Wintereinbruch: Erstes Skigebiet in Österreich sperrt auf – Ferrarifahrer müssen schieben

  1. Startseite
  2. Welt

Kommentare

Am Hochkeil im Salzburger Land wurde am Sonntag der Arthurhauslift angeworfen. © Hochkeil - Naturschneegebiet & Freizeitberg/Facebook

Überall in den Alpen stöhnen Autofahrer über den frühen Wintereinbruch. Ein kleines Skigebiet in Österreich freut‘s und startet den Lift – im kalendarischen Sommer.

Mühlbach am Hochkönig – „So etwas habe ich noch nie erlebt.“ Mit diesen Worten beschreibt die Wirtin der Lamsenjochhütte auf 1953 Meter Höhe in Tirol das, was zurzeit in den Alpen abgeht. Der heftige Wintereinbruch hat in den Bergen ein paar Nächte nach den letzten Hochsommertagen dafür gesorgt, dass sich die Berge eine Woche vor Ende des kalendarischen Sommerendes in ein Winterwunderland verwandelt haben. Das Hotel Alpenland in Obertauern (Salzburger Land) versank förmlich im Schnee.

Für viele Hüttenwirte, die sich auf den Wanderherbst vorbereitet hatten, war der Wintereinbruch ein Problem: Sie hatten Vorräte gekauft, doch die Gäste blieben aus, viele Lebensmittel müssen jetzt weggeworfen werden. Wegen Lawinengefahr bleiben auch in den kommenden Tagen die Gäste fern. Zehn Bergwanderer wurden an der Lamsenjochhütte im Karwendel wegen des Lawinenrisikos mit dem Hubschrauber evakuiert. Der Deutsche Alpenverein hat sogar alle Hütten, mit Ausnahme der Blaueishütte im Berchtesgadener Land, geschlossen.

Im Salzburger Land nutzt man den frühen Schneefall und öffnet einfach den ersten Skilift

In Mühlbach am Hochkönig machte man aus der Not kurzerhand eine Tugend: Hier wurde die Skilift-Saison am Sonntag kurzerhand eröffnet. Dank der bis zu zwei Meter hohen Neuschneemassen wurde am 1782 Meter hohen Hochkeil beim Arthurhaus eine Piste präpariert. Der Schlepplift ging am Sonntag schon für mehrere Stunden in Betrieb.

300 begeisterte Skifahrer stürmten das Naturschnee-Skigebiet. „Ja, es ist wahr! Wir hatten heute wirklich den Arthurhauslift offen und morgen geht es nochmal ab 10.30h rund! Schaut vorbei!“, schrieben die Betreiber bei Facebook. Das Interesse war so groß, dass der Lift am Montag wieder angeworfen wurde. Und auch am Montag war der Andrang so groß, dass beschlossen wurde, den Lift bis auf Weiteres laufen zu lassen.

Nicht ganz so begeistert waren viele Auto- und Motorradfahrer, die das tief verschneite Stilfser Joch in Norditalien überqueren wollten. Die meisten waren mit Sommerreifen unterwegs. Die Wetterlage hätte allerdings Winterreifen oder gar Schneeketten erfordert. Ein Beitrag bei Instagram zeigt, wie ein BMW Cabrio oder ein knallroter Ferrari mit niederländischer Zulassung nur mit Anschieben über die 2757 Meter hohe Passhöhe kamen. Auch die Zweiradfahrer gerieten ins Schleudern -ob mit oder ohne Motor. Nur der Linienbus schien die passende Winterausrüstung zu haben, der stürmte im Eiltempo den Pass hoch.

Bei Instagram hagelt es Spott und Kritik über die Sommerreifenfahrer im Schneesturm

Kritik und Spott lassen nicht auf sich warten: „Aber wieso fahren die da rauf bei diesem Wetter, verstehe ich, nicht“, schreibt ein User. „Selbstverständlich fahr’ ich einfach weiter rauf, wenn ich Schnee sehe und Sommerreifen drauf hab. Auf dem hohen Berg wird sicher kein Schnee liegen“, ätzt eine Userin. „Wer eine Wettervorhersage lesen kann, ist klar im Vorteil“, so ein anderer.

Timmelsjoch und Großglockner Hochalpenstraße wurden wegen des vielen Schnees gesperrt. Dabei gibt es schon viele Baustellen, die den Alpen-Verkehr ausbremsen.

Der Sommerwinter könnte aber bald wieder vorüber sein: Der Wetterbericht spricht von stetig steigenden Temperaturen auf den Bergen, bis Sonntag soll es in 1800 Metern schon wieder zwölf Grad plus haben. Das heißt erst mal erhöhte Lawinengefahr, doch der Schnee dürfte bald wieder weg sein.

Auch interessant

Kommentare