„Fast in Ohnmacht gefallen“: Kartoffelpreise explodieren – Regenwetter verschiebt Hauptsaison

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Regenwetter und Hochwasser sorgen dafür, dass die Kartoffelpreise derzeit in die Höhe schießen. Nutzer auf X reagieren mit Empörung und Unverständnis.

Berlin – Die Kartoffelpreise explodieren. Zuletzt waren die Herstellerpreise um mehr als 50 Prozent angestiegen. Die Gründe dafür liegen vor allem in Regenwetter und verschlammten Feldern. Auf X, ehemals Twitter, sorgt ein Post für Empörung. Dort postete ein User ein Foto, auf dem die Kartoffeln pro Kilo 2,75 Euro kosten.

Regenwetter verzögert Haupternte: Auswirkungen des kürzlichen Hochwassesr noch unklar

Wer sich nun fragt, um wie viel teurer Kartoffeln im vergangenen Jahr geworden ist – dazu hat sich das Statistische Bundesamt den Preisanstieg mal genauer angeschaut. So waren beispielsweise im März 2024 die Kartoffeln ganze 51,7 Prozent teurer als noch im März 2023. Im April sind die Zahlen ähnlich: Dort waren die um 53,9 Prozent teurer als im Vorjahr.

Das Regenwetter, beispielsweise im Rheinland, den Niederlanden oder auch Belgien, wird mit als Ursache für die Preisexplosionen gesehen. Das schreibt das Fachmagazin agrarheute.com. Auch durch das kürzliche Hochwasser in Süddeutschland wurde für etliche Landwirte die Ernte ruiniert, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) schreibt. Das sorgt dafür, dass die Saison der Haupternte verzögert wird und auch die Menge kleiner ausfällt.

2,75 Euro pro Kilogramm: Stattdessen selbst zum Landwirt werden?

Der Post auf X löste gemischte Reaktionen bei den Nutzern aus. Der User schien fassungslos über den Preis von 2,75 Euro pro Kilogramm Kartoffeln und schrieb dazu: „Äm, wie bitte??“ Ein User antwortet prompt: „Deutsche Kartoffeln: Unbezahlbar!“

Ein anderer Nutzer schlägt in den Kommentaren vor: „Ich glaube, man muss bald selbst zum Bauer werden. Bohnen, Radieschen und Möhren wachsen schon. Die Tomaten auf dem Balkon auch.“

Jemand anderes schreibt, dass man dann die Kartoffeln eben einfach nicht kaufen solle. „Bei Kartoffeln hört der Spaß für Kartoffeln auf“, lautet eine andere Reaktion. „Völlig krank“ bezeichnet einer die aktuellen Preisentwicklungen. „Bin gestern bei Aldi fast in Ohnmacht gefallen. 4,69 Euro für 2,5 kg Kartoffeln“, antwortet jemand.

Direkt beim Landwirt des Vertrauens einkaufen

Andere schlagen vor, direkt beim Landwirt des Vertrauens einzukaufen: „Ich gehe zum Bauern um die Ecke. Zahle bei dem fünf Euro für 10 Kilogramm.“ Das sei großartig, lautet eine Antwort, allerdings habe nicht jeder einen Bauern um die Ecke.

Ein weiterer X-User kommt mit einem Rechenbeispiel: „Bauern erhalten aktuell 39,10 Euro für 100 Kilogramm, also 0,39 Euro pro Kilogramm. Edeka verkauft hier für 2,75 Euro pro Kilogramm. Also fast Faktor 7.“ In einem Kommentar bemängelt jemand die fehlende Wertschätzung für die Landwirtschaft: „Erzeugt mal selber welche und dann reden wir nochmal darüber, ob das zu teuer ist.“

Ab Juli neue Kartoffeln: Nicht das ganze Jahr ist Saison

„Es gibt tatsächlich Zeiten im Jahr, in denen man keine Kartoffeln essen soll, weil keine Saison ist“, schreibt ein User. „Von circa März bis Mai sind die alten Lager leer und die restlichen Kartoffeln aus November/Dezember kriegen lange Keime. Im Juni gibt es teure Frühkartoffeln, im Juli kommen die Neuen und sind billig.“ Die Aussage, dass die Lager von März bis Mai leer sind, war nicht unabhängig zu bestätigen. Allerdings gibt es tatsächlich bei Kartoffeln verschiedene Sorten und Reifezeiten.

Frühkartoffeln werden von März bis Mai gepflanzt und sind ab Juni/Juli auf dem Markt – Sorten wie „Solist“, „Annabelle“ und „Anuschka“. Das schreibt das Bundeszentrum für Ernährung auf seiner Webseite. Sorten wie „Belana“, „Gala“, „Natascha“ und „Marabel“ gibt es ab Juli/August zu kaufen. Ab Ende August werden Sorten wie „Agria“, „Allians“ und „Laura“ geerntet, und sie sind typische Einkellerungskartoffeln. Am längsten brauchen Sorten wie „Jelly“, „Fasan“ und „Cascada“ zum Reifen. Sie werden im September/Oktober geerntet.

Wichtige Hinweise zum Einlagern von Kartoffeln

Wer nun Kartoffeln korrekt einlagert, kann also mit seinem Vorrat gut über den Winter kommen. Der Lagerort sollte kühl (zwischen 4 und 8 Grad), trocken und dunkel sein. Aber Achtung: Frühkartoffeln sind als einzige recht kurz haltbar. Diese sollten maximal zwei Monate gelagert werden.

Ein Mann im Supermarkt vor Kartoffeln.
Preise für Kartoffeln sind derzeit hoch. (Symbolfoto) © Belkin Alexey/IMAGO

Die Kombination aus einer späten Ernte und einem knappen Angebot bei gleichzeitig hoher Nachfrage sorgt aktuell dafür, dass die Preise für die Kartoffeln explodieren. Knappe Restmengen aus dem Vorjahr und kaum frische Kartoffeln tragen zur Lage bei.

Importe können kaum Versorgung sichern: Lage dürfte sich bald entspannen

Zurzeit werde vermehrt auf Importware zurückgegriffen, wie agrarheute.com schreibt. Aber auch Importe könnten nur mit Ach und Krach die Versorgung sichern, wird Marktanalyst Christoph Hambloch von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft zitiert. Die Importpreise seien hoch, das sorge für hohe Einstiegspreise.

Hambloch rechnet aber auch damit, dass es für die Verbraucher schon bald wieder günstiger wird, wie die Tagesschau berichtet. Er schätzt, dass die Preise spätestens im Juli wieder fallen werden. (ful)

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