.

Ukraine könnte mit US-Raketen Ziele tief im russischen Hinterland erreichen

Sogar ganze Patriot-Systeme sollen an Kiew gehen, nicht nur die Raketen. Das US-Luftabwehrsystem ist für die Ukraine extrem wichtig, insbesondere für die Abwehr ballistischer Raketen. Bis zu 17 Patriots seien versandbereit, sagte Trump am Montag (14. Juli), ließ Details aber zunächst offen. Im vergangenen Jahr hatte die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, dass Washington eine Lieferung von weitreichenden JASSM-Raketen in Erwägung zieht. Medien wie das Fachblatt Military Watch Magazine sowie die ukrainische Nachrichtenagentur RBC-Ukraine berichteten im Juli 2025 erneut von entsprechenden Überlegungen im Oval Office.

Die Waffe hat je nach Ausführung laut Herstellerangaben eine Reichweite von bis zu etwa 1.000 Kilometern. Zudem hatte die Ukraine Berichten zufolge Tomahawk-Raketen angefordert. Dabei handelt es sich um Marschflugkörper mit einer Reichweite von je nach Ausführung mehr als 2.000 Kilometern. „Allein nach offenen Angaben verfügen die USA derzeit über etwa 4.000 Raketen der JASSM- und JASSM-ER-Linie“, schrieb der Kreml-nahe Militärblogger Sapiski Veteran am Montag auf der Plattform Telegram.

Damit ließen sich „Objekte nicht nur in Moskau, sondern auch in Weliki und Nischni Nowgorod sowie Samara“ treffen, so der Blogger weiter. Die Marschflugkörper JASSM ließen sich nicht so einfach abschießen, befürchtet der Kreml-nahe Blogger. Zudem seien die Kosten für diese Raketen niedrig und die Produktion laufe gut, es gebe also keine Probleme bei der Bereitstellung.

„Der Krieg wird in jedes Haus kommen“: Russischer Blogger warnt vor westlichen Waffen

Bislang hielt sich die Ukraine geflissentlich an das Völkerrecht und alle Vorgaben des Westens, der eine direkte Kriegsbeteiligung vermeiden will. Völkerrechtlich dürfen nur militärische Ziele oder jene, die damit in Verbindung stehen, angegriffen werden. Dazu gehören beispielsweise auch Energieanlagen, die einem militärischen Zweck dienen. „Natürlich werden in erster Linie Raffinerien, logistische Knotenpunkte, Kommunikations- und Rüstungsbetriebe zerstört werden“, räumt auch der russische Militärblogger ein, als er über die mögliche Verwendung der westlichen Waffen schreibt.

Aufgrund der riesigen Fläche Russlands werde es aus seiner Sicht aber „äußerst schwierig sein, eine gut gestaffelte Verteidigung aufzubauen. Insgesamt müssen sich die Städte im zentralen Russland bereits jetzt auf neue Realitäten einstellen“, behauptet Sapiski Veteran weiter und ergänzt: „So traurig es auch klingen mag, aber höchstwahrscheinlich wird der Krieg in jedes Haus kommen.“ Zuletzt hatte die Financial Times unter Berufung auf mit den Gesprächen vertraute Quellen berichtet, dass Donald Trump den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in privaten Gesprächen dazu ermutigt haben soll, die Angriffe auf das russische Hinterland zu verstärken.

Offenbar bereitet sich Russland bereits vor. „Möglicherweise beginnt Russland nach drei Jahren Krieg [...] mit dem Bau von Schutzeinrichtungen auf seinen Luftwaffenstützpunkten“, wie die US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) analysierte. Zuletzt hatten russische Beamte und Militärblogger die russische Führung beschuldigt, die militärische Infrastruktur während des Ukraine-Krieges nicht ausreichend geschützt zu haben,

Details über Gespräch zwischen Trump und Selenskyj durchgesickert: „Können Sie Moskau treffen?“

Ein ukrainischer Angriff auf russische Städte galt bislang als nicht denkbar. Trump soll in dem Gespräch mit Selenskyj allerdings auch gefragt haben, ob die Ukraine Moskau angreifen könne, wenn die USA entsprechende Langstreckenwaffen liefere. „Wolodymyr, können Sie Moskau treffen[...] Können Sie auch St. Petersburg treffen?“, fragte Trump laut den Quellen der Financial Times in dem Telefonat am 4. Juli. Selenskyj habe demnach geantwortet: „Absolut. Das können wir, wenn Sie uns die Waffen geben.“

Trump ist dafür bekannt, schnell seine Meinung zu ändern. Die Pressesprecherin des Weißen Hauses Karoline Leavitt sagte kurz darauf gegenüber Newsweek, der Präsident habe lediglich eine Frage gestellt „und nicht zu weiterem Töten aufgerufen.“ In einem Briefing am Dienstag ruderte der US-Präsident dann selbst zurück. „Nein, er sollte Moskau nicht angreifen“, so Trump auf die Frage, ob er solche Angriffe befürworten würde.

Ukraine-Krieg: Das sind die Denkfehler der russischen Militärblogger

Laut Militärexperten haben die weitreichenden Waffen wie etwa die von den Militärbloggern diskutierten JASSM-Raketen vor allem jenen Vorteil, dass die ukrainischen Truppen sie weit hinter der Front und dadurch außerhalb der Reichweite russischer Waffen abschießen können. Das gibt der Armee der Ukraine Sicherheit. Andererseits haben Marschflugkörper beispielsweise den Vorteil, nah am Boden, angepasst an die Topografie und in Schlangenlinien fliegen zu können. Dadurch lassen sie sich weniger gut aufklären. Im Umkehrschluss bedeutet das auch: Eine hohe Reichweite könnte Moskau theoretisch erreichen, doch das ist laut Militärbeobachtern nicht das Ziel der Ukraine.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (links) beim Nato-Gipfel im Juni in Dänemark mit dem US-Präsidenten Donald Trump (Archivbild).
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (links) beim Nato-Gipfel im Juni mit dem US-Präsidenten Donald Trump (Archivbild). © IMAGO/Ukraine Presidency / ZUMA Press Wire

Neben verstärkter Unterstützung Kiews mit Waffen drohte Trump am Montag (14. Juli) auch mit Strafzöllen gegen Russland in Höhe von 100 Prozent, sollte es binnen 50 Tagen keine Friedenslösung geben. Damit will er den russischen Präsidenten Wladimir Putin an den Verhandlungstisch zwingen. Vorangegangen war ein Telefonat mit dem Kremlchef Anfang Juli, das Trump als „schlecht“ bezeichnete. Vor seiner Wiederwahl hatte der Republikaner damit angegeben, den Ukraine-Krieg innerhalb von 24 Stunden beenden zu können. Womöglich schielt der US-Präsident auch auf den Friedensnobelpreis – nominiert ist er bereits.

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