Ukraine-Geheimdienstchef sicher: Russische Offensive aus überraschender Richtung droht

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Der Chefs des ukrainischen Militärgeheimdienstes HUR, Kyrylo Budanow (Archivbild). © IMAGO/Kyrylo Chubotin/Ukrinform

Der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes warnt vor einem russischen Angriff aus dem Norden. Attacken aus dieser Richtung würden schon laufen.

Kiew – Kyrylo Budanow, der Leiter des ukrainischen Militärgeheimdienstes HUR, hat in einem Interview mit der ukrainischen Zeitung New Voice (NV), das am 13. Juli veröffentlicht wurde, seine Überzeugung geäußert, dass Russland in den nächsten Monaten einen Angriff auf die Ukraine von Norden her planen könnte. Budanow, der als „Mann ohne Lächeln“ bekannt ist, hat kein Verständnis für Zweifel an dieser Angriffsrichtung und spricht auch über gescheiterte Versuche, den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu ermorden.

Nächste russische Offensive im Ukraine-Krieg aus dem Norden? „Es geschieht bereits“

Budanow, dessen ernster Gesichtsausdruck als Symbol für Mut und Widerstand gegen den russischen Angriffskrieg gesehen wird, hat bereits mehrere Kriegseinsätze absolviert und soll angeblich zehn Mordversuche überlebt haben. Der 38-Jährige ist bekannt für seine klaren und manchmal provokativen Aussagen im Ukraine-Krieg, die oft als Teil der psychologischen Kriegsführung interpretiert werden. Nun warnt er vor einem Angriff der russischen Truppen aus dem Norden auf die Ukraine und zeigt sich fast irritiert von den Zweifeln daran.

Er äußerte sich gegenüber NV: „Wissen Sie, diese Situation kommt mir ein bisschen wie ein Witz vor. Zwei Jahre lang, als alle schrien, dass es einen Angriff aus dem Norden geben würde, bestanden wir darauf, dass es nicht dazu kommen würde. Nichts geschah.“ Doch als die Ukraine vor einem Angriff aus dem Norden warnte, begannen alle plötzlich zu fragen: „Vielleicht wird es doch nicht dazu kommen?“, so Budanow. Er fügte mit Nachdruck hinzu: „Das wird es! Es geschieht bereits.“

Ukraine-Geheimdienstchef spricht von Plänen, Kremlchef Wladimir Putin zu ermorden

Auf die Frage, ob der Angriff aus dem Norden an der Front von Sumy oder Tschernihiw stattfinden werde, wollte Budanow keine Antwort geben. Seine Begründung: „Wenn ich diese Frage beantworte, werden Sie und ich Panik auslösen. Sagen wir einfach, es gibt Probleme, und sie neigen dazu, schlimmer zu werden.“ Im Interview sprach Budanow auch von mehreren gescheiterten Attentatsversuchen gegen Putin. „Es gab Versuche, Putin zu töten, aber wie man sieht, sind auch diese bislang gescheitert.“ Er gab keine weiteren Details preis und teilte auch nicht mit, ob sein Dienst oder andere ukrainische Geheimdienste in solche Pläne involviert sein könnten.

Budanow äußerte sich gegenüber der westlichen Presse: „Ich werde dieses Jahr leider nicht viele gute Nachrichten haben“. Diese Ansicht teilt offenbar auch das Institute for the Study of War, eine US-Denkfabrik. In ihrer jüngsten Analyse berichteten sie, dass die Ukraine bis 2025 defensiv bleiben werde. Diese Aussage basiert auf den Äußerungen nicht namentlich genannter westlicher Beamter. Erst im nächsten Jahr könnte das Land in der Lage sein, eine groß angelegte Gegenoffensive durchzuführen. Putin verfolge die Strategie „konsequente schleichende Fortschritte zu machen, anstatt schnelle operativ bedeutsame Manöver.“

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