Langsam ist die junge ukrainische Künstlerin Kateryna Savvova fast so eine Art Hofmalerin für Hohenpeißenberg. Nachdem sie bereits zwei Mal für die Gemeinde gearbeitet hat, hat sie nun eine Tafel gemalt, die an ein denkwürdiges Ereignis erinnert, das nun 500 Jahre zurückliegt.
Hohenpeißenberg – Kateryna Savvova ist gleich zu Beginn der Angriffe Russlands auf die Ukraine aus ihrer Heimat nach Deutschland geflohen, wo sie bei der Familie ihres Freundes in Hohenpeißenberg Zuflucht fand. Bis dahin hatte sie als Grafikdesignerin in Saporischschja gearbeitet. Der Krieg in ihrer Heimat hat ihr Leben komplett auf den Kopf gestellt: Sie musste ihr Zuhause verlassen, ihren Beruf aufgeben, eine neue Sprache lernen – bis heute büffelt sie in jeder freien Minute deutsche Grammatik und Vokabeln – und beginnen, sich ein neues Leben in einem fremden Land aufzubauen. Inzwischen lebt sie in Weilheim, hat aber weiter eine enge Verbindung zu Hohenpeißenberg, weil sie dort in der Metzgerei „Pschorr“ arbeitet.
Kürzlich hatte Kateryna Savvova neben dieser Arbeit noch einen anderen Auftrag zu erledigen, der ihr viel Freude bereitet, sie aber auch ziemlich gefordert hat: Sie hat im Auftrag der Gemeinde Hohenpeißenberg eine Tafel gemalt zum Treueschwur, der, so die Legende, vor 500 Jahren auf dem Hohen Peißenberg geleistet worden sein soll. Dafür hat sich die junge Ukrainerin intensiv mit dem Thema „Bauernkrieg“ beschäftigt, hat Berichte und Artikel über die Ereignisse vor 500 Jahren gelesen, viele alte Illustrationen angeschaut, sich mit historischen Gravuren auseinandergesetzt, unzählige Skizzen angefertigt und schließlich gemalt. „Der längste Teil der Arbeit waren die Recherche und die Skizzen“, sagt Savvova. Das Malen selber sei der kleinste Teil der Arbeit gewesen. Rund eineinhalb Wochen habe sie an der Tafel gearbeitet – wie auch schon die Male zuvor, konnte sie dazu den gemeindlichen Bauhof nutzen.
Wie berichtet, hatte Rudi Hochenauer im Gemeinderat angeregt, doch etwas zu diesem geschichtsträchtigen Datum zu machen. Damals kam auch die Idee mit der Tafel auf. Bürgermeister Thomas Dorsch bedankte sich bei der Grafikdesignerin: „Die Tafel ist etwas ganz Spezielles.“ Diese Handarbeit habe eine sehr besondere Wirkung.
Für Kateryna Savvova war es eine völlig neue Materie. Sie hatte zuvor noch nie von den Aufständen gehört, in denen die Bauern vor 500 Jahren im „Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation“ für ein besseres Leben kämpften. Und natürlich war ihr auch der Treueschwur kein Begriff, der im Frühjahr des Jahres 1525 auf dem Hohen Peißenberg geleistet worden sein und der mit zum Ende der Bauernaufstände beigetragen haben soll.
„Es war sehr interessant zu erfahren, dass es einen Kampf für Unabhängigkeit in Europa gegeben hat, der noch vor der Französischen Revolution stattgefunden hat. Davon hatte ich noch nicht gehört“, sagt Kateryna Savvova. Die Tafel zu 500 Jahre „Treueschwur auf dem Hohenpeißenberg“ zu gestalten, sei ihr auch deswegen ein Anliegen gewesen, weil sie es wichtig findet, „dass die Leute ihre Geschichte schätzen und sich an sie erinnern“, sagt die junge Grafikdesignerin. „Es kann viele Probleme bringen, wenn Du Deine Geschichte nicht kennst.“ Für den Pressetermin hat sie sich bayerisch-ukrainisch gekleidet. Sie trägt ein Dirndl und eine Bluse, wie sie zur ukrainischen Tracht gehört.
Die Tafel wandert durch den Ort
Die Tafel, die derzeit auf der Wiese gegenüber des Schächengeländes steht, zeigt drei Männer, die einen Schwur leisten. Die Künstlerin hat Acrylfarben benutzt, die sie mit Lack fixiert hat. Das Bild soll aber im Laufe der nächsten Monate jeweils zu den Plätzen wandern, an denen Veranstaltungen zu den denkwürdigen Ereignissen vor 500 Jahren stattfinden werden: Im Rahmen der Hettenfestwochen soll auch der Treueschwur eine Rolle spielen. Zudem ist am Kirchweihsonntag, 19. Oktober, ein Jubiläumstag geplant, an dem auf dem Hohen Peißenberg besonders an dieses Ereignis gedacht wird.
Der Tag startet um 10.30 Uhr mit einem Festgottesdienst in der Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt auf dem Hohen Peißenberg, den Barnabas Bögle, der Abt der Benediktinerabtei Ettal, zelebriert. Anschließend ist ein Festempfang in der Gaststätte „Bayerischer Rigi“ geplant und schließlich hält Kreisheimatpfleger Klaus Gast noch einen Festvortrag in der Wallfahrtskirche. Dabei sorgt der Lechgau Trachtenverband, der zusammen mit dem Pfarrverband Veranstalter ist, für die Musik.